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Im Westen nichts Neues

Kapitel 6

Zusammenfassung

Bäumers Kompanie muss wieder an die Front. Die Soldaten halten sich dort in Unterständen auf, die jederzeit von einem Geschoss getroffen werden können. Dies macht sie gleichgültig, weil sie dem Zufall vertrauen müssen, dass sie am Leben bleiben. In den Unterständen an der Front herrscht eine Rattenplage. Die Soldaten versuchen, ihre Verpflegung vor den Ratten zu schützen und sie zu töten.

Bäumer erläutert die Vorzüge und Nachteile der verwendeten Waffen und beschreibt emotionslos, wie die Gegner damit genau getötet werden.

Die Soldaten warten tagelang mit Gasmasken auf einen Giftgasangriff und sind angespannt. Als in einer Nacht der Artilleriebeschuss beginnt, werden Gräben und Unterstände zerstört und es kann kein Proviant geholt werden, sodass die Soldaten Angst haben und hungrig sind. Einige der neuen Rekruten erleiden Panikanfälle, als der Unterstand von einem Geschoss getroffen, aber nicht zerstört wird. Einer von ihnen läuft ohne Deckung nach draußen und wird getroffen. Ein anderer läuft mit dem Kopf gegen die Wand und wird von den übrigen festgebunden.

Auf den Artilleriebeschuss folgt ein Angriff der französischen Gegner aus der Nähe mit Maschinengewehren. Bäumer beschreibt, wie sie gegenseitig aufeinander schießen und Handgranaten werfen und wie sich dabei die eigene Zerstörungswut entlädt. Sich wehren zu können empfinden sie als befreiend gegenüber dem ungewissen Ausharren in den Unterständen. Der Kampf führt zu einem rauschhaften Zustand, in dem sie nur noch den Gegner töten wollen. Einige der Soldaten stehlen Verpflegung von den Gegnern und verspeisen sie nach dem Gefecht.

Auf die Kampfszene folgt eine längere Reflexion Bäumers über Erinnerungen an die Jugend. Er sagt, dass die Erinnerungen lautlos seien und damit im Kontrast zur permanenten Geräuschkulisse der Front stünden. Sie lösen keine Wünsche, sondern Trauer aus, da er und seine Freunde durch die traumatischen Erlebnisse gleichgültig und oberflächlich geworden seien, wodurch es für sie nun nicht mehr möglich sei, die gleichen Empfindungen wie früher zu haben.

Es folgen weitere Angriffe und Gegenangriffe, wodurch immer mehr Tote auf dem Schlachtfeld liegen. Die Verwundeten, die nach Hilfe rufen, suchen sie, um sie zu töten und ihr Leiden zu verkürzen. Die Leichen verwesen auf dem Feld, da sie sie nicht wegbringen können.

Im nochmaligen Artilleriebeschuss sterben viele Soldaten, vor allem junge Rekruten, und es kommen neue zur Verstärkung. Bäumer beschreibt sie als unerfahren, wodurch sie mehr Arbeit machen als zu nützen. Einige sterben, weil sie die verschiedenen Geschossarten nicht auseinanderhalten können, andere, weil sie ihre Gasmasken zu früh absetzen.

Bäumer begegnet Himmelstoß in einem Graben und entdeckt, dass er sich mit einem Streifschuss im Unterstand versteckt. Bäumer beschimpft ihn aus Wut, dass die jungen Rekruten draußen sind und ihr ehemaliger Ausbilder sich hier versteckt. Er zwingt ihn, den Unterstand zu verlassen und weiterzukämpfen. Das Verhältnis zwischen ihnen hat sich umgekehrt. Bäumer unterweist nun an der Front die jungen Soldaten.

Als die zweite Kompanie, zu der Bäumer gehört, abgelöst wird, sind von ursprünglich 150 Personen noch 32 am Leben. Von den Protagonisten ist Haie Westhus tödlich verwundet.

Analyse

In diesem Kapitel wird der erste Einsatz an der Front innerhalb der beschriebenen Handlung dargestellt. Dabei werden die Erlebnisse in einem Verlauf beschrieben, in dem die Dramatik zuerst zu- und anschließend wieder abnimmt. Dieser inhaltliche Verlauf wird auch mit sprachlichen Mitteln umgesetzt:

Zuerst ist es noch ruhig. Auf der Fahrt zur Front scherzen die Soldaten. Als sie an einer zerschossenen Schule vorbeifahren, an der neue Särge aufgestapelt sind, meint Tjaden zu Detering: »Sei froh, wenn du noch einen Sarg kriegst […], dir verpassen sie doch nur eine Zeltbahn für deine Schießbudenfigur, paß auf!« (S. 90). An der Front angekommen folgt ein tagelanges Warten auf einen Angriff, bei dem die Anspannung steigt: »Der Morgen graut, ohne daß etwas erfolgt. Nur immer dieses nervenzerreibende Rollen drüben, Züge, Züge, Lastwagen, Lastwagen, was konzentriert sich da nur? Unsere Artillerie funkt ständig hinüber, aber es hört nicht auf, es hört nicht auf. –« (S. 94) Hierbei unterstreichen die Wiederholungen das zermürbende Gefühl des Wartens.

Dann ist zunächst das Trommelfeuer aus der Ferne vernehmbar. Hierfür werden ausdrucksstarke Metaphern verwendet, die das Geschehen bildlich vorstellbar machen, zum Beispiel: »die Nacht ist ein Brüllen und Blitzen« (S. 96).

Anschließend kommt es zu einem Kampf, bei dem sich die gegnerischen Soldaten persönlich begegnen und bei dem es zu einem grausamen gegenseitigen Töten kommt, das Bäumer wie einen Rauschzustand beschreibt: »Wären wir keine Automaten in diesem Augenblick, wir blieben liegen, erschöpft, willenlos. Aber wir werden wieder mit vorwärts gezogen, willenlos und doch wahnsinnig wild und wütend, wir wollen töten […].« (S. 104)

Nach den Kämpfen folgen mehrere Tage des Grauens, in dem sie nach Verletzten suchen und einen Sterbenden schreien hören, den sie jedoch nicht finden können. Die restliche Zeit an der Front wird nicht im Detail beschrieben, es muss sich aber um mehrere Wochen handeln, denn bei der Abfahrt war noch Sommer, inzwischen ist es Herbst geworden.

Die trübe Herbststimmung untermalt hier die starke Erschöpfung, als der Rest der Kompanie nach ihrem Einsatz schließlich wieder abgeholt wird, nachdem fast 80 Prozent der Kompanie umgekommen sind:

    Der Morgen ist grau, es war noch Sommer, als wir hinausgingen, und wir waren 150 Mann. Jetzt friert uns, es ist Herbst, die Blätter rascheln, die Stimmen flattern müde auf: »Eins – zwei – drei – vier –«, und bei zweiunddreißig schweigen sie. (S. 123)
Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.