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Corpus Delicti

Aufbau des Werkes

Als Science-Fiction-Roman spielt »Corpus Delicti« in der Zukunft. Dies lässt sich durch verschiedene Verweise im Text belegen, wie zum Beispiel: »in der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts« (12). Eine genaue Jahreszahl wird nicht genannt. Die Publikation Heinrich Kramers vom 14. Juli (vgl. 138) versetzt das Hauptgeschehen in die Sommerzeit. 

Da dem Roman eine Dramenfassung voraus ging, ist noch immer ein Aufbau erkennbar, der dem einer klassischen Tragödie nahekommt. Die Exposition lässt sich dabei grob in die Abschnitte »Das Vorwort« bis »Die ideale Geliebte« einordnen, in denen der Konflikt und die beteiligten Personen vorgestellt werden. Anschließend steigt die Handlung mit Mias zunehmender Zerrissenheit an. Den Höhepunkt bildet die Aufdeckung des Justizirrtums in Bezug auf Moritz’ Unschuld. Darin liegt auch der Wendepunkt der Handlung: Mia wird von einer Anhängerin der METHODE zur Gegnerin und geht von einem passiven in ein aktives Verhalten über. Anschließend fällt die Handlung ab. Mia wird verhaftet und gefangen gehalten. Die Begnadigung am Ende des Romans bedeutet für Mia eine Katastrophe, da sie sich nun dem System nicht länger entziehen kann. 

Die Kapitel gleichen dabei Szenen, die nicht nummeriert, sondern mit Überschriften versehen sind. Dabei handelt es sich stets um Formulierungen oder Namen, die im dazugehörigen Abschnitt genannt werden. Abgesehen von der »Kathedrale«, dem Handlungsort am Fluss, findet das Geschehen vorwiegend in geschlossenen Räumen statt. Zu diesen zählen Mias Wohnung, das Wächterhaus, das Gericht und das Gefängnis. Es kommen wenige Figuren vor, deren Entwicklung vor allem anhand von Dialogen nachvollziehbar ist.

Der Roman folgt einer Rahmenhandlung, die, lässt man »Das Vorwort« außen vor, von Mias Urteil (vgl. 9f.) bis hin zu dessen Vollstreckung im letzten Kapitel »Das Ende« reicht. Dazwischen erfolgt ein in sich geschlossener Rückblick, der zu diesem Urteil führt und in dessen Vollstreckung mündet. An diesem Punkt fließen die Zeitstränge ineinander über. Dieser Rückblick nimmt allerdings die Haupthandlung ein und wird im Präsens erzählt. Dabei wird er von weiteren Analepsen (Rückblenden) unterbrochen. Diese schauen in die Zeit vor Moritz’ Tod zurück und erzählen seine Geschichte im Präteritum, was den Zeitbezug nochmals unterstreicht. Während der übergeordnete Rückblick um Mias Prozess einer chronologischen Anordnung folgt, trifft dies auf die kurzen Analepsen nicht zu. Die verwobenen Handlungsstränge kreieren einen Spannungsbogen und machen auf die zunehmenden Parallelen zwischen den Geschwistern aufmerksam.

Die Erzählung erfolgt überwiegend aus Mias Blickwinkel. Allerdings werden auch die Perspektiven anderer Figuren einbezogen, wie zum Beispiel die der Richterin Sophie auf Seite 51 oder von Lutz Rosentreter auf Seite 220f.

Veröffentlicht am 7. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 7. April 2023.