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1984

Prüfungsfragen

  • Inwiefern kann man »1984« als Warnung verstehen?

    Orwell schrieb den Roman zu einer Zeit, in der die Gesellschaft durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg stark gezeichnet war. Aufgrund von eigenen Erfahrungen mit dem russischen Totalitarismus beschäftigte ihn die Sorge, wie sich die Menschheit weiterentwickeln würde. Mit 1984 wollte er keinen realen Zukunftsentwurf erschaffen, sondern vielmehr die Menschen aufrütteln und aufzeigen, was passieren könnte. Es ist ein scharfsinniges und kritisches Buch über Krieg, Politik und die Gefahr des Totalitarismus und Strebens nach Macht.

  • Welche Meinung hat die Partei zur Sexualität und wie nutzt sie diese, um ihre Mitglieder zu kontrollieren?

    Das freie Ausleben und der Spaß an Sexualität werden in Ozeanien als eines der schlimmsten Verbrechen bestraft. Vor allem Sex zwischen zwei Parteimitgliedern ist streng verboten. Anders sieht es mit dem Aufsuchen von Prostituierten in Prole-Vierteln aus – diese werden zwar auch geahndet, aber nur mit milden Strafen. Das Ziel der Partei ist es, durch den Entzug von Sex eine Anstauung von Energie zu verursachen. Diese Energie kann dann in Hass, Krieg und die Verehrung des Großen Bruders gesteckt werden. Zur Durchsetzung von Enthaltsamkeit gibt es zum Beispiel schon frühe Erziehung der Bürger in der Schule und den Junioren-Anti-Sex-Bund, der sich für künstliche Befruchtung einsetzt. Sex soll nur zwischen zwei Ehepartnern zum Einsatz kommen, um Nachkommen zu erzeugen, und von diesen lediglich als unangenehmes, aber notwendiges Übel betrachtet werden.

  • Wodurch definiert sich die Beziehung von Winston und Julia und wie lehnen sich die beiden gegen das System auf?

    Winston und Julia verlieben sich, weil sie beide den Drang haben, gegen das System zu rebellieren. Julias persönliche Form von Rebellion ist es, sexuelle Beziehungen vor allem mit Parteimitgliedern zu unterhalten. Winston und sie sehen ihren sexuellen Kontakt als Statement gegen die Anti-Sex-Politik der Partei. Die beiden sind jedoch in anderer Hinsicht oft nicht immer einer Meinung: Julia hat in ihrer Rebellion nur ihre eigenen Bedürfnisse im Blick und kein Interesse daran, die Strukturen im Ganzen zu ändern beziehungsweise zu verstehen. Winston will im Gegensatz dazu das System als solches verändern und versucht oft, mit Julia Diskussionen auf einer philosophischeren Ebene zu führen, was diese meist abblockt.

  • Wo hat die Geschichte ihren Höhepunkt?

    Es gibt zwei Höhepunkte in der Geschichte, in denen die Spannung auf die Spitze getrieben wird. Der erste findet sich im 10. Kapitel des zweiten Teils, als Winston und Julia gefangen genommen werden: Hier bewahrheiten sich Winstons Vorhersagen, der Vertraute Charrington stellt sich als Mitglied der Gedankenpolizei heraus und der sichere Hafen der Liebenden wird zerstört. Den zweiten Höhepunkt findet man dann im 5. Kapitel des Dritten Teils: Winston wird mit seiner größten Angst, einem Käfig voller Ratten, konfrontiert und kapituliert vor der Partei.

  • Welche Rolle spielt die Sprache in »1984« und wie wird sie zur Kontrolle und Manipulation der Menschen eingesetzt?

    Die Sprache spielt eine wichtige Rolle im Bestreben der Partei, die Realität zu kontrollieren. Neusprech vereinfacht und manipuliert die Sprache im Sinne der politischen Interessen der Partei. Da Sprache eng mit der Realität zusammenhängt, wird im gleichen Zug das Denken vereinfacht. Das Sprechen soll nur noch im engen Rahmen der Engsoz-Ideologie möglich werden und »Gedankenverbrechen« nicht mehr zulassen. Damit geht auch die Vernichtung vieler bekannter Werke der Kultur einher.

  • Welche Funktion haben Winstons Träume?

    Winstons Träume sind ein Tor zu seinem Unterbewusstsein. Sie stellen die Welt der Gefühle dar, die oft unwillkürlich ist und scheinbar nicht von der Partei kontrolliert werden kann. In der Welt von »1984« gibt es keine Individualität mehr, keine Seele der Menschen und auch keine Vergangenheit. Winstons Träume sind eine Verbindung zu all diesen Dingen.

  • Welches Verhältnis hat Winston zu O’Brien?

    Winston fühlt eine starke Verbundenheit zu O’Brien. Schon zu Beginn des Romans hat er den Eindruck, dass er mit O’Brien reden kann und hält ihn daher irrtümlicherweise für einen Verbündeten. O’Brien ist eine mehrdimensionale Figur, die Winston sowohl als Freund, Vater, Lehrer, Priester, Inquisitor und Folterer wahrnimmt. Trotz der Folter ändern sich Winstons Gefühle ihm gegenüber nicht – er bewundert ihn und hält ihn für klüger als sich selbst. Diese Art von Liebe und Bewunderung erinnert an die Verehrung, die die Bewohner Ozeaniens dem Großen Bruder entgegenbringen.

  • Welche Symbole verwendet Orwell und warum sind diese so wichtig für die Handlung?

    Orwell verwendet eine Vielzahl von Symbolen, um die Bedeutung der Ereignisse hervorzuheben. Wichtig dabei sind zum Beispiel der gläserne Briefbeschwerer, den Winston bei Mr. Charrington kauft, und der Abzählreim, den er von diesem kennenlernt. Beides sind Gegenstände der Vergangenheit, die Winston um jeden Preis festhalten und rekonstruieren möchte.

    Ein weiteres Symbol ist das Goldene Land, mit dem Winston die ersehnte Zukunft verbindet, in der ein natürliches und friedliches Leben möglich ist. Diese Symbole verdeutlichen Winstons Obsession mit der Vergangenheit und seinen tiefen Wunsch, das Leben eines Menschen zu führen und aus dem gegenwärtigen System auszubrechen.
    Auch Figuren werden in symbolischer Intention eingesetzt: So stehen der Große Bruder symbolisch für die Partei und deren Ideologie, Emmanuel Goldstein für den Widerstand und die Proles für den natürlichen, zu Liebe fähigen Menschen.

  • Welche Rolle spielen die Proles nach Winstons Meinung für den Widerstand?

    Winston hält schon zu Beginn in seinem Tagebuch fest, dass es die Proles sind, die die letzte Hoffnung für den Widerstand darstellen. Im Laufe des Romans besucht er immer wieder die Prole-Viertel Londons und macht sich einen eigenen Eindruck von ihnen. Er glaubt, sie könnten das System umstürzen, einerseits, weil sie ihm zahlenmäßig überlegen sind. Andererseits betrachtet er die Proles als ursprüngliche, richtige Menschen, die noch nicht von der Partei zu etwas anderem umgeformt wurden. Sie sind fähig, ihre Gefühle zuzulassen und haben Vorstellungen von Liebe und Moral. Dadurch sind sie auch eine Verbindung zur Vergangenheit, in der alle Menschen so lebten.

  • Was ist das Ziel der Partei?

    Winston denkt zuerst, die Partei würde die Herrschaft zum Besten der Menschheit innehaben, um letzten Endes Gutes zu bewirken, dass sie die Menschen beschütze, weil sie schwach seien. O’Brien klärt ihn jedoch über das wahre Ziel der Partei auf. Es geht ihr immer nur um Macht. Diese Macht ist für sie kein Mittel zum Zweck, um die Menschen klug in eine bessere Zukunft führen zu können, sondern ein »Endzweck« (357). Macht definiert O’Brien als Macht über den Menschen, die darin bestünde, ihm Schmerz zuzufügen; »den Geist eines Menschen in Stücke zu reißen und dann nach eigenem Belieben wieder neu zusammenzufügen« (361).

Veröffentlicht am 31. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2023.