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Im Westen nichts Neues

Kapitel 5

Zusammenfassung

Die Soldaten sind zurück im Barackenlager und entlausen sich. Sie haben bereits erfahren, dass Himmelstoß im Lager angekommen ist. Er wurde zu ihnen geschickt, um an der Front zu kämpfen, weil er die Rekruten in der Kaserne zu hart behandelt hat.

Bäumer und seine Freunde unterhalten sich darüber, was sie machen würden, wenn plötzlich Frieden wäre. Kropp sagt, dass er keine konkreten Pläne habe, sondern erst einmal abhauen und sich betrinken würde. Über Kat erfährt man, dass er eine Frau und einen Sohn hat und dass er zu ihnen nach Hause gehen würde, um sich um sie zu kümmern. Haie Westhus würde am liebsten mit einer Frau ins Bett gehen und lange Zeit über nichts anderes nachdenken müssen. In seinen Beruf als Torfstecher möchte er nicht zurück. Er meint, er würde lieber im Militärdienst bleiben, da das angenehmer sei und man sich um frische Kleidung und Verpflegung nicht sorgen müsse. Tjaden würde sich an Himmelstoß rächen und aufpassen, dass er das Lager nicht verlässt, bevor er ihn verprügelt hat.

Detering beteiligt sich kaum an dem Gespräch. Er ist in Gedanken stets bei seiner Familie und auf seinem Hof und sagt nur, er würde zu seiner Arbeit als Landwirt zurückkehren.
Himmelstoß kommt zu der Gruppe und versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Seine ehemaligen Rekruten geben ihm zu verstehen, dass sie sich ihm nicht mehr unterordnen. Sie duzen ihn und zeigen ihm gegenüber keinen Respekt. Tjaden bezeichnet ihn als »Sauhund« (S. 76), woraufhin Himmelstoß androht, er komme vor das Kriegsgericht, was Tjaden jedoch nicht beeindruckt.

Nachdem Himmelstoß sich wieder entfernt hat und auch Tjaden mit Westhus und Leer gegangen ist, sprechen die anderen wieder über den Frieden. Sie sind sich einig, dass ihre Schulbildung ihnen nichts genützt hat. Müller meint, sie werden nach dem Krieg wohl wieder in die Schule gehen und einen Beruf lernen. Kropp sagt jedoch, dass sie sich nach den Erlebnissen an der Front nicht daran werden gewöhnen können, anders als Kat, Detering und Westhus, die bereits vor dem Krieg gearbeitet haben. Ihr Gespräch endet mit Kropps Erkenntnis, dass der Krieg sie »für alles verdorben« (S. 80) habe.

Als Himmelstoß mit dem Feldwebel und einigen anderen zurückkommt, um zu fragen, wo Tjaden ist, macht Kropp ihm klar, dass er seinen Freund nicht verrät, und beleidigt Himmelstoß. Tjaden und Kropp erhalten Arrest wegen ihrer Aufmüpfigkeit gegenüber Himmelstoß.

Bäumer und Kat stehlen Gänse aus einem Stall und bereiten sie in einem verlassenen Schuppen zu. Während sie nachts die Gans braten, fühlt Bäumer sich dem älteren Freund sehr verbunden. Da die Zubereitung lange dauert, wechseln sie sich ab, während immer einer schläft. Im Halbschlaf denkt Bäumer über Kameradschaft im Krieg nach. Er drückt auf poetische Weise sein Gefühl von Verlorenheit aus. Nachdem Kat und Bäumer gegessen haben, bringen sie die Reste zu Tjaden und Kropp, die noch im Arrest sind.

Analyse

In diesem Kapitel werden zu einem großen Teil Gespräche zwischen den Soldaten beschrieben, wodurch der Leser einiges über die einzelnen Personen erfährt. Auch der derbe Umgangston, von dem Bäumer bereits im ersten Kapitel gesprochen hat, wird hier deutlich:

    Müller […] schreckt Haie Westhus aus seinen Verprügelträumen.
    »Haie, was würdest du denn machen, wenn jetzt Frieden wäre?«
    »Er müßte dir den Arsch vollhauen, weil du hier von so etwas überhaupt anfängst«, sage ich, »wie kommt das eigentlich?«
    »Wie kommt Kuhscheiße aufs Dach?«, antwortet Müller lakonisch und wendet sich wieder an Haie Westhus. (S. 72)

Nach kurzem Überlegen antwortet Haie Westhus darauf:

    »Dann kämen doch wieder Weiber, nicht?« – Haie leckt sich das Maul. […]
    »Meine Fresse noch mal […], dann würde ich mir so einen strammen Feger schnappen, so einen richtigen Küchendragoner, weißt du, mit ordentlich was dran zum Festhalten, und sofort nichts wie rin in die Betten! […]« (S. 72)

Bäumer selbst hält sich in dem Gespräch zunächst zurück. Über ihn erfährt der Leser nicht, was er machen würde, wenn plötzlich Frieden wäre. Er meint nur, dass er etwas ganz Besonderes machen würde, das es wert sei, das gegenwärtige Leid ertragen zu haben. Seine Aussage »Man müßte Rentier sein und dann ganz allein in einem Walde wohnen können« (S. 79) sticht heraus, da sie ausweichend ist und sich nicht auf ein realistisches Leben für ihn nach dem Krieg bezieht. Sie kann so verstanden werden, dass er sich ein bürgerliches Leben in der Gesellschaft gar nicht mehr vorstellen kann und sich stattdessen in eine ganz andere Welt wünscht. Mit Rentier könnte hier Rentner gemeint sein. Die Assoziation mit dem Wald lässt aber auch die Deutung zu, dass hier das Tier gemeint ist.

In diesem Kapitel wird auch das Thema der Generation erneut aufgegriffen. Bäumer gibt zu, dass ihm alles »aussichtslos und verzweifelt« (S. 80) erscheint, und Kropp bestätigt das mit der Aussage: »Der Krieg hat uns für alles verdorben« (ebd.).

An das Gespräch mit den Freunden schließt sich auch hier wieder ein Moment der Reflexion Bäumers an, in dem es heißt:

    Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mußten darauf schießen. Die erste Granate, die einschlug, traf in unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom Tätigen, vom Streben, vom Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran; wir glauben an den Krieg. (S. 81)

Dies bezeichnet Bäumer als »das gemeinsame Schicksal unserer Generation« (S. 80). Dieses immer wieder aufgegriffene Motiv betont, dass es in dem Roman nicht um das Schicksal der Person Paul Bäumer geht, auch wenn man den Krieg aus seiner persönlichen Perspektive geschildert bekommt.

In der Episode im Schuppen, in der Bäumer und Kat die Gans zubereiten, wird das Thema der Freundschaft und Kameradschaft vertieft, das für Bäumer einen sehr hohen Stellenwert hat. Bäumer beschreibt hier einerseits den Verlust zärtlicher Gefühle: »[…] und wenn man ihn streicheln würde, könnte er es vielleicht nicht mehr verstehen, der Soldat mit den großen Stiefeln und dem zugeschütteten Herzen […]« (S. 88). Andererseits bringt er seine freundschaftliche Liebe zu Kat zum Ausdruck, der für ihn wie ein Bruder ist: »Ich sehe im Halbschlaf Kat den Löffel heben und senken, ich liebe ihn, seine Schultern, seine eckige, gebeugte Gestalt […]« und »Kat steht vor mir, sein riesiger gebückter Schatten fällt über mich wie eine Heimat« (S. 88).

In diesem Kapitel wird erneut der Kontrast zwischen dem rauen Umgangston der Soldaten und den poetischen, hier schwärmerischen Gedanken Bäumers zum Ausdruck gebracht. Die letzte Episode zeigt, dass entgegen der Behauptung Bäumers die zärtlichen Gefühle und die Traurigkeit in ihm nicht ausgelöscht sind.

Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.