1984

Zitate und Textstellen

• »Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei plus zwei vier ergibt. Wenn das gilt, ergibt sich alles übrige von selbst.«
  – (Winstons Tagebuch, S. 112)

  Dieses Zitat markiert den Anfang von Winstons Gedankenverbrechen gegen die Partei. Es wird immer wieder wiederholt und aufgegriffen, um zu veranschaulichen, wie die Partei die Kontrolle über die Realität beansprucht: Sie trainiert den Menschen mithilfe von Doppeldenk und Gehirnwäsche das selbstständige, logische Denken und Empfinden vollständig ab. Im Endresultat ist die Realität nichts mehr, was objektiv einsichtig wäre, sondern immer etwas von außen, vom Staat Vorgegebenes.

• »Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft – wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.«
  – (Parteiparole, S. 49)

  In dieser Parole der Partei wird verdeutlicht, wie die Partei ihre Macht über die Realität erlangt. Die Partei ist der Auffassung, dass die Vergangenheit nur im Gedächtnis der Menschen existiert. Durch die Kontrolle über das Gedächtnis mithilfe von Doppeldenk, Gehirnwäsche und der Anpassung von Fakten im Ministerium für Wahrheit ist die Vergangenheit von der Partei abhängig. Damit übernimmt die Partei die Kontrolle über die Zeit.

• »Macht ist kein Mittel, sie ist ein Endzweck. Man etabliert keine Diktatur, um eine Revolution zu festigen; man macht eine Revolution, um eine Diktatur zu etablieren. Das Ziel von Verfolgung ist die Verfolgung. Das Ziel der Folter ist Folter. Das Ziel der Macht ist Macht.«
  – (O’Brien, S. 357)

  Im Ministerium für Liebe führt O’Brien lange Diskussionen mit Winston über das Wesen der Partei. Dabei erklärt er Winston zu dessen Überraschung, dass die Partei nicht über die Menschen herrschen will, weil sie das Beste für sie im Sinn hat. Stattdessen gibt er zu, dass es die Diktatur nur zum Erreichen der Macht gibt.

• »Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke.«
  – (Parteiparolen, S. 25)

  Die erste und dritte Parteiparole werden in Goldsteins Buch in Kapitel 9 genauer erklärt. Die Partei führt dauerhaften Krieg, um das Volk arm und damit dumm zu halten und so eine Revolution zu verhindern. Durch Doppeldenk wird den Menschen das Denken abgewöhnt – so können sie frei von eigenen Gedanken und Gefühlen ganz nach der Parteiideologie handeln. Der Mensch als Individuum existiert nicht mehr – nach Ansicht von O’Brien ist er stark, weil er im Kollektiv verschmilzt und damit unsterblich wird.

• »Der Große Bruder sieht dich.«
  – (Plakatunterschrift, S. 6)

  Dieser Satz steht unter den Plakaten des Großen Bruders, die überall in Ozeanien aufgehängt sind. Seine Augen haben die Angewohnheit, einen anzusehen, egal, wo man sich befindet. Das symbolisiert die ständige Überwachung, der die Parteimitglieder ausgesetzt werden. Sie haben praktisch kein Privatleben mehr und sogar ihre Gedanken und Gefühle sind für die Partei zugänglich. Der »Große Bruder« (engl. »Big Brother«) hat den Eingang in unsere heutige Alltagssprache gefunden und ist immer noch ein beliebtes Symbol für dauerhafte Überwachung.

• »Vielleicht wollte man gar nicht in erster Linie geliebt, sondern verstanden werden.«
  – (Winston, S. 342)

  Sogar unter schlimmster Folter fühlt Winston noch immer eine starke Verbundenheit zu O’Brien. Die Darstellung ihrer Beziehung ist sehr ungewöhnlich, denn O’Brien ist ein vielschichtiger Charakter, von dem sich Winston schon zu Beginn verstanden fühlt. In O’Brien findet er zwar keinen Verbündeten, aber zum ersten Mal jemanden, der sich auf seine Diskussionen einlässt und seine Handlungen und Gedanken nachvollziehen kann: Dies konnte nicht einmal Julia, die nie dasselbe Interesse an Revolution hatte wie er.

• »Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft machen wollen, dann stellen sie sich einen Stiefel vor, der ein menschliches Gesicht zertrampelt – unaufhörlich.«
  – (O’Brien zu Winston, S. 363)

  Dieses Zitat ist deswegen so wichtig, weil es das Hauptziel und die gewünschte Zukunft der Partei darstellt. O’Brien erklärt Winston, dass die Partei allein nach Macht strebt, und dass diese Macht über den Menschen ausgeübt wird. Die Zukunft der Partei ist voll von Schmerz und Hass und geprägt von dem Ziel, alle Menschlichkeit auszulöschen.

• »Solange sie sich nicht ihrer selbst bewusst werden, werden sie niemals rebellieren, und solange sie nicht rebelliert haben, werden sie sich nicht ihrer selbst bewusst.«
  – (Winstons Tagebucheintrag über die Proles, S. 98)

  Winston ist der Ansicht, dass nur die Proles mit ihren 80% Bevölkerungsanteil eine Chance hätten, das Regime zu stürzen. Das Zitat ist ein Beispiel für einen Widerspruch, von welchen der Roman geprägt ist: Da die Partei die Proles absichtlich klein hält, fehlt ihnen die Intelligenz für einen Umsturz. Hoffnung scheint vergeblich.

• »Die Wirklichkeit existiert im menschlichen Geist und sonst nirgendwo. Nicht im Geist des Einzelnen, der Fehler machen kann und ohnehin bald vergeht – nur im Geist der Partei, die kollektiv und unsterblich ist.«
  – (O’Brien zu Winston, S. 338)

  O’Brien führt viele Diskussionen mit Winston in den Folterkammern des Ministeriums für Liebe am Ende des Romans. Oft schweifen sie dabei in die Metaphysik ab, in die philosophische Disziplin, die sich mit den Geheimnissen der Realität beschäftigt. Die Partei vertritt die Ansicht, dass die Wirklichkeit nicht objektiv ist, sondern sich im menschlichen Geist befindet, der formbar ist. Da die Partei den Geist formt, ist sie es, die entscheidet, was wahr ist.

• »Wenn man jemanden liebte, liebte man ihn, und wenn man nichts anderes geben konnte, gab man ihm oder ihr immer noch Liebe.«
  – (Winston, S. 221)

  Das Thema Liebe taucht immer wieder im Roman auf. Winston denkt in dieser Textstelle an seine Mutter, die in seinen Augen im Gegensatz zu ihm ein richtiger Mensch gewesen ist. Denn sie besaß die Fähigkeit zu tiefen, bedingungslosen Gefühlen, etwas, das den Menschen unter der Herrschaft der Partei systematisch abtrainiert wird.