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Im Westen nichts Neues

Kapitel 12

Zusammenfassung

Es ist Herbst 1918 und von Bäumers ehemaligen Klassenkameraden ist keiner mehr am Leben. Er hat zur Erholung nach einem Gasangriff für 14 Tage Ruhe, bevor er zurück an die Front muss. Er fühlt sich allein und sieht der Zukunft mutlos entgegen. Selbst wenn es bald zum Waffenstillstand kommen sollte, sieht er für sich und seine Generation keine Hoffnung.

Er wiederholt noch einmal die Gedanken über die Generationenunterschiede und das Gefühl, zu einer verlorenen Generation zu gehören: Hinter ihm stehen die Älteren, die bereits einen Beruf haben, in ihre früheren Positionen zurückkehren und seine Generation nicht verstehen. Nach ihm kommen die Jüngeren, die den Krieg nicht an der Front miterlebt haben und seiner Generation ebenfalls fremd sein werden.

Direkt darauf zieht er aber doch in Erwägung, dass von dem früheren Leben noch etwas in ihm sein könnte und dass es ihm besser gehen werde, wenn er erst wieder unter den Pappeln stehe, die er mit seiner Heimat verbindet und deren Rauschen ihn beruhigt. Er will nicht akzeptieren, dass alle Träume und Wünsche ausgelöscht wurden durch die Kriegserlebnisse. Er stellt fest, dass er nichts mehr zu verlieren hat und dass er ohne Erwartungen und ohne Furcht in die Zukunft gehen kann. Er spürt noch das Leben in seinen »Händen und Augen« (S. 259) und geht davon aus, dass es sich einen Weg suchen werde.

Im letzten Abschnitt, der nicht mehr aus der Ich-Perspektive, sondern aus der eines auktorialen Erzählers geschrieben ist, erfährt der Leser, dass Bäumer im Oktober 1918 gefallen ist und dass sein Gesicht einen gefassten Ausdruck hatte. Da es sich um einen verhältnismäßig ruhigen Tag an der Front handelt, ist im Heeresbericht nur vermerkt, dass es im Westen nichts Neues gebe.

Analyse

Bäumer stirbt ca. einen Monat vor Kriegsende. Seine letzten Gedanken, die der Leser erfährt, sind zwiespältig: Einerseits sieht er für sich keinen Platz mehr in der Gesellschaft nach dem Krieg, andererseits zieht er in Erwägung, dass seine »Schwermut und Bestürzung« (S. 258) sich legen, wenn er wieder in der Heimat ist. Letzteres steht im Gegensatz zu dem, was er bisher gedacht hat. Aber er geht davon aus, dass das »Leben, das mich durch diese Jahre trug« (S. 258), »sich seinen Weg suchen« (S. 259) werde. Somit spiegeln seine Gedanken am Ende ein wenig Zuversicht wider.

In diesem Kapitel erfolgt ein stilistischer Bruch: Die Erzählperspektive wechselt vom lyrischen Ich zum auktorialen Erzähler. Durch die knappe Darlegung wird zum einen der Kontrast zu den wortreichen Schilderungen Bäumers deutlich. Sein Verstummen wird dadurch für den Leser wahrnehmbar. Zum anderen wird dadurch zum Ausdruck gebracht, wie wenig Bedeutung dem zuvor so ausführlich aus der Ich-Perspektive beschriebenen Leben in einem Krieg beigemessen wird, in dem Sterben Alltag bedeutet.

Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.