Im Zimmer über Charringtons Laden erwacht Winston mit Tränen in den Augen neben Julia. Er hatte einen Traum, in dem eine beschützende Handgeste vorkam, die auch seine Mutter immer gemacht hatte. Er verliert sich in Erinnerungen aus der Vergangenheit: Sein Vater verschwand früh und seine Mutter kämpfte darum, das Überleben von Winston und seiner kleinen Schwester zu sichern. Winston jedoch war ein egoistisches Kind, das immer zusätzliche Essensportionen verlangte und mit dem Hunger nicht zurechtkam.

Eines Tages entriss er seiner ebenfalls hungernden Schwester ein Stückchen Schokolade und floh dann aus dem Haus. Als er beschämt zurückkehrte, waren Mutter und Schwester verschwunden. Winston erinnert sich nur noch daran, wie seine Mutter seine sterbende Schwester schützend umarmte. Jetzt denkt er, dass seine Mutter und auch die Proles ihm eine entscheidende Sache voraushaben: Menschlichkeit. Denn beide sind noch von Gefühlen und Impulsen geleitet, was die Partei versucht auszulöschen.

Winstons Ziel ist es, menschlich zu bleiben. Julia und er versprechen sich, ihren Gefühlen füreinander auch nach ihrer Ergreifung treu zu bleiben und auch unter Folter nie aufzuhören, einander zu lieben.

In Kapitel 8 besuchen Winston und Julia O’Brien in seiner Wohnung. Das Wohnhaus O’Briens bildet einen Gegensatz zu den Victory-Wohnblocks: In dieser Wohnung eines Inneren Parteimitglieds gibt es Diener und Aufzüge, gutes Essen und guten Tabak und große, luxuriöse Räume. Ein Diener führt sie ins Arbeitszimmer, wo O’Brien noch seine Arbeit beendet. Dann erhebt er sich und schaltet zum Erstaunen seiner Gäste seinen Telemonitor ab.

Winston erklärt, dass Julia und er Feinde des Regimes seien und bittet O‘Brien, sie in die Bruderschaft aufzunehmen. O’Brien lässt von seinem Diener Wein bringen und spricht einen Trinkspruch auf Emmanuel Goldstein, den Führer der Bruderschaft, aus. Auch der Diener leistet ihnen dabei Gesellschaft, denn auch er ist ein Teil der Verschwörung.

O’Brien nimmt Winston und Julia das Versprechen ab, ihr Leben für die Sache zu geben. Beide müssten bereit sein, bis zum Äußersten zu gehen, was auch hieße, Mord, Verrat und Selbstmord zu begehen, unter Umständen auch Kinder zu opfern und sich für immer zu trennen. Nur bei Letzterem erheben sie Einspruch, willigen dann aber doch ein.

O’Brien erklärt, dass die Bruderschaft ein geheimes Unternehmen sei und man mit Ergebnissen wohl erst lang nach dem Ende ihrer aller Leben rechnen könne. Man könne sicher sein, dass man als Mitglied dem Tod geweiht ist, da man der Gedankenpolizei nicht entkommen könne.

Julia verlässt das Haus und O’Brien kündigt an, Winston eine Kopie von Goldsteins Buch zukommen zu lassen. Dafür soll ein geheimer Austausch von Winstons Aktentasche arrangiert werden. Erst nachdem Winston das Buch gelesen habe, könne er ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft sein. O’Brien kündigt zum Schluss noch ein Wiedersehen an dem Ort, an dem es keine Dunkelheit gäbe, an. Damit greift er einen Satz auf, den Winston von ihm schon einmal in einem Traum gehört hat.

Zuletzt fragt Winston O’Brien nach dem Kinderreim und dieser kann die fehlende Zeile der Strophe ergänzen.

Gleich zu Beginn des 7. Kapitels erwacht Winston erneut aus einem Traum. Träume sind ein Mittel, das Unbewusste darzustellen und außerdem das Unkontrollierbare – in seinen Träumen entzieht sich Winstons Geist der Kontrolle der Partei. Sie sind oft Gegenentwürfe zur gewünschten Lebensführung, denn Winstons Träume sind von seinen Gefühlen geprägt.

Durch den Traum von seiner Familie und das Gespräch mit Julia darüber handelt er rebellisch – er akzeptiert seine Vergangenheit und beschäftigt sich mit dieser. Die Träume sind wie der Briefbeschwerer und die Reime eine Verbindung zu der alten Zeit.

Der Traum von seiner Mutter und ihrer bedingungslosen Liebe der Schwester gegenüber rückt das Thema der Liebe in den Vordergrund. Wieder fragt sich Winston, was es eigentlich bedeutet, ein Mensch zu sein. Er kommt zu dem Schluss, dass es darum geht, seine tiefsten Gefühle zu akzeptieren, wie es die Proles tun. Zu Julia sagt er: »Die Proles sind Menschen. […] Wir sind keine.« (223) Mit dem Versprechen, an ihren Gefühlen füreinander festzuhalten, versprechen sie sich, menschlich zu bleiben. Denn sie glauben, dass die Partei sie zwar foltern, aber nicht in ihr Innerstes vordringen kann. In dieser Sache sind sie sich einig: »Die Gefühle eines Menschen konnten sie nicht verändern.« (225) Hier zeigt sich die Naivität der beiden Figuren – diese These wird später im Roman widerlegt.

Der Besuch bei O’Brien verdeutlicht den großen Unterschied eines Inneren Parteimitglieds zu einem Mitglied der Äußeren Partei: Er lebt in einer luxuriösen Wohnung mit gutem Essen, Tabak und Bediensteten. Es wird deutlich, dass es sich um eine Herrschaft der Elite handelt.

Zudem erhält man ein Beispiel für eine vollständige Nachricht in Neusprech (vgl. 227), die seltsam abgehackt und unnatürlich klingt. Die gesprochene Sprache hat eher Ähnlichkeiten mit einem Telegrammstil als mit richtiger Sprache (vgl. zu Neusprech auch Analyse des Anhangs).

Es gibt außerdem einen weiteren Moment des Foreshadowing: O’Brien versichert Winston, sie werden sich an dem »Ort, an dem es keine Dunkelheit gibt« (239) wiedertreffen. Dieses Versprechen kennt Winston schon aus einem Traum, den er einige Jahre zuvor gehabt hat. Darin versichert ihm O’Brien genau dasselbe (vgl. 36f.). Winston ist der Meinung, er meine die herbeigesehnte, bessere Zukunft (vgl. 142) und hat ähnliche Assoziationen daran wie an seine Vorstellung des Goldenen Landes. Was die Phrase tatsächlich bedeutet, wird Winston erst später im Roman erfahren.

Am Ende des 8. Kapitels vervollständigt O’Brien die Strophe des Abzählreims und beweist damit, dass er ihn als Einziger komplett kennt. Das kann man als Hinweis auf den weiteren Handlungsverlauf und auf O’Briens Identität sehen, denn mit diesem Wissen zeigt er sich schon hier als Beherrscher der Vergangenheit (vgl. Herforth 2016: 102).