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Im Westen nichts Neues

Kapitel 8

Zusammenfassung

Bäumer ist nach seinem Urlaub einige Wochen im Heidelager untergebracht, um einen Kurs zu absolvieren. Neben den Baracken befindet sich ein Lager mit russischen Kriegsgefangenen, die noch weniger zu essen haben als er und seine Kameraden und die vom Hunger und der Ruhr gezeichnet sind. Täglich sterben viele von ihnen. Bäumer findet die Gefangenen erbarmungswürdig, ihm fehlt jedoch das Mitleid mit ihnen, da sie einander fremd sind. Dennoch gibt er einigen von ihnen ohne Gegenleistung Zigaretten ab. Bäumer kommt mit einigen der Russen, die Deutsch können, ins Gespräch. Einer von ihnen spielt russische Volkslieder auf der Geige, nachdem Bäumer ihm erzählt hat, dass er selbst Klavier spielt.

An einem Tag bekommt Bäumer Besuch von seinem Vater und einer seiner Schwestern. Der Vater klagt darüber, dass die Kosten für die Behandlung der Mutter, die jetzt im Krankenhaus liegt, so hoch sind und dass die Krankenkasse keine Kosten mehr übernimmt, weil die Mutter schon so lange krank ist. Obwohl er Überstunden macht, weiß er nicht, ob er die Behandlung bezahlen kann. Der Vater und die Schwester haben ihm Marmelade und Kartoffelpuffer mitgebracht, die seine Mutter noch gebacken hat. Er gibt einige davon den Russen ab und bewahrt die übrigen auf, da sie für ihn wertvoll sind.

Analyse

In diesem kurzen Kapitel begegnet Bäumer Gefangenen, die seine Feinde wären, wenn sie frei wären. In ihrem elenden Zustand als Gefangene, die so wenig zu essen haben, dass sie sogar in den Abfällen der Kaserne nach verschimmelten Resten suchen, kann er sie aber als Menschen sehen. Während seine Kameraden versuchen, möglichst hohe Gegenleistungen (wie die Stiefel der Russen) zu bekommen, teilt Bäumer seine Zigaretten und die Kartoffelpuffer von seiner Mutter mit ihnen.

Er erkennt, dass die Situation absurd ist, verbietet sich aber selbst, genauer darüber nachzudenken:

    Jeder Unteroffizier ist dem Rekruten, jeder Oberlehrer dem Schüler ein schlimmerer Feind als sie uns. Und dennoch würden wir wieder auf sie schießen und sie auf uns, wenn sie frei wären.
    Ich erschrecke; hier darf ich nicht weiterdenken. […] (S. 172)

Auch in diesem Kapitel wird Bäumers Eigenart, sich in tröstliche Gedanken zu flüchten, deutlich. Als er die Zigaretten, die er den Russen gegeben hat, im Dunkeln glimmen sieht, stellt er sich vor, es wären »kleine Fensterchen in dunklen Dorfhäusern, die verraten, daß dahinter Zimmer voll Zuflucht sind« (S. 173).

Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.