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Der Steppenwolf

Inhaltsangabe

Vorwort des Herausgebers

Im Vorwort zu Harry Hallers Aufzeichnungen erläutert der Herausgeber, wie er an diese gekommen ist: Im Haus seiner Tante habe er etwa zehn Monate Wand an Wand mit dem knapp 50-jährigen Haller gelebt und ihn als vergeistigten und vereinsamten Büchermenschen kennengelernt. Haller schätze die bürgerliche Welt, habe aber keinen Zugang zu ihr und bezeichne sich selbst als Steppenwolf. Der Herausgeber empfindet Sympathie für den unzugänglichen Mann, der viel raucht und trinkt.

Als Haller unvermittelt und ohne Abschied verschwindet, hinterlässt er seinem Nachbarn ein Manuskript. Nach dessen Lektüre versteht der Herausgeber: Als scharfsichtiger Intellektueller findet Haller in einer geistlosen und unkritischen Zeit keine Heimat und lebt deshalb als isolierter Einzelgänger. Haller leidet nicht an einer individuellen seelischen Krankheit, sondern an der Krankheit der Zeit selbst.

Harry Hallers Aufzeichnungen I

Haller hasst das Mittelmaß. Er sehnt sich nach starken Gefühlen, wie er sie nur während eines Konzerts, beim Studium klassischer Literatur oder in der körperlichen Liebe spürt. Massenvergnügungen empfindet er als ebenso dekadent wie Jazzmusik. Während eines Streifzugs durch die nächtliche Stadt entdeckt er an einer Mauer eine Leuchtreklame »Magisches Theater. Eintritt nicht für jedermann. Nur für Verrückte«. Er fühlt sich angesprochen. Später schenkt ihm ein fremder Mann ein Büchlein mit dem Titel »Tractat vom Steppenwolf«.

Tractat vom Steppenwolf

Das Traktat handelt von einer Figur namens Harry Haller, die Steppenwolf genannt wird. Haller hat zwei Naturen, eine menschliche und eine wölfische, die miteinander in Feindschaft leben, sich gegenseitig belauern und bloßstellen. Diese Zwiespältigkeit macht nicht nur ihn selbst unglücklich, sondern auch die Menschen, die ihn lieben.

Kennzeichnend für den Steppenwolf sind Beziehungslosigkeit und Vereinsamung infolge der absoluten Freiheit und Unabhängigkeit, für die er in seiner Jugend gekämpft hat. Daneben gehört er zur sogenannten Gruppe der Selbstmörder: Er erwartet die Erlösung nicht im Leben, sondern weiß, dass ihm der Tod jederzeit als Ausweg offen steht. Infolge seiner Individualisierung fühlt sich der Steppenwolf außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Er sehnt sich zugleich aber nach Zugehörigkeit. Dieser Konflikt lässt sich nur lösen, indem er Humor ausbildet.

Der zweigeteilte Steppenwolf ist ein naiver Erklärungsversuch eines viel komplexeren Sachverhalts: Während der Körper eine Einheit bildet, ist die Seele eine undurchschaubare Vielheit. Der Steppenwolf schützt sich vor dieser beängstigenden Vorstellung, indem er sich abwechselnd auf die kultivierte Menschenhälfte und die triebhafte Wolfshälfte beruft. Zur wirklichen Menschwerdung gehören jedoch Hingabe, Leidensbereitschaft und Wandel.

Harry Hallers Aufzeichnungen II

Haller erinnert sich an ein Gedicht, das er kürzlich verfasst hatte und dessen Inhalt dem des Traktats ähnelt. Aus beiden zieht er die Erkenntnis, dass er entweder sterben oder sich ändern und neu werden muss. Frühere Versuche sich zu wandeln hatten ihn den guten Ruf, das Vermögen und die Ehe gekostet. Deshalb entscheidet er sich jetzt für Selbstmord.

Zunächst setzt er sein normales Leben fort. Als eine Abendeinladung bei einem jungen reaktionären Professor im Streit endet, beschließt Haller, sich zu Hause umzubringen. In Angst vor dem Tod treibt er durch die Stadt. In einem Wirtshaus kommt er mit einer ihm unbekannten Frau ins Gespräch. Sie behandelt Haller wie einen kleinen Jungen und hält ihm vor, akademisch gebildet zu sein, jedoch einfache Dinge wie Tanzen nicht zu beherrschen. Haller verabredet sich mit der Frau zum Essen. Dabei erfährt er ihren Namen: Hermine. Außerdem behauptet sie, ein Spiegel für Haller zu sein, in dem er Antworten auf seine Fragen finde. Sie werde ihm beibringen, das Leben zu genießen. Dafür müsse er ihren Befehlen folgen. Der letzte Befehl werde lauten, sie zu töten.

In den nächsten Tagen lehrt Hermine Haller den Foxtrott und schließlich besuchen sie eines der Tanzlokale, die ihm bisher verhasst waren. Hermine bringt Haller mit der Prostituierten Maria zusammen und macht ihn mit dem attraktiven und geheimnisvollen Saxofonisten Pablo bekannt. Haller verliebt sich in Maria.

Haller beginnt, sich zu verändern. Er sucht die Begegnung mit Pablo, der anders als er selbst nicht wertet und verurteilt, dafür Leichtigkeit in sein Leben bringt. Mit Maria genießt Haller eine außergewöhnlich sinnliche Liebe. Erinnerungen an vergangenes Glück kehren zurück und Haller empfindet sein Leben in der Rückschau als reich.

Hermine unterrichtet ihn weiterhin im Tanzen mit dem Ziel, an einem großen Maskenball teilzunehmen. Auf dem Maskenball fühlt Haller sich so lange fremd und nicht dazugehörig, bis er Hermine begegnet. Diese hat sich als Hallers Jugendfreund Hermann verkleidet und Haller ist verzaubert von ihr: Aus Freundschaft wird Begehren. Von da an erlebt Haller das Fest wie im Rausch. Er genießt Musik und Rhythmus und ist Teil der Gemeinschaft, etwas, das ihm nie zuvor geschehen ist.

Pablo verschafft Hermine und Haller Zutritt in sein »Magisches Theater«. Dort soll Haller das Lachen lernen und aufhören, sich ausschließlich als Steppenwolf wahrzunehmen. Beim Blick in einen Spiegel erkennt Haller zunächst unzählige verschiedene Figuren, von denen jede eine andere Facette seines Selbst darstellt. Hinter geschlossenen Türen mit geheimnisvollen Aufschriften erwarten Haller Fantasiewelten, die ihm helfen sollen, sich selbst besser kennenzulernen und seine Persönlichkeit neu zu erfinden. In der Welt der Unsterblichen begegnet Haller einem lachenden Mozart, der sich über ihn lustig macht.

Schließlich aber fällt Haller in seine alte Zerrissenheit zurück. Er sieht sich wieder als Steppenwolf. In diesem Zustand findet er Hermine nackt neben Pablo liegen und tötet sie mit einem Messer. Daraufhin wird Haller von einem Gericht verurteilt. Der Staatsanwalt wirft ihm vor, das Magische Theater mit der Wirklichkeit verwechselt und einem Mädchen zum Selbstmord verholfen zu haben. Haller wird bestraft und vom Gericht schallend ausgelacht. Mozart stößt hinzu und ermahnt Haller, er müsse lernen, das Leben mit Humor zu nehmen und zu lachen. Mit diesen Worten verwandelt er sich in Pablo und Haller ist entschlossen, das Lachen zu lernen.

Veröffentlicht am 26. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 26. Mai 2023.