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Im Westen nichts Neues

Figuren

Figurenkonstellation

Im Westen nichts Neues – Figurenkonstellation
  • Paul Bäumer

    Paul Bäumer ist der Protagonist und der Ich-Erzähler in »Im Westen nichts Neues«. Zu Beginn, als er sich freiwillig für den Dienst an der Front meldet, ist er 19 Jahre alt. Er kommt aus einem bürgerlichen Milieu, ist in einer armen Familie mit einer häufig kranken Mutter und einem hart arbeitenden Vater aufgewachsen und besucht ein Gymnasium. Er hat mindestens zwei Schwestern. Bäumer und sechs seiner Klassenkameraden lassen sich von ihrem Lehrer Kantorek dazu überreden, sich freiwillig zum Dienst an der Front im Ersten Weltkrieg zu melden.

    Über seine persönlichen Vorlieben und Wünsche erfährt man wenig, da er kaum Hoffnung auf ein normales Leben nach dem Krieg hat. In seiner Schulzeit hat er literarische Texte verfasst, was darauf hindeutet, dass er sich für die Schriftstellerei interessiert.

    Bäumer denkt viel darüber nach, welche Auswirkungen der Krieg auf ihn und seine Kameraden hat. Dabei betrachtet er sich selbst nicht als Einzelperson, sondern als Teil einer Generation. Der Kriegsdienst hat ihn zwar abgehärtet und pragmatisch gemacht, er zeigt aber trotzdem Empathie und denkt oft über seine Freunde nach. Während er gegen die Eltern- und Lehrergeneration eine Abneigung hat, weil er sie als Verantwortliche für das Leid sieht, dem er jeden Tag begegnet, ist ihm die Kameradschaft mit Gleichaltrigen sehr wichtig.

    Auch wenn Bäumer über sich selbst wenig erzählt, zeigen seine Handlungen, dass er sich für andere einsetzt, sie nicht verurteilt und ihnen gegenüber meist wohlwollend ist. Dafür gibt es mehrere Beispiele: Er besucht als Einziger Kemmerich ein zweites Mal im Lazarett und versucht, wenn auch unbeholfen, ihn zu trösten (Kapitel 2). Als ein junger Rekrut sich an der Front vor Angst in die Hose macht, verspottet er ihn nicht, sondern beruhigt ihn und hilft auch anderen jungen Soldaten, sich zurechtzufinden (Kapitel 4 und 6). Seinen besten Freunden Kropp und Kat steht er auch in Gefahrensituationen bei. Er stützt Kropp, als er schwer verletzt wird und lässt ihn nicht zurück, obwohl er selbst verwundet ist. Er nimmt Rücksicht auf ihn, als er selbst wieder laufen kann, seinem Freund aber das Bein amputiert wird (Kapitel 10). Kat trägt er trotz der Gefahr, selbst getroffen zu werden, zu den Sanitätern (Kapitel 11).

    Bäumer ist der letzte von seinen ehemaligen Klassenkameraden und den neuen Freunden aus der Kompanie, der an der Front kämpft. Er stirbt einen Monat vor Kriegsende an einem verhältnismäßig ruhigen Tag. Der Leser erfährt keine genauen Umstände seines Todes, nur dass er einen »gefaßten« (S. 259) Gesichtsausdruck hat.

  • Stanislaus Katczinsky (genannt Kat)

    Kat gehört zu Bäumers besten Freunden. Er hat einen handwerklichen Beruf gelernt (Bäumer vermutet, dass er Schuster ist [vgl. S. 37]), ist verheiratet und hat ein Kind. Er ist vierzig Jahre alt und damit älter als die anderen beschriebenen Soldaten aus der zweiten Kompanie. Damit ist er auch Bäumers einzige positive und nahbare Bezugsperson aus der älteren Generation.

    Kat wird ausführlicher beschrieben als die anderen Freunde des Ich-Erzählers. Bäumer nennt ihn »das Haupt unserer Gruppe« (S. 9). Er sagt über ihn, er habe einen »sechsten Sinn« (S. 37), da er sehr geschickt darin ist, nützliche Gegenstände oder Lebensmittel zu beschaffen, obwohl diese knapp sind. Kat ist nicht nur älter, sondern hat auch mehr Fronterfahrung als die anderen in der Gruppe. Daher orientieren sie sich an seinen Einschätzungen bei Gefahren. Wenn er unruhig wird, ist das ein Zeichen für die anderen, dass es ernst wird.

    Kat unterhält sich gern und hat eine klare Meinung über den Krieg und die Menschen. Seine Ansichten sind zwar nicht sehr differenziert, aber er bringt oft das auf den Punkt, was seiner Erfahrung entspricht. Seiner Meinung nach macht Bildung dämlich. Diese Erkenntnis zieht er daraus, dass gebildete Menschen wie der Lehrer Kantorek Schüler in den Krieg schicken und nicht in der Lage sind, die Folgen abzusehen (vgl. S. 16).

    Er erkennt, wie leicht Menschen sich durch Macht korrumpieren lassen und dass das hierarchische System beim Militär es ermöglicht, diese Macht zu missbrauchen (vgl. S. 43–44). Er selbst hat das Leben als einfacher Soldat vollständig verinnerlicht. Er weiß sich und den anderen zu helfen und scheint am wenigsten psychisch unter den Folgen zu leiden. Zwar sagt er, dass er, wenn der Krieg vorbei wäre, für seine Familie sorgen würde, aber er ist nicht so stark von Zweifeln geplagt wie Bäumer und hat kein so starkes Heimweh wie Detering.

    Kat stirbt durch einen Granatsplitter, der ihm in den Kopf schlägt, während Bäumer ihn auf dem Rücken zur Sanitätsstation trägt.

  • Albert Kropp

    Albert Kropp ist in derselben Schulklasse wie Bäumer und 19 Jahre alt, als er sich mit seinen Klassenkameraden freiwillig zum Kriegsdienst meldet. Er gehört zu Bäumers besten Freunden. Kropp denkt ähnlich über den Krieg wie Bäumer und ist genauso desillusioniert wie er. In einem Gespräch mit den Freunden sagt er auf die Frage, was er machen würde, wenn Frieden wäre, dass damit sowieso nicht zu rechnen sei, aber wenn, dann würde er sich erst einmal betrinken, weil er keine Perspektive für sich und seine Altersgenossen sehe. An ein normales Leben nach der Front würden sie sich ohnehin nicht gewöhnen können. Er meint, dass der Krieg sie »für alles verdorben« (S. 80) habe.

    An seinen kritischen, teils zynischen Bemerkungen zeigt sich, dass Kropp intelligent, aber auch verbittert ist. Bäumer bezeichnet ihn als »Denker« (S. 41). So schlägt Kropp zum Beispiel vor, dass Kriege wie Schaukämpfe auf Volksfesten ausgetragen werden sollten, bei denen die Minister und Generäle in Badehosen mit Knüppeln aufeinander einschlagen.

    Als Himmelstoß, der die Soldaten in der Ausbildung schikaniert hat und nun von ihnen Respekt einfordert, zu ihnen ins Barackenlager kommt, lässt Kropp ihn auflaufen und zeigt ihm mit einem sarkastischen Kommentar seine Überlegenheit: »[…] Wenn Sie nächstens mit rausgehen, werden die Mannschaften, bevor sie sterben, erst vor Sie hintreten, die Knochen zusammenreißen und zackig fragen: Bitte wegtreten zu dürfen! Bitte abkratzen zu dürfen! Auf Leute wie Sie haben wir hier gerade gewartet« (S. 83).

    Gegenüber seinen Kameraden ist Kropp loyal. Als Himmelstoß von ihm wissen will, wo Tjaden ist, den er bestrafen will, macht Kropp ihm klar, dass er seinen Freund nicht verrät.

    Als Kropp nach einer Beinverletzung ins Lazarett kommt und ihm ein Bein amputiert wird, verschließt er sich immer mehr und sagt, dass er sich lieber erschießen als so weiterleben wolle.

    Ob Kropp nach seiner Beinamputation stirbt, sich das Leben nimmt oder nach dem Krieg weiterlebt, erfährt man nicht. Bäumers Äußerung »Von den alten Leuten sind nicht mehr viele da. Ich bin der letzte von den sieben Mann aus unserer Klasse« (S. 257) kann so verstanden werden, dass Kropp tot ist. Es kann aber auch bedeuten, dass von seinen ehemaligen Klassenkameraden niemand mehr an der Front ist, was bedeuten würde, dass Kropp als Einziger überlebt hat.

  • Müller

    Müller ist aus der gleichen Klasse wie Bäumer und wie dieser zu Beginn 19 Jahre alt. Sein Vorname wird im Roman nicht genannt. Er hält am stärksten von allen an der Schulbildung fest. Der Ich-Erzähler sagt über ihn, dass er »noch Schulbücher mit sich herumschleppt und vom Notexamen träumt; im Trommelfeuer büffelt er physikalische Lehrsätze« (S. 8).

    Im Gespräch der Freunde darüber, was sie im Frieden machen würden, geht Müller davon aus, dass sie nach dem Krieg die Schulbildung fortsetzen und einen Beruf lernen werden. Es ist auch Müller, der dieses Gespräch begonnen hat.

    Im ersten Kapitel fällt Müllers Verhalten am Krankenbett seines sterbenden Kameraden Kemmerich auf. Er wirkt unsensibel, da er sich vor allem für Kemmerichs Stiefel interessiert und gegenüber dem Kranken sogar noch einen besserwisserischen Kommentar abgibt. Als dieser erzählt, dass ihm seine Uhr gestohlen wurde, meint Müller: »Ich habe dir ja immer gesagt, daß man so eine gute Uhr nicht mitnimmt« (S. 18).

    Bäumer rechtfertigt Müllers Verhalten und sagt, sein pragmatisches Denken sei den Umständen geschuldet: »Würden die Stiefel Kemmerich etwas nutzen, dann liefe Müller lieber barfuß über Stacheldraht, als zu überlegen, wie er sie bekommt.« (S. 24)

    Man kann sein Verhalten als taktlos bewerten, es aber auch so verstehen, dass Müller eine starke Motivation hat, den Krieg gut zu überstehen. Müller bekommt Kemmerichs Stiefel, die nach seinem Tod Bäumer erhält.

    Müller stirbt qualvoll, nachdem er von einer Leuchtkugel in den Magen getroffen wurde und bei »vollem Verstande und furchtbaren Schmerzen« (S. 246) noch eine halbe Stunde weitergelebt hat.

  • Leer

    Leer gehört zu den 19-Jährigen Klassenkameraden von Bäumer und hat sich wie diese freiwillig zum Dienst an der Front gemeldet. Er wird als »guter Mathematiker« (S. 250) beschrieben. Er hat einen Vollbart und wirkt älter als er ist. Er interessiert sich für Frauen und hat eine »Vorliebe für Mädchen aus den Offizierspuffs« (S. 8). Laut Bäumer war er der erste in der Klasse, der ein Verhältnis hatte, wovon er den anderen auch freizügig erzählte.

    An einer Episode in Kapitel 7 zeigt sich, dass seine Sehnsucht nach Begegnungen mit Frauen sich von der Bäumers und Kropps Träumen unterscheidet: Als diese ein Theaterplakat mit einer Frau betrachten, verbinden sie diese mit »Heiterkeit, Schönheit und Glück« (S. 128). Als Leer und Tjaden dazukommen, »wird die Unterhaltung ziemlich schweinisch« (S. 129). So ist es auch Leer, der die französischen Frauen anspricht, mit denen Bäumer, er und Kropp sich heimlich treffen. Bäumer beschreibt ihn als »forsch« (S. 135). Dies ist der am deutlichsten herausgestellte Charakterzug Leers.

    Leer wird bei einem Angriff von einem Splitter getötet, der Kompanieführer Bertinck das Kinn zerschmettert und anschließend noch Kraft genug hat, »Leer die Hüfte aufzureißen« (S. 250). Der Ich-Erzähler kommentiert seinen Tod mit der Aussage: »Wie ein leerlaufender Schlauch sackt er nach ein paar Minuten zusammen. Was nützt es ihm nun, daß er in der Schule so ein guter Mathematiker war« (ebd.).

  • Franz Kemmerich

    Kemmerich ist ebenfalls aus Bäumers Klasse und zu Beginn 19 Jahre alt. Nach seiner Verletzung an der Front wird ihm ein Bein amputiert. Kurz darauf stirbt er im Feldlazarett. Kemmerich und Bäumer sind zusammen aufgewachsen. Dabei ließ ersterer den Freund Aufsätze abschreiben. Kemmerich sagt, er wollte eigentlich Oberförster werden.

    Äußerlich wird er folgendermaßen beschrieben: »Seine Haut war sehr weiß, er hatte etwas von einem Mädchen« (S. 31). Er wirkte auf Bäumer zerbrechlich, hatte ein »Gesicht wie ein Kind und so weiche Knochen, daß er nach vier Wochen Tornistertragen schon Plattfüße bekam« (S. 19). Im Lazarett betrachtet Bäumer sein vom bevorstehenden Tod schon gezeichnetes Gesicht noch einmal und findet es »verwaschen, unbestimmt […] wie eine photographische Platte, auf der zwei Aufnahmen gemacht worden sind« (S. 19). An Kemmerichs Figur wird die rasche Zerstörung einer Person durch den Krieg besonders plastisch dargestellt.

    Kemmerich hängt an seinen Stiefeln, die er nicht ohne Weiteres hergeben möchte, obwohl er weiß, dass er sie nicht mehr tragen wird, überlässt sie dann aber doch Müller und bittet Bäumer, sie für ihn mitzunehmen.

    Er stirbt im Lazarett und Bäumer sieht beim Gehen noch, wie seine Leiche sofort auf eine Zeltplane verfrachtet wird, da sein Bett gebraucht wird.

  • Joseph Behm

    Joseph Behm ist ein weiterer Schüler aus Bäumers Schulklasse. Er wird als »dicker, gemütlicher Bursche« (S. 16) beschrieben, der eigentlich gar nicht mit wollte, sich dann aber doch überreden ließ, vermutlich, da er nicht als feige gelten wollte. Behm war »einer der ersten, die fielen« (ebd.). Sein Tod wird folgendermaßen beschrieben:

      Er erhielt einen Schuß in die Augen, und wir ließen ihn für tot liegen. Mitnehmen konnten wir ihn nicht, weil wir überstürzt zurück mußten. Nachmittags hörten wir ihn plötzlich rufen und sahen ihn draußen herumkriechen. Er war nur bewußtlos gewesen. Weil er nichts sah und wild vor Schmerzen war, nutzte er keine Deckung aus, so daß er von drüben abgeschossen wurde, ehe jemand herankam, um ihn zu holen. (S. 16–17)

    Der Ich-Erzähler beschreibt seinen grausamen Tod ausführlicher als die meisten anderen und bringt ihn direkt in Verbindung mit dem Verhalten derjenigen, die er für die Verantwortlichen hält, nämlich Lehrer wie Kantorek.

  • Tjaden

    Tjaden ist im gleichen Alter wie Bäumer und seine Klassenkameraden, kommt aber nicht aus dem Bildungsbürgertum, sondern ist Handwerker. Laut Bäumer ist Tjaden »ein magerer Schlosser« (S. 9), der ständig hungrig ist. Er gehört zu der Freundesgruppe, die sich bereits im Ausbildungslager gebildet hat.

    Tjaden versteht sich gut mit Leer und hat wie dieser eine derbe Art. So sagt er beispielsweise zu Detering: »Sei froh, wenn du noch einen Sarg kriegst […], dir verpassen sie doch nur eine Zeltbahn für deine Schießbudenfigur, paß auf!« (S. 90). Himmelstoß bezeichnet er als »Sauhund« (S. 76), was ihm Arrest einbringt.

    Er hat einen persönlichen Hass auf Himmelstoß, da dieser mit demütigenden Methoden versucht hat, ihm und einem anderen Kameraden im Ausbildungslager das Bettnässen abzugewöhnen. Zusammen mit Bäumer und Haie Westhus hat er ihn aus Rache am Abend vor ihrer Abfahrt von der Kaserne Richtung Front verprügelt, ohne dass sie erkannt wurden.

    Über Tjadens Tod erfährt man nichts Genaues.

  • Haie Westhus

    Haie Westhus ist im gleichen Alter wie Bäumer und seine Klassenkameraden, gehört aber wie Tjaden und Detering zu den »einfachen Leuten«. Er ist von Beruf Torfstecher, würde aber auch im Frieden eine Karriere beim Militär einer Rückkehr in seinen Beruf vorziehen: »Hast beim Kommiß im Frieden keine Sorgen […][,] jeden Tag ist dein Futter da, sonst machst du Krach, hast dein Bett, alle acht Tage reine Wäsche wie ein Kavalier […]« (S. 73).

    Haie Westhus wird als im Denken etwas langsam beschrieben, dafür ist er schnell bei der Sache, wenn es um Handgreiflichkeiten geht. Bäumer beschreibt ihn als Kats rechte Hand: »[E]r arbeitet unter dem Kommando Kats, wenn eine Sache geschmissen wird, zu der man Fäuste braucht« (S. 37–38). Auch als Tjaden überlegt, wie er sich an Himmelstoß rächen kann, wenn dieser an die Front kommt, fällt Haie nur eins ein: Er »sieht nachdenklich seine große Flosse an und kneift mir ein Auge« (S. 71).

    Haie Westhus wird an der Front bei einem Angriff des französischen Gegners tödlich verwundet:

      Haie Westhus wird mit abgerissenem Rücken fortgeschleppt; bei jedem Atemzug pulst die Lunge durch die Wunde. Ich kann ihm noch die Hand drücken; – »is alle, Paul«, stöhnt er und beißt sich vor Schmerz in die Arme. (S. 122)
  • Detering

    Detering gehört zu den »einfachen Leuten« in der Gruppe um Bäumer. Er ist »ein Bauer, der nur an seinen Hof und an seine Frau denkt« (S. 9). Er spricht nicht viel, wirkt durch sein geradliniges Auftreten aber dennoch ausdrucksstark.

    Als die Truppe beim Schanzen einen Angriff miterlebt und die verwundeten Pferde schreien hört, wird Detering wütend »und brüllt: ›Erschießt sie, erschießt sie doch, verflucht noch mal!‹« (S. 59). Er will die Tiere selbst von ihrem Leid erlösen, aber Kat hält ihn zurück. Er empört sich darüber, dass Tiere im Krieg sein müssen: »Möchte wissen, was die für Schuld haben« (S. 60).

    Sein einziges Ziel ist es, zurück nach Hause auf seinen Hof und zu seiner Frau zu kommen. Sein Heimweh wird schließlich so groß, dass er desertiert, nachdem er einen blühenden Kirschbaum gesehen hat, der ihn an seinen eigenen Obstgarten mit Kirschen erinnert. Detering wird gefasst und kommt vor ein Kriegsgericht.

  • Kantorek

    Kantorek ist der ehemalige Klassenlehrer von Bäumer und seinen Kameraden. Äußerlich wird er beschrieben als »ein strenger, kleiner Mann in einem grauen Schoßrock, mit einem Spitzmausgesicht« (S. 15). Er steht als Lehrer für die gebildete Schicht im Kaiserreich, die den Krieg befürwortet und damit auch mitverantwortet. Er hat sieben Schüler aus seiner Klasse dazu überredet, sich zum Krieg zu melden, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie es an der Front ist. Auch als seine ehemaligen Schüler schon an der Front und zwei von ihnen bereits tot sind, schickt er der Gruppe einen Brief, in dem er sie stolz als »eiserne Jugend« (S. 22) bezeichnet, weil er das tatsächliche Elend verkennt.

    Kantorek steht für den Ich-Erzähler für die ältere Generation, die ihre Verantwortung für die Jungen und noch nicht im Leben Gefestigten nicht wahrnimmt. Es wird als absurd beschrieben, dass er ihnen einerseits Schulwissen vermittelt (darunter Literatur und Geschichte) und sie andererseits in einen grausamen Krieg schickt, in dem sie mit diesem Wissen gar nichts anfangen können.

    An der Figur des ehemaligen Klassenlehrers macht Bäumer den Bruch zwischen den Generationen deutlich. Aus der Autoritätsperson, die die Jungen sogar dazu überreden konnte, in den Krieg zu ziehen, wird eine lächerliche Gestalt, die dem Kriegsdienst selbst gar nicht gewachsen ist. In einer Episode in Kapitel 7 wird er in der Kaserne von einem ehemaligen Schüler Mittelstaedt herumgescheucht.

    An Kantorek wird deutlich, dass die Autorität im zivilen Leben sich im militärischen Kontext umkehren kann, da dort andere Regeln gelten. Als Lehrer stand Kantorek gesellschaftlich über den Schülern. In der Kaserne steht sein ehemaliger Schüler Mittelstaedt über ihm, da er einen höheren Dienstgrad hat.

    Bei der Figur Kantorek wird nicht der individuelle Charakter hervorgehoben. Vielmehr steht sie für eine ganze Gruppe von Personen, was Bäumer so beschreibt: »Es gab ja Tausende von Kantoreks, die alle überzeugt waren, auf eine für sie bequeme Weise das Beste zu tun« (S. 17).

  • Unteroffizier Himmelstoß

    Unteroffizier Himmelstoß verkörpert in dem Roman »Im Westen nichts Neues« einen einfachen Mann, der in seinem zivilen Beruf als Postbote keinen Einfluss hat, beim Militär als Ausbilder aber Macht bekommt und diese missbraucht. Bäumer bezeichnet ihn als den »Schinder des Kasernenhofs« (S. 26). Seine sadistischen Methoden umfassen stundenlanges Wiederholen eintöniger Tätigkeiten wie Bettenmachen und das Schrubben der Korporalstube mit einer Zahnbürste. Er lässt die Jungen in Nässe und Kälte so lange exerzieren und Befehle ausführen, dass einer von ihnen bereits bei der Ausbildung an einer Lungenentzündung stirbt, und setzt unverhältnismäßige Strafen für kleine Unachtsamkeiten ein:

      [I]ch bin nachts um zwei Uhr achtmal im Hemd vom obersten Stock der Kaserne heruntergerannt bis auf den Hof, weil meine Unterhose einige Zentimeter über den Rand des Schemels hinausragte, auf den jeder seine Sachen aufschichten mußte. Neben mir lief der Unteroffizier vom Dienst, Himmelstoß, und trat mir auf die Zehen […]. (S. 27)

    Bäumer sagt aber auch, dass ihm und seinen Kameraden diese Behandlung an der Front später nützlich gewesen sei, da sie sie abgehärtet habe. Sie leisten Himmelstoß Widerstand, indem sie übertriebenen Gehorsam zeigen und alle seine Aufgaben aus Trotz erfüllen, ohne Schwäche zu zeigen, oder indem sie alle Befehle genau ausführen, jedoch extrem langsam.

    Bäumer sagt über ihn: »[W]ir haben gezittert, wenn wir nur seine Stimme hörten, aber kleingekriegt hat uns dieses wildgewordene Postpferd nicht« (S. 28).

    Himmelstoß versucht Tjaden und einen anderen Kameraden, die beide Bettnässer sind, zu erziehen, indem er sie in einem Etagenbett schlafen lässt, bei dem immer einer von ihnen unten liegen muss, was schließlich dazu führt, dass sie abwechselnd auf dem Boden schlafen. Diese Methode missbilligt auch Kompanieführer Bertinck. Nachdem er davon erfahren hat, mildert er die Bestrafung für Tjaden und Kropp, die sie erhalten, weil sie Himmelstoß gegenüber frech geworden sind, als er zu ihnen in die Kompanie kam.

    Auch Himmelstoß gehört zu den Personen, die aus ihrer Machtposition heraus in eine untergeordnete Position fallen. Als er an die Front muss, haben seine Rekruten von früher bereits Fronterfahrung gesammelt. Kropp macht ihm deutlich, dass er nun keinen Respekt mehr vor ihm hat. Als Himmelstoß sich bei einem Angriff in einem Graben versteckt, während seine Rekruten draußen sterben, zwingt Bäumer ihn, die Deckung zu verlassen und weiterzukämpfen.

    Die Kameraden söhnen sich später mit ihm aus, als er im Lager die Küchenkraft vertritt, und lassen sich von ihm bei der Essenszuteilung bevorzugen.

    Himmelstoß ist nicht in erster Linie eine individuelle Person, sondern ein Beispiel für einen charakterlich schwachen Menschen, der seine Macht missbraucht, sobald er in der entsprechenden Position ist. An ihm wird ähnlich wie bei Kantorek deutlich, dass die Hierarchie beim Militär außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung steht und sich Machtverhältnisse extrem schnell umkehren können.

  • Mittelstaedt

    Mittelstaedt ist ein ehemaliger Klassenkamerad Bäumers, den dieser bei seinem Urlaub besucht. Mittelstaedt lässt gerade eine Kompanie antreten, zu der auch ihr ehemaliger Klassenlehrer Kantorek gehört. Mittelstaedt rächt sich an ihm, indem er ihn der Lächerlichkeit preisgibt. Er hat ihm eine viel zu große Uniform zugeteilt, scheucht ihn mit Befehlen über den Kasernenhof und tadelt ihn mit denselben Worten, mit denen er selbst von ihm im Unterricht getadelt wurde: »Ungenügend, Kantorek, ungenügend –« (S. 157). Er hat sichtlich Freude daran, die ehemalige Autoritätsperson vorzuführen, die ihm »einmal eine Versetzung vermurkst« (S. 159) hat und die er für Behms Tod verantwortlich macht: »Er fiel drei Monate, bevor er eingezogen worden wäre. Ohne Sie hätte er so lange gewartet« (S. 157).

  • Kompanieführer Bertinck

    Da überwiegend die Erlebnisse der Gruppe um Bäumer beschrieben werden, erfährt man über den Führer der zweiten Kompanie, Leutnant Bertinck, nur wenig. Bäumer beschreibt ihn als einen »dieser prachtvollen Frontoffiziere, die in jeder brenzligen Situation vorne sind« (S. 249).

    Außerdem sei er fair und vernünftig. So sieht er von einer harten Bestrafung Kropps und Tjadens ab, nachdem er erfahren hat, dass sie Himmelstoß gegenüber nur aufmüpfig waren, weil er Tjaden so menschenverachtend behandelt hat. Als er die »Bettnässergeschichte« (S. 83) erfahren hat, weist er auch Himmelstoß zurecht und macht ihm klar, »daß die Front kein Kasernenhof sei« (S. 83). Als ein verwundeter Soldat nach einem Kampf tagelang um Hilfe ruft, aber nicht gefunden werden kann, verspricht der Kompanieführer demjenigen, der ihn findet, um ihn von seinem Leid zu erlösen, »Vorzugsurlaub und drei Tage Zusatz« (S. 113).

    Bertinck stirbt bei einem Angriff, indem er sein Leben riskiert, um die anderen, die mit ihm im Graben sind, zu schützen. Als sich zwei Gegner mit einem Flammenwerfer nähern, kriecht Bertinck aus der Deckung, um sie zu erschießen, denn wenn sie näher an den Graben herankämen, würden sie alle darin töten. Es gelingt ihm, einen anzuschießen, wodurch er die Vernichtung seiner Leute durch den Flammenwerfer verhindert. Dabei wird er zuerst von einer Kugel, dann von einem Splitter getroffen, der auch Leer tötet.

  • Bäumers Mutter

    Bäumers Mutter hatte früher schon einmal Krebs. Bäumer erfährt während seines Urlaubs zu Hause, dass sie erneut schwer erkrankt ist. Die Krankenkasse bezahlt die Behandlung nicht und da die Familie sie sich selbst nicht leisten kann, ist klar, dass die Mutter sterben wird.

    Sie ist schwach und bettlägerig und macht sich große Sorgen um ihren Sohn. Wie schlecht es um sie steht, erkennt Bäumer daran, dass sie sich zärtlich ihm gegenüber äußert: »Mein lieber Junge« (S. 143). Bäumer sagt, dass sie nie eine zärtliche Familie waren, »das ist nicht üblich bei armen Leuten, die viel arbeiten müssen und Sorgen haben« (S. 143).

    Sie hat für ihren Sohn kostbare Gegenstände wie ein Glas Preiselbeeren und zwei Unterhosen besorgt, was für sie sehr beschwerlich war. Als Bäumers Vater und seine Schwester ihn später im Heidelager besuchen, haben sie ihm Kartoffelpuffer mitgebracht, die die Mutter extra für ihn zubereitet hat, obwohl es ihr schlecht geht. Dies sieht Bäumer als Zeichen ihrer Zuneigung, die er auch selbst ihr gegenüber empfindet. Trotzdem ist ihre Beziehung nicht warmherzig, da sie nicht viel miteinander sprechen und sich nicht die Wahrheit sagen.

    Als Bäumer später noch einmal nach seiner Beinverletzung zu Hause ist, will seine Mutter ihn »nicht mehr fortlassen. Sie ist so schwach« (S. 237–238).

  • Bäumers Vater

    Bäumers Vater ist ein hart arbeitender Mann, der Überstunden macht, um seine Familie ernähren zu können. Er ist stolz darauf, dass sein Sohn beim Militär ist, und möchte ihn gern in seiner Uniform vorzeigen. Er interessiert sich für die Erlebnisse des Sohnes: »Am liebsten möchte er immerfort etwas hören« (S. 148) und fragt nach Details. So will er zum Beispiel wissen, ob er schon mal einen Nahkampf mitgemacht habe. Er versteht nicht, dass sein Sohn nicht darüber sprechen will bzw. dass es für ihn schmerzhaft ist.

    Er gehört zu den »armen Leuten, die viel arbeiten müssen und Sorgen haben« (S. 143). Er kann die Krankenhausrechnungen für seine Frau nicht bezahlen und traut sich nicht einmal, vorab nach dem Preis zu fragen, da er Angst hat, dass der Arzt dann unfreundlich wird und sie dann vielleicht nicht richtig operiert. Bäumer beschreibt das Leben seines Vaters so:

      Ich weiß: Er wird bis zwölf Uhr nachts an seinem Tisch stehen und falzen und kleben und schneiden. Um acht Uhr abends wird er etwas essen von diesem kraftlosen Zeug, das sie auf Karten beziehen. Hinterher wird er ein Pulver gegen seine Kopfschmerzen einnehmen und weiterarbeiten. (S. 175–176)

    Menschlich sind sie sich nicht nahe, aber Bäumer erkennt, dass das Leben seines Vaters »eigentlich darüber hingegangen» (S. 175) ist, dass seine Mutter viel krank war und er versucht hat, die Familie finanziell zu versorgen.

  • Bäumers Schwestern

    Man erfährt, dass Bäumer mindestens zwei Schwestern hat, von denen eine älter ist als er. Als er auf Urlaub nach Hause kommt, empfängt eine von ihnen ihn zwar freudig, indem sie ruft: »Mutter, Mutter, Paul ist da« (S. 141). Als sie sieht, dass ihr Bruder erstarrt auf der Treppe stehen bleibt und weint, ist sie jedoch verständnislos und fragt: »Was hast du denn?« (S. 142).

    Während Bäumer traurig am Bett der kranken Mutter sitzt, »lacht« (S. 143) die Schwester, weil sie zufällig gerade Bäumers Lieblingsessen kocht, »[a]ls ob wir es geahnt hätten, daß du kommst« (S. 143). Bei der Zubereitung des Essens »singt« (ebd.) sie. Sie wirkt daher unsensibel. Ihre Stimmung steht im Gegensatz zu der ihres Bruders, wodurch sie die Fremdheit einer ganz anderen Lebenswirklichkeit verkörpert.

  • Kemmerichs Mutter

    Die Mutter von Bäumers Kindheitsfreund und Klassenkameraden Kemmerich wird mehrmals erwähnt, da sie Bäumer bei der Abfahrt an die Front darum gebeten hat, auf ihren Sohn aufzupassen:

    Seine Mutter, eine gute, dicke Frau, brachte ihn zum Bahnhof. Sie weinte ununterbrochen, ihr Gesicht war davon gedunsen und geschwollen. […] [S]ie war am wenigsten gefaßt von allen« (S. 19).

    Als Bäumer ihr während seines Urlaubs vom Tod ihres Sohnes berichtet, verliert sie die Fassung:

      Diese bebende, schluchzende Frau, die mich schüttelt und mich anschreit: ›Weshalb lebst du denn, wenn er tot ist!‹, die mich mit Tränen überströmt und ruft: ›Weshalb seid ihr überhaupt da, Kinder, wie ihr –‹, die in einen Stuhl sinkt und weint: ›Hast du ihn gesehen? Hast du ihn noch gesehen? Wie starb er?‹« (S. 162)

    Sie bedrängt Bäumer mit ihrer Hilflosigkeit. Sie will ihn dazu bringen, ihr zu erzählen, wie ihr Sohn wirklich gestorben ist, und glaubt Bäumer die Lüge nicht, er habe einen Schuss bekommen und sei sofort tot gewesen. Er muss ihr schwören, dass er die Wahrheit sagt.

    Aus der Perspektive Bäumers erscheint Kemmerichs Mutter unangenehm, weil sie ihm gegenüber ihre Gefühle nicht zurückhält und es ihm dadurch schwer macht. Sie steht mit ihrer Emotionalität im Gegensatz zu den abgeklärten Soldaten oder den Eltern Bäumers, die ihre Gefühle weitgehend zurückhalten.

  • Gérard Duval

    Gérard Duval ist ein französischer Soldat, dem Bäumer im Schützengraben die Kehle durchgestoßen hat. Bäumer betrachtet ihn genau: Er hat schwarzes Haar, braune Augen, volle Lippen und einen »kleinen Schnurrbart« (S. 193). Als er seine Brieftasche durchsucht, findet er seinen Namen, Gérard Duval, seine Berufsbezeichnung, Typograf, sowie Fotos von seiner Frau und seiner Tochter vor einer Efeuwand.

  • Josef Hamacher

    Hamacher ist einer der Soldaten, denen Bäumer und Kropp im katholischen Krankenhaus begegnen. Nachdem Bäumer eine Urinflasche auf den Flur geworfen hat, aus Protest gegen das Beten der Schwestern, das sie beim Schlafen störte, behauptet Hamacher, er habe die Flasche geworfen. Er stellt sich als Ersatz-Reservist Josef Hamacher vor. Er meint, dass man ihm nichts anhaben werde, da er einen Jagdschein habe: »Wer einen Jagdschein hat, kann machen, was er will« (S. 225). Außerdem habe er ein Attest, dass er nach einem Kopfschuss »zeitweise unzurechnungsfähig« (ebd.) sei.

  • Peter

    Peter, ein Mann mit einem »schwarzen Krauskopf« (S. 225) liegt ebenfalls im katholischen Krankenhaus im Zimmer mit Bäumer und Kropp. Er hat einen komplizierten Lungenschuss und wird als der am schwersten Verletzte beschrieben. Nachdem er schon abgeholt und mutmaßlich ins »Totenzimmer« (S. 227) gebracht worden ist, wird er nach einigen Tagen zurückgebracht:

      Aber eines Tages fliegt die Tür auf, der flache Wagen rollt herein, und blaß, schmal, aufrecht, triumphierend, mit gesträubtem, schwarzen Krauskopf sitzt Peter auf der Bahre. […] Er ist zurück aus dem Sterbezimmer. Wir haben ihn längst für tot gehalten.
      Er sieht sich um: »Was sagt ihr nun?«
      Und selbst Josef muß zugeben, daß er so was zum ersten Male erlebt. (S. 231–232)
  • Lewandowski

    Lewandowski ist einer der Patienten im katholischen Krankenhaus. Die Mitpatienten ermöglichen es ihm, mit seiner Frau zu schlafen, als diese zu Besuch kommt. Er wollte eigentlich mit ihr ausgehen, hat aber Fieber bekommen und konnte das Krankenhaus nicht verlassen.

Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.