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Der Steppenwolf

Rezeption und Kritik

Hesses »Steppenwolf« rief bei seiner Veröffentlichung im Jahre 1927 sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Die zeitgenössischen Literaturkritiker und Schriftsteller reagierten größtenteils enthusiastisch auf das neue Werk des Autors (Cornils, 2009). Thomas Mann beispielsweise lobte die experimentelle Form von Hesses Roman, wenngleich andere, bspw. Kurt Tucholsky, sich deutlich kritischer äußerten (Patzer, 2017). Dass der Roman die Gemüter spaltete, liegt insbesondere an seiner gesellschaftskritischen Tendenz, welche der Lyriker Alfred Wolfenstein, ein Zeitgenosse Hesses, sehr treffend auf den Punkt brachte: 

<ol>Es handelt sich um einen Anarchisten, der voll rasender Wut auf dieses falsch dastehende Dasein Warenhäuser und Kathedralen zerschlagen und der bürgerlichen Weltordnung das Gesicht ins Genick drehen möchte. Es handelt sich um einen Revolutionär des Ichs … Der Steppenwolf ist eine Dichtung des gegenbürgerlichen Mutes. (Suhrkamp, 2011)</ol>

Hesses Leserschaft empfand den Roman als sehr anspruchsvoll und verlangte nach etwas, das weniger Leid und Qual zum Ausdruck brachte – manche bezeichneten den »Steppenwolf« als »Schreckensbuch« und »schamloses Machwerk« (Patzer, 2017). Mit seinem nächsten Roman schlug Hesse daher eine sehr andere Richtung ein: Bei »Narziss und Goldmund« handelt es sich um eine romantische, im Mittelalter spielende Erzählung (Cornils, 2009). 

Dennoch fand der »Steppenwolf« eine breite Leserschaft und wurde insbesondere ab Mitte der 60er Jahre sehr gern von der US-amerikanischen Jugendbewegung und in den 70ern von den Hippies gelesen (Patzer, 2017). Sogar eine amerikanische Rockband gab sich den Namen »Steppenwolf« (ebd.)

Heutzutage wird der Roman als eines der wichtigsten Werke Hesses gesehen, und aufgrund seiner surrealistischen Eigenschaften auch als eines von Hesses bizarrsten Werken (Garland, 1997). Für viele Literaturwissenschaftler zählt der »Steppenwolf«, zusammen mit Kafkas »Schloss«, Manns »Zauberberg« etc., zu den sechs großen Romanen der Hochmoderne, die zwischen 1920 und 1933 verfasst wurden (Swales, 2009). In der literaturwissenschaftlichen Forschung liegen die Schwerpunkte vor allem auf den autobiographischen Aspekten des Romans, aber auch auf der reichen Symbolik und dem komplexen Aufbau. (Patzer, 2017)

 

Veröffentlicht am 26. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 26. Mai 2023.