Im Westen nichts Neues

Erich Maria Remarques Roman »Im Westen nicht Neues« schildert die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht des jungen Frontsoldaten Paul Bäumer. Dieser betrachtet sich und seine Kameraden als eine verlorene Generation: Sie waren mit achtzehn Jahren von der Schulbank aus direkt in den Krieg gezogen, ohne zuvor eine Perspektive für ihr Leben entwickeln zu […]

Werkdaten

Titel
Im Westen nichts Neues
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1929
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Inhaltsangabe

Erich Maria Remarques Roman »Im Westen nicht Neues« schildert die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht des jungen Frontsoldaten Paul Bäumer. Dieser betrachtet sich und seine Kameraden als eine verlorene Generation: Sie waren mit achtzehn Jahren von der Schulbank aus direkt in den Krieg gezogen, ohne zuvor eine Perspektive für ihr Leben entwickeln zu können. Das Werk erschien 1928 als Vorabdruck in der »Vossischen Zeitung«, 1929 erstmals in Buchform. Orte der Handlung sind die französische Westfront, Bäumers Heimatstadt in Friesland und ein Ausbildungslager in der Heide. Die erzählte Zeit umfasst die Jahre 1916 bis 1918.


Der neunzehnjährige Paul Bäumer ist im Ersten Weltkrieg Soldat an der Westfront. Seine Klasse hatte sich 1916 auf Drängen ihres Lehrers Kantorek geschlossen zum freiwilligen Kriegsdienst gemeldet. Bereits während des Drills in der zehnwöchigen Grundausbildung haben die Schüler begriffen, dass die ihnen bisher vermittelten Werte beim Militär ihre Gültigkeit verlieren.

Das Barackenlager von Pauls Kompanie liegt neun Kilometer hinter der Front. Paul und seine Freunde bilden eine Gruppe um den älteren Katczinsky. Der kriegserfahrene Mann wird zur Identifikationsfigur; von ihm lernt Paul zu überleben: Essen aufzutreiben, die Gefährlichkeit von Geschossen an ihrem Geräusch zu erkennen und sich mit dem Instinkt eines Tieres in Sicherheit zu bringen.

Bei den Fronteinsätzen kommen zahllose Kameraden ums Leben. Die Gefallenen werden zum Teil durch unerfahrene Soldaten aus dem Rekrutierungslager ersetzt, die den extremen Anforderungen des Stellungskrieges hilflos ausgeliefert sind. Immer wieder denkt Paul darüber nach, dass er und seine Generation für das Leben verloren sind. Auf Heimaturlaub in Friesland erkennt Paul, wie weit er sich innerlich von seiner Vergangenheit entfernt hat. Über die grauenhaften Fronterlebnisse kann und will er mit niemandem reden.

Verständnis und menschliche Nähe findet er nur unter den Kameraden, die sein Schicksal teilen. Bei einem Angriff wird Paul verwundet, muss nach einem längeren Aufenthalt im Lazarett jedoch zurück ins Feld. In den folgenden Monaten erlebt er, wie seine Kameraden in aussichtslosen Kämpfen aufgerieben werden; sie kommen im Trommelfeuer ums Leben, werden von Granaten zerfetzt oder ersticken bei Gasangriffen. Paul fällt kurz vor Kriegsende als letzter seiner Gruppe an einem sehr ruhigen Tag: Der Heeresbericht meldet, es gebe im Westen nicht Neues.


Sprache und Aufbau des Romans sind klar und einfach, die Schilderungen anschaulich und erschütternd. Erich Maria Remarque sagt in seiner Einleitung, das Buch solle weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es sei lediglich ein Versuch, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam. Remarque nennt sein Buch zudem »unpolitisch«. Trotzdem hat sich dieser Klassiker der Weltliteratur als Antikriegsroman behauptet. Er wurde in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Die Verfilmung von Lewis Milestone »All Quiet on the Western Front« wurde 1930 mit einem Oscar in der Kategorie »Bester Film« prämiert; 1979 adaptierte Delbert Mann den Stoff für eine weitere eindrucksvolle Verfilmung.

Veröffentlicht am 17. Januar 2015. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autor des Werkes

Deutscher Schriftsteller
Erich Maria Remarque wurde wurde am 22. Juni 1898 in Osnabrück als Erich Paul Remark geboren. Der Sohn eines Buchbinders besuchte nach der Volksschule ein katholisches Lehrerseminar.

Kapitelzusammenfassungen

1. Kapitel

Die Kompanie des Ich-Erzählers Paul Bäumer liegt neun Kilometer hinter der Front. Paul gehört zur Gruppe des vierzigjährigen kriegserfahrenen Stanislaus Katczinsky, genannt Kat. Weitere Mitglieder sind Albert Kropp, Müller und Leer, die zuvor in dieselbe Schulklasse gegangen sind. Der Schlosser Tjaden und der Torfstecher Haie Westhus, beide neunzehn, sowie der Bauer und Familienvater Detering haben sich ihnen angeschlossen.

Die Soldaten der Zweiten Kompanie freuen sich über die doppelte Ration Essen und Tabak, da nur achtzig von hundertfünfzig Mann von einem Kampfeinsatz zurückgekehrt sind. Paul erinnert sich, wie sein Klassenlehrer Kantorek die Schüler gedrängt hatte, als Freiwillige in den Krieg zu gehen. Vor dem Hintergrund der an der Front erlebten Realität stellt Paul die Autorität der Erzieher in Frage.

Die Kameraden besuchen ihren schwer verwundeten früheren Mitschüler Franz Kemmerich im Lazarett und beschaffen dem Sterbenden Morphium. Kemmerich wurde ein Bein amputiert und Müller versucht, an dessen hochwertige Stiefel zu gelangen.

2. Kapitel

Paul reflektiert die zehnwöchige militärische Ausbildung im Heidelager, in der das System und der Drill an die Stelle von selbständigem Denken und Freiheit gerückt sind. Die brutale Tyrannei seines Ausbilders Himmelstoß hat seine Gefühle verrohen lassen. Paul sieht die Abstumpfung der Rekruten aber als unerlässlich an, um im Schützengraben nicht verrückt zu werden.

Im Angesicht des Todes verschenkt Kemmerich seine Stiefel an Müller. Paul begleitet seinen Schulfreund beim Sterben.

3. Kapitel

Die gefallenen Kameraden der Kompanie werden durch neue Leute ersetzt, die zum Teil jünger sind als Paul. Dieser ist froh, zu den Freunden des findigen Kat zu zählen. Kat gelingt es in jeder Situation, das Notwendige aufzutreiben, vor allem Essen.

Kat erläutert den anderen, wie Macht die Menschen verändere und wie die Hierarchien beim Militär dem Vorschub leisten. Tjaden erscheint und verkündet aufgeregt, dass Himmelstoß an die Front versetzt worden sei. Tjaden hatte im Rekrutierungslager am meisten unter Himmelstoß zu leiden gehabt. Am letzten Abend hatten er und andere sich an dem Ausbilder gerächt und ihn verprügelt.

4. Kapitel

In der Nacht wird Pauls Kompanie zum Schanzenbau an die Front gebracht. Paul schildert, wie sich sein Körper in Nähe der Gefechtslinie instinktiv auf Gefahr einstellt. Als die Baukolonne ihre Arbeit beendet hat, schlafen die Männer erschöpft ein. Sie wachen auf, als in der Nähe Menschen und Pferde unter Beschuss geraten. Die Schmerzensschreie der verwundeten Tiere klingen schrecklich. Auf dem Rückweg zu den Lastwagen, die sie ins Barackenlager zurückbringen soll, wird die Kompanie angegriffen. Die Soldaten suchen Deckung zwischen den Gräberhügeln eines Friedhofs. Geschosse und Gasgranaten schlagen ein. Fünf Männer sterben.

5. Kapitel

Paul und seine Freunde versuchen, sich ihre Zukunft in Friedenszeiten vorzustellen. Ihnen wird bewusst, dass sie kein Leben haben, in das sie zurückkehren können, keinen Beruf, keine Familie. Der Gedanke an Schule, Universität oder ein geregeltes Leben erscheint ihnen nach den Erlebnissen an der Front absurd. Sie fühlen sich als Verlierer des Krieges.

Himmelstoß gehört jetzt der Zweiten Kompanie an. Die Kameraden widersetzen sich erfolgreich ihrem einstigen Peiniger. Dieser muss einsehen, dass an der Front andere Regeln gelten als auf dem Kasernenhof.

In der Nacht stehlen Paul und Kat eine Gans und braten sie in einem verdunkelten Schuppen. Sie genießen das Essen und ihre Kameradschaft.

6. Kapitel

Eine Offensive wird erwartet. Die Kompanie ist an der Front und muss unter Artilleriebeschuss tagelang in Unterständen ausharren. Eine Rattenplage, Hunger und Todesangst bringen die Soldaten an ihre physischen und psychischen Grenzen. Schließlich greifen die Franzosen an. Im Kampf von Mann gegen Mann werden die Linien verteidigt. In einer schlaflosen Nacht sinniert Paul Bäumer, dass er und seine Generation im Krieg die Bindung an das Leben und sich selbst verloren habe.

Massive Angriffe und Gegenangriffe wechseln sich ab. Viele Soldaten kommen ums Leben, können wegen des anhaltenden Trommelfeuers nicht geborgen oder beerdigt werden. Der Nachschub für die Kompanie besteht aus jungen Rekruten, die gänzlich unvorbereitet in den Stellungskampf gehen und aufgerieben werden. Einer der letzten Angriffe kostet Haie Westhus das Leben. Von den hundertfünfzig Mann der Kompanie kehren nur zweiunddreißig ins Lager zurück.

7. Kapitel

Die Kompanie wird weit zurückverlegt in ein Feldrekrutendepot, wo sie neu zusammengestellt werden soll. Paul und seine Freunde begegnen dort drei Französinnen. Heimlich tauschen sie Brot gegen Liebe ein.

Paul erhält zwei Wochen Heimaturlaub. Die vertraute Umgebung erscheint ihm fremd; es gelingt ihm nicht, an die Vergangenheit anzuknüpfen. Anders als bei seinem ersten Urlaub ein Jahr zuvor findet er keinen Zugang zu den Daheimgebliebenen. Deren Vorstellung von Krieg ist weit entfernt von der grauenhaften Wirklichkeit. Paul kann und will sie ihnen nicht vermitteln.

Paul besucht seinen früheren Klassenkameraden Mittelstaedt. Dieser ist jetzt der Vorgesetzte ihres ehemaligen Lehrers Kantorek. Mittelstaedt genießt es, Kantorek vorzuführen und ihm so die einstigen Schikanen heimzuzahlen. Der Mutter von Kemmerich versichert Paul wahrheitswidrig, dass ihr Sohn gestorben sei, ohne zu leiden.

Pauls Urlaub ist zu Ende. In der letzten Nacht wacht seine krebskranke Mutter an seinem Bett. Der Abschied fällt beiden schwer; vieles bleibt zwischen ihnen unausgesprochen.

8. Kapitel

Nach dem Urlaub wird Paul noch einmal ins Heidelager beordert. Gleich daneben befindet sich jetzt ein russisches Gefangenenlager. Die Russen leben unter erbärmlichen Umständen. Indem Paul ihnen von dem Wenigen abgibt, das er hat, entsteht in ihm die Hoffnung, dass die Menschlichkeit den Krieg überleben wird.

Am letzen Sonntag in der Heide bekommt Paul Besuch von seinem Vater und seiner Schwester. Die Mutter ist inzwischen im Krankenhaus und die mittellose Familie sorgt sich um die Höhe der Behandlungskosten.

9. Kapitel

Paul kehrt zu seiner Kompanie zurück. Der Besuch des Kaisers bei der Truppe gibt Anlass für eine Diskussion unter den Freunden. Sie fragen nach den Ursachen für einen Krieg und nach den Verantwortlichen für seinen Ausbruch.

Paul meldet sich freiwillig für einen Patrouillengang an der Front. Dabei werden die Soldaten von einem gegnerischen Angriff überrascht. Paul sucht Deckung in einem Bombentrichter und stellt sich tot. Als ein Franzose in den Trichter springt, sticht Paul mit seinem Dolch auf ihn ein. Es dauert Stunden, bis der Mann verblutet ist. Paul gibt dem Sterbenden Wasser und nennt ihn Kamerad. Später schließt er die Augen des Toten und muss den ganzen Tag neben ihm ausharren. Paul betrachtet das leblose Gesicht des angeblichen Feindes und erkennt darin das Individuum. Er bittet den Franzosen um Vergebung.

Im Schutz der Nacht wagt Paul sich aus der Deckung und trifft auf Kat und Albert. Das Gespräch mit den Freunden verändert Pauls Perspektive: Er sieht in dem Getöteten wieder den Feind, der ihm nach dem Leben trachtet und dem er zuvorkommen muss.

10. Kapitel

Pauls Gruppe soll ein evakuiertes Dorf bewachen, das stark unter Beschuss steht. In den verlassenen Häusern finden die Freunde reichlich zu essen. Trotz der ständigen Angriffe verleben sie eine gute Woche.

Auf dem Fußmarsch zum nächsten Einsatzort gerät die Kompanie in eine französische Offensive. Paul und Alfred Kropp werden am Bein verletzt. Um eine Amputation verhindern zu können, lässt Paul die notwendige Operation ohne Betäubung über sich ergehen. Ein Lazarettzug bringt die Freunde nach Deutschland in ein katholisches Hospital. Unzählige Frontsoldaten mit schwersten Verletzungen werden dort behandelt. Viele von ihnen sterben; Alberts Bein muss amputiert werden. Paul wird nach einigen Wochen zur Erholung nach Hause geschickt, bevor er wieder ins Feld muss.

11. Kapitel

Paul erlebt zahllose weitere Fronteinsätze. Er schildert, wie alles Individuelle hinter das Soldatsein zurücktritt. Handeln und Tun sind auf das nackte Überleben ausgerichtet. Kameradschaft ist wichtig. Der Bauer Detering desertiert und wird aufgegriffen. Die Gruppe hört nichts mehr von ihm. Müller fällt und hinterlässt Paul die Stiefel, die er einst von Kemmerich geerbt hatte. Pauls Freund Leer kommt beim selben Angriff ums Leben wie der tapfere Kompanieführer Bertinck.

Die Armee ist ausgezehrt und den gut genährten Alliierten unterlegen. Die deutsche Artillerie ist abgenutzt und es fehlt an Munition. Im Sommer 1918 steht fest, dass die Deutschen den Krieg nicht gewinnen können. Trotzdem wird der aussichtslose Feldzug fortgesetzt und ein hoher Verlust in Kauf genommen. Schließlich wird auch Kat angeschossen. Es gelingt Paul nicht, ihn zu retten.

12. Kapitel

Im Herbst 1918 steht der Waffenstillstand bevor; alle von Pauls Freunden sind im Krieg gefallen. Paul hat einen Gasangriff überlebt und darf sich zwei Wochen erholen. Er ist sehr ruhig und fragt sich, ob der Überlebenswille seiner Generation ausreichen wird, um sich nach dem erlebten Grauen im Alltag einzurichten.

Ein anonymer Erzähler berichtet, dass Paul im Oktober 1918, kurz vor Kriegsende, fällt. Er stirbt ohne zu leiden; sein Gesichtsausdruck ist gefasst und einverständig. Es ist ein ruhiger Tag an der Front und der Heeresbericht meldet nur, dass es im Westen nichts Neues gebe.

Lektürehilfe

Königs Erläuterungen zu »Im Westen nichts Neues«

Verlässliche Interpretationshilfe
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