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Im Westen nichts Neues

Kapitel 7

Zusammenfassung

Die Kompanie ist in einem Feldrekrutendepot untergebracht, um dort neu zusammengestellt zu werden. Die Freunde um Paul Bäumer söhnen sich mit Himmelstoß aus, der jetzt die Küchenkraft vertritt und ihnen bessere Verpflegung zukommen lässt. Solange sie im Lager sind, bleiben Essen, Trinken, Rauchen und Schlafen ihre Hauptbeschäftigungen.

Bäumer erklärt, dass sie sich die Zeit zwischen den Fronteinsätzen durch Humor und Oberflächlichkeit erträglicher machen und über die Erlebnisse nicht nachdenken, da sie dies nicht verkraften würden. Er ahnt aber, dass sie dies alles später in Friedenszeiten wieder einholen wird.

Bäumer, Leer, Kropp und Tjaden verabreden sich mit drei französischen Frauen, die sie beim Schwimmen im Kanal in der Nähe ihrer Unterkunft treffen. Die Frauen sind auf der anderen Seite des Kanals und dürfen nicht herüber. Auch die Soldaten dürfen nicht über den Kanal, weshalb sie in der Nacht heimlich hinüberschwimmen. Da es nur drei Frauen sind, haben sie Tjaden betrunken gemacht, damit er das Abenteuer verpasst. Dabei haben sie Brot, Wurst und Zigaretten in ihre Stiefel gesteckt, die sie auf dem Rücken schwimmend über dem Wasser halten. Die Frauen sind hungrig und nehmen die Geschenke der Soldaten an. Danach verbringt jeder von den Freunden mit einer von ihnen die Nacht. Für Bäumer ist diese Episode eine Flucht aus dem Kriegsgeschehen, er möchte seine Erlebnisse am liebsten auslöschen und hofft auf ein Wunder.

Bäumer wird zum Kompanieführer gerufen und bekommt zwei Wochen Urlaub, nach dem er nicht direkt an die Front, sondern in ein Übungslager kommt, sodass er erst in sechs Wochen zurück sein wird. Die anderen beneiden ihn, Bäumer hat ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen und fragt sich, wer noch am Leben sein wird, wenn er zurückkommt.

Zu Hause fühlt Bäumer sich fremd und unbeholfen. Seine Mutter ist schwer krank, und Bäumer lügt sie an, um sie zu schonen. Er sagt ihr, es sei nicht so schlimm an der Front. Ihm wird bewusst, dass diejenigen, die es nicht selbst erlebt haben, nicht begreifen können, was er und seine Kameraden durchmachen.

Als Bäumer noch in Uniform auf der Straße einem Major begegnet und ihn nicht grüßt, weil er in Gedanken ist, schikaniert dieser ihn und kommandiert ihn herum. Bäumer wird bewusst, dass er auch im Urlaub vom Militär abhängig ist, da der Major ihn melden könnte, was seinen Urlaub beenden würde. Anschließend zieht Bäumer seine Zivilkleidung an, was seinem Vater missfällt, der seinen Sohn gern bei Bekannten in Uniform vorgezeigt hätte. Er fragt Bäumer über Details an der Front aus; dieser erzählt aber nur einige Anekdoten und gibt keine Einzelheiten preis.

Schließlich begegnet Bäumer seinem ehemaligen Lehrer Kantorek, der ihn mit zum Stammtisch nimmt, wo ein Gespräch über die Strategie der Kriegsführung geführt wird. Die Anwesenden verhalten sich Bäumer gegenüber herablassend. Einer verlangt, dass sie an der Front aktiver sein sollten, um endlich einen »Durchbruch« (S. 150) zu schaffen. Die Anwesenden glauben Bäumer nicht, dass es an der Front anders sei, als sie es sich vorstellen.

Bäumer wird bewusst, dass er sich so stark verändert hat, dass ihm seine Heimat wie eine »fremde Welt« (S. 151) vorkommt. Er merkt, dass er die Sorgen, Ziele und Wünsche der anderen nicht teilt. Einerseits sehnt er sich selbst danach, ein bürgerliches Leben zu führen und den Krieg zu vergessen, andererseits stößt es ihn ab, daran zu denken, weil er weiß, dass seine Freunde gerade in Gefahr sind. Bäumer sitzt lange in seinem Zimmer und denkt darüber nach, wie es sein wird, wenn er wieder zurück ist. Alles ist ihm fremd geworden, auch seine eigenen Bücher.

Er besucht seinen ehemaligen Klassenkameraden Mittelstaedt, der jetzt in der Kaserne der Vorgesetzte ihres früheren Klassenlehrers Kantorek ist, den er im Beisein Bäumers demütigt, da dieser sie dazu verleitet hat, sich freiwillig für den Krieg zu melden. Anschließend besucht Bäumer Kemmerichs Mutter und belügt sie über das Sterben ihres Sohnes. Er behauptet, Kemmerich habe einen Schuss ins Herz erhalten und sei ohne Schmerzen sofort tot gewesen. Er schwört ihr, dass es wahr ist und dass er nicht wiederkommen wolle, wenn es nicht wahr sei.

Am Ende bereut Bäumer seinen Urlaub, da es ihn schmerzt, seine kranke Mutter zurückzulassen, um die er sich ebenso große Sorgen macht wie sie um ihn.

Analyse

In diesem Kapitel beschreibt Bäumer einen Schock, den er durch den krassen Unterschied zwischen dem Alltag an der Front und dem in der Heimat erlebt. Er kann diesen Übergang nur schwer verarbeiten. Er versucht sich die Personen und Gegenstände einzeln zu vergegenwärtigen: »Da ist meine Mutter, da ist meine Schwester, da mein Schmetterlingskasten und da das Mahagoniklavier – aber ich bin noch nicht ganz da. Es ist ein Schleier und ein Schritt dazwischen« (S. 144).

Besonders deutlich wird die Fremdheit, die Bäumer auch seinem früheren Ich gegenüber empfindet, in der Episode, in der er in seinem alten Zimmer sitzt und sich seine Bücher und Schulbücher ansieht. Es gelingt ihm nicht, sich wie früher zu fühlen, und er weiß nichts mit sich anzufangen. Er denkt, dass er nichts anderes mehr tun kann, als zu warten: »So wird es auch sein, wenn ich Glück habe, wenn der Krieg aus ist und ich wiederkomme für immer. Ich werde ebenso hier sitzen und mein Zimmer ansehen und warten« (S. 154). Kurz darauf heißt es: »Ich sitze und warte« (ebd.) und »Ich warte, ich warte« (S. 155). Die Wiederholungen in dieser Szene sind ein sprachlicher Ausdruck dieses Wartens und auch ein Versuch, sich die Situation begreiflicher zu machen, was Bäumer aber nicht gelingt. Am Ende heißt es: »Worte, Worte, Worte – sie erreichen mich nicht« (ebd.).

Im Gespräch mit Kemmerichs Mutter kommt es zu einer Vorausdeutung. Obwohl sie ihn eindringlich darum bittet, ihr die Wahrheit über den Tod ihres Sohnes zu sagen, schwört Bäumer ihr: »Ich will nicht wiederkommen, wenn er nicht sofort tot war« (S. 163). Dass Kemmerich nicht sofort tot war, sondern lange gelitten hat und im Lazarett nach seiner Amputation gestorben ist, weiß der Leser an diesem Punkt bereits. Insofern deutet der falsche Schwur auf Bäumers Tod in Kapitel 12 voraus.

Im Gespräch mit seiner eigenen Mutter wird deutlich, dass durch die große Kluft zwischen ihren beiden Erlebniswelten (die der kranken Mutter, die weiß, dass sie selbst bald stirbt, und ihren Sohn in Sicherheit wissen möchte, und die des Sohnes, der weiß, dass er an der Front jederzeit sterben kann) vieles unausgesprochen bleiben muss. Zu dem, was er seiner Mutter gern sagen möchte, schweigt er. Er denkt es nur: »Ach Mutter, Mutter! Warum nehme ich dich nicht in meine Arme, und wir sterben. Was sind wir doch für arme Hunde!« (S. 164). Ihr gegenüber gibt er sich zuversichtlich, um sie zu entlasten.

Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.