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Draußen vor der Tür

Prüfungsfragen

  • Welche Funktion hat der Andere in »Draußen vor der Tür«?

    Der Andere ist ein fantastisches Wesen, das als Beckmanns Gegenstimme auftritt und als Alter-Ego beziehungsweise als Teil von ihm gesehen werden kann. Er ist sein stetiger Begleiter, der Beckmann als unbeugsamer Optimist vom Leben überzeugen will, während dieser sich nach dem Tod sehnt.

    Es gelingt ihm zumindest, Beckmann von einer Station zur nächsten zu bewegen. Am Ende muss Beckmann erkennen, dass er genauso Täter wie Opfer ist. Beide Anteile sind in ihm vereint. Der Andere verschwindet darauf.

  • Was macht die Generation aus, der Beckmann, aber auch Wolfgang Borchert angehört haben?

    Die Generation beschreibt eine »verlorene Jugend«, die zu jung war, um andere Erfahrungen als die des Nationalsozialismus und des Krieges zu machen. Dadurch kann sie nicht für die Geschehnisse und Entwicklung zur Verantwortung gezogen werden, muss sich aber dennoch dem Schicksal beugen. Vom Krieg zugerichtet, kehrt die »verlorene Jugend« nach Jahren in ihre Heimat zurück, um festzustellen, dass diese nicht mehr dieselbe ist. Die jungen Männer erleben Perspektivlosigkeit.

  • Was haben der Oberst, der Kabarettdirektor und Frau Kramer gemeinsam?

    Im Gegensatz zu Beckmann, der sich bewusst mit der Schuldfrage auseinandersetzt, weisen der Oberst, der Kabarettdirektor und Frau Kramer diese von sich. Als Unterstützer und Mitläufer unterstützen sie somit ein unmenschliches System, in dem Beckmann nicht leben will. Er beschuldigt alle drei, für seinen Selbstmord verantwortlich zu sein, und weist ihnen die Rolle der Täter zu.

  • Handelt es sich bei dem Werk um eine Autobiografie?

    Wolfgang Borchert war wie sein Protagonist Beckmann 25 Jahre alt, als er das Werk schrieb. Auch er war an der Front und kehrte als Kriegsheimkehrer in seine Heimatstadt Hamburg zurück.

    Allerdings handelt es sich nicht um eine Autobiografie, denn anders als Beckmann wurde Borchert bei seiner Familie aufgenommen und floh, bevor er in Gefangenschaft geraten konnte. Borchert thematisiert in »Draußen vor der Tür« am Beispiel Beckmanns das Schicksal einer ganzen Generation, nicht sein eigenes.

  • Welcher Dramenstruktur folgt das Stück? Was zeichnet diese aus?

    »Draußen vor der Tür« ist ein Stationendrama. Es ist zwar in Szenen gegliedert, folgt jedoch keinem Spannungsbogen. Eine Entwicklung oder Umkehr bleibt aus. Stattdessen wird die Anfangsthese immer wieder bestätigt.

    Beckmann durchläuft verschiedene Stationen, wobei das Ende einer Szene den Übergang zur nächsten bildet. Mit dem Schluss gelangt er wieder an den Anfang. Der Konflikt kann nicht gelöst werden.

  • Worin zeigt sich der Objektcharakter Beckmanns?

    Beckmann legt seinen Vornamen nach der Begegnung mit seiner Frau ab. Er vergleicht die Nennung seines Namens mit der eines Möbelstücks. Der Oberst verzichtet im Gespräch mit Beckmann auf die Nennung des Subjekts und unterstützt damit eine im Militär vorangetriebene Ordnung, welche das Individuum für den Krieg zum Objekt reduziert hat. Beckmann ist mit der Schuldfrage auf der Suche nach dem Subjekt, erfährt auf seinen Stationen jedoch immer wieder Rückschläge.

  • Welche Rolle wird Gott im Drama zugeschrieben?

    Gott tritt als weinerlicher alter Mann auf. Entscheidend sind die Attribute »erschüttert« anstatt »jämmerlich«. Gott beweint das Schicksal der Menschen, auf welches er keinen Einfluss hat, da es von ihnen selbst herbeigeführt ist. Deshalb ist Gott auch kein Kandidat, dem Beckmann die Verantwortung zurückgeben könnte. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, den jeweils anderen verlassen zu haben. Doch während sich die Menschen aufgrund ihrer Enttäuschung über die ausbleibende Hilfe Gottes aktiv von ihm abwenden, behält Gott seine Zuneigung zu den Menschen, die er »seine Kinder« nennt.

  • Welche Bedeutung hat die Frage für das Werk?

    Beckmann ist auf der Suche nach seiner Heimat, nach den Verantwortlichen, dem Umgang mit der Schuld und einem Weg, sich vom Objekt wieder zum Subjekt zu entwickeln. Diese Prozesse sind von Fragen bestimmt.

    Wie ist ein Leben in einer Gesellschaft möglich, die an den alten Normen festhält, ohne sich mit der Schuldfrage auseinanderzusetzen? Parallel sucht Borchert in diesem Werk nach einer Möglichkeit, die Wahrheit in einer Sprache auszudrücken, die nicht vom Faschismus geprägt ist. Schlussendlich bleiben Beckmanns Fragen unbeantwortet.

  • Welche sprachlich/stilistischen Mittel treten vordergründig auf und welche Wirkung wird dadurch erzielt?

    Das Drama wird von Borcherts einzigartigem Sprachstil bestimmt, welcher sich verschiedener Stilmittel bedient. Vordergründig ist die Wiederholung, die entweder trocken für sich steht oder gar die Bedeutung eines Sachverhalts umkehrt. In jedem Fall dient sie dem Ausdruck von Beckmanns Innenwelt. Ellipsen spiegeln das zerrüttete Leben wider. Mit Hyperbeln, Metaphern, Lautmalerei und Alliterationen gelingen Borchert bildhafte Umschreibungen.

  • Die Tür ist ein wiederkehrendes Motiv im Drama. Gehe auf dieses genauer ein.

    Die Tür wird bereits im Titel genannt und zieht sich von da an in verschiedenen Situationen und Beschreibungen durch das gesamte Stück. Sie steht für die Trennung von drinnen und draußen, wobei sich Beckmann immer draußen befindet. Dabei ist die Tür nicht nur ein Portal, sondern auch eine Grenze, die Beckmann nicht überschreiten kann. Weiterhin symbolisiert sie Beckmanns Absonderung von der Gesellschaft und von seinem Leben, wie es vor dem Krieg war.

Veröffentlicht am 28. September 2023. Zuletzt aktualisiert am 28. September 2023.