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Drama

Die Dramatik gehört neben Lyrik und Epik zu den drei großen Gattungen der Literatur. Sie wird auch handelnde Dichtung oder Bühnendichtung genannt. Das literarische Produkt heißt Drama. Es ist der Oberbegriff für alle Arten von Bühnenstücken wie Komödie, Tragödie oder Schauspiel.

Was ist ein Drama?

Ein Drama ist traditionell für die Aufführung auf einer Bühne konzipiert. Die Handlung wird durch die beteiligten Personen als Schauspiel vorgetragen. Üblich ist ein dramatisches, also aufregendes und spannungsgeladenes Ende. Je nach Art des Konflikts kann ein Drama tragisch, komisch oder auch absurd sein.

Dramatik – Begriffsherkunft

Der Begriff Dramatik leitet sich ab vom griechischen drāma = Handlung, Geschehen. Dramatik ist also handelnde Dichtung.


Die vier Kennzeichen dramatischer Dichtung

1. Fiktion und Simulation:

Eine Fiktion ist etwas, das nur in der Vorstellung existiert. Wenn man einen dramatischen Text nur liest und die Handlung nicht auf der Bühne sieht, so handelt es sich um einen fiktionalen Text. Der Leser muss sich die erfundene Wirklichkeit als etwas tatsächlich Gegebenes vorstellen.

Eine Simulation dagegen ist eine Nachbildung und Vortäuschung von Sachverhalten und Vorgängen. Wenn ein Drama auf der Bühne aufgeführt wird, wandelt sich die Fiktion in Simulation. Die Handlung wird jetzt körperlich erlebbar. Während der Fantasie des Lesers in der Fiktion keine Grenzen gesetzt sind, muss sich die Simulation im Rahmen der Darstellbarkeit bewegen.

2. Sprechsituation:

Die Sprechsituation bezeichnet den Kontext und die Voraussetzungen für sprachliche Äußerungen. Die Sprechsituation wird bestimmt durch Ort und Zeit, Anlass, Absicht, die Rolle des Sprechenden und die Rolle des Adressaten. Die Sprechsituation bezieht sich also auf die Umstände, unter denen etwas gesagt wird und nicht auf das Gesagte selbst.

Dramatische Texte haben anders als epische Texte (Märchen, Romane, Novellen, …) keinen Erzähler. Dadurch ergibt sich die Sprechsituation für den Leser oder Zuschauer meist erst durch das Gesagte. Das heißt, von den Äußerungen der Figuren muss der Zuschauer oder Leser auf Ort, Zeit, Anlass, Absicht usw. schließen.

3. Figurenrede:

Da es im Drama keinen Erzähler gibt, der Situationen, Milieus und persönliche Hintergründe der Figuren beschreiben könnte, müssen sich alle nötigen Details aus der Figurenrede ergeben, also dem gesprochenen Wort der Figuren des Dramas. Die Figurenrede hat im Drama also zwei wesentliche kommunikative Aufgaben: Erstens muss sie die Welt der Figuren erklären, sodass das Bühnengeschehen für den Leser oder Zuschauer Sinn ergibt; zweitens muss die Handlung des Dramas durch die Rede der Figuren angeregt und vorangebracht werden.

4. Zeichenvielfalt:

Es gibt Details, die sich im Drama allein durch die sprachlichen Signale der Figurenrede nicht vermitteln lassen. Hier kommen verschiedene außersprachliche Signale und Zeichen zum Einsatz. Man unterscheidet dabei zwischen akustischen (hörbaren) und optischen (sichtbaren) Signalen.

Die akustischen Zeichen der Darsteller umfassen Sprache, Akzent, Redeweise, Stil, Sprechtempo, Tonhöhe, Stimmführung und Lautstärke.

Akustische Zeichen, die nicht von den Darstellern selbst, sondern von der Bühne eingesetzt werden, sind Geräusche, Musik oder eine Stimme aus dem Off (als Off wird der unsichtbare Bereich beziehungsweise der Hintergrund einer Bühne bezeichnet).

Optische Zeichen der Darsteller sind die Statur, Physiognomie (Erscheinungsbild und Ausdruck des Darstellers, besonders des Gesichts), Mimik (Gebärden- und Mienenspiel), Gestik (Gesamtheit der Gesten), Bewegung, Maske (Schminke, Bart, Perücke) sowie Kostüm (Verkleidung).

Optische Zeichen von Seiten der Bühne sind das Bühnenbild, Aufbauten, Dekoration, Requisiten, die Beleuchtung, aber auch Spruchbänder und Projektionen.


Merkmale des griechischen Dramas


Geschlossenheit (die drei Einheiten):

Geschlossene Handlung: Die Handlung ist folgerichtig, also konsequent und der Logik entsprechend.

Einheit der Zeit: Die Handlung spielt sich innerhalb eines Tages ab.

Einheit des Ortes: Es gibt keinen Ortswechsel innerhalb der Handlung.

Struktur des aristotelischen Dramas:

  1. Vorgeschichte und Herausarbeitung des Konflikts.
  2. Knüpfung: Ansteigende Handlung.
  3. Peripetie: Höhepunkt.
  4. Lösung: Abfallende Handlung.
  5. Umschlag aus Unwissenheit in Erkenntnis.

Aufbau eines geschlossenen Dramas

Ein dramatischer Text wird dann als geschlossenes Drama bezeichnet, wenn er folgender Struktur folgt. Viele geschlossene Dramen haben dem fünfteiligen Aufbau entsprechend auch fünf Akte.

Einleitung (Exposition): Informationen über Hintergründe und Voraussetzungen der Handlung.

Erregendes Moment: Ein wichtiges Ereignis oder eine bedeutsame Entscheidung des Helden. Das erregende Moment setzt die Verwicklung in Gang.

Umkehr (Peripetie): Entscheidender Wendepunkt. Die Situation verkehrt sich in ihr Gegenteil.

Tragisches Moment: In einer Tragödie, also einem Drama mit tragischen Ausgang, zeigt sich hier, dass der Konflikt nicht mehr aufzulösen ist. Ein versöhnliches Ende ist nicht mehr möglich.

Moment der letzten Spannung: In einer Komödie wird hier der glückliche Ausgang der Handlung verzögert.

Katastrophe: In einer Tragödie bedeutet die Katastrophe den Untergang des Helden; dadurch wird der Konflikt auf tragische Weise gelöst. In eine Komödie werden die Missverständnisse aufgelöst, was zu einem glücklichen Ende führt.


Bestimmte Abschnitte eines Dramas

  • Antistrophe: Ein Chorlied im antiken griechischen Drama.
  • Aufzug: Ein in sich geschlossener Abschnitt eines Dramas.
  • Epilog: Das Nachspiel in einem Drama.
  • Exposition: Einleitung eines Dramas; Vorstellung von Personen und Hintergründen.
  • Intermezzo: Ein Zwischenspiel in einem Drama.
  • Katastrophe: Die Schlusshandlung eines Dramas mit der entscheidenden Wendung.
  • Massenszene: Eine Szene, in der eine große Anzahl an Personen auftritt.
  • Moment: Das Moment ist die Szene im Drama, die zum Höhepunkt des Konfliktes hinleitet oder den Handlungsablauf absichtlich verzögert, um die Spannung zu erhöhen.
  • Monolog: Ein Selbstgespräch.
  • Peripetie: Der entscheidende Wendepunkt beziehungsweise Umschwung in einem Drama.
  • Retardierendes Moment: Eine die Handlung verzögernde Szene.

Bestimmte Arten von Dramen

  • Absurdes Drama: Das absurde Drama stellt eine moderne Dramenform dar.
  • Dramolett: Ein kurzes Drama, auch Minidrama oder Mikrodrama genannt.
  • Geschichtsdrama: Eine historisches Drama.
  • Komödie: Ein Lustspiel; ein Drama mit glücklichem Ausgang.
  • Mirakelspiel: Ein mittelalterliches, geistliches Drama, das von den Wundertaten der Jungfrau Maria und der Heiligen handelt.
  • Moralität: Ein mittelalterliches Drama mit belehrendem Charakter, in dem Begriffe wie Leben, Tod, Tugend und Laster als Personen dargestellt werden.
  • Mysterienspiel: Ein mittelalterliches, geistliches Drama.
  • Ritterdrama: Ein Drama mit einem Ritter als Hauptperson.
  • Sittenroman oder Sittenstück: Ein Drama, das auf kritische Weise die Sitten einer Epoche abbildet.
  • Tragikomödie: Ein Drama mit komischen und tragischen Elementen.
  • Tragödie: Trauerspiel; ein Drama mit tragischem Ausgang, üblicherweise dem Tod des Helden.
  • Versdrama: Ein in Versen geschriebenes Drama.

Personen in einem Drama

  • Antiheld: Im Unterschied zur aktiv handelnden Heldenfigur eines Dramas ist der Antiheld eine passive oder negative Hauptfigur.
  • Dramatis Personae: Die Personen, die in einem Drama auftreten.
  • Held: Die Hauptperson eines Dramas.
  • Koryphäe: Der Chorführer im antiken Drama.
  • Protagonist: Der erste Schauspieler im antiken Drama; allgemein wird so die Hauptperson bezeichnet.
  • Tritagonist: Der dritte Schauspieler im altgriechischen Drama.

Weitere Fachbegriffe

  • Inszenierung: Die Vorbereitung, Gestaltung und Leitung der Aufführung eines Dramas.
  • Dramaturgie: Die Bearbeitung und Gestaltung eines Dramas; außerdem wird so die Lehre vom Drama bezeichnet.

Synonyme

Synonyme, die beim Schreiben von Zusammenfassungen, Interpretationen und Textanalysen anstelle des Wortes Drama verwendet werden können (das sorgt für einen abwechslungsreichen Stil):

  • Bühnendichtung
  • Bühnenstück
  • Bühnenwerk
  • dramatisches Werk
  • Schauspiel
  • Theaterstück
  • Werk

Englische Begriffe

Im Folgenden einige englische Bezeichnungen, die beim Verfassen englischer Inhaltsangaben (plot summaries), Interpretationen (interpretations) oder Textanalysen (textual analyses) hilfreich sein könnten:

  • drama
  • dramatization
  • piece
  • play
  • show
  • theatrical work

Inhaltsangaben von Dramen

Für die Inhaltsangabe eines Dramas gelten die üblichen Regeln.
Auf Inhaltsangabe.de findest du zahlreiche Zusammenfassungen von Dramen.

Seite veröffentlicht am 26.02.2010. Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.