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Im Westen nichts Neues

Rezeption und Kritik

Nach seiner Veröffentlichung erhielt der Roman eine starke Resonanz. Er wurde nicht nur von Gebildeten gelesen, sondern auch von ehemaligen Soldaten aus allen Gesellschaftsschichten, die sich mit den geschilderten Erlebnissen identifizieren konnten. In der zeitgenössischen Presse wurde viel darüber diskutiert, ob es sich um einen politischen Roman handelt oder nicht. Remarque selbst hat dies abgestritten. Es werden auch keine konkreten politischen oder militärischen Pläne behandelt. Dennoch geht aus der Sicht des Ich-Erzählers eine deutliche Ablehnung des Krieges hervor, da dessen Sinn infrage gestellt und seine Grausamkeit drastisch geschildert wird.

Da das Buch »Im Westen nichts Neues« (1929) wie der Vorabdruck in der »Vossischen Zeitung« (1928) in der politisch prekären Zeit der Weimarer Republik erschien, waren die ersten Reaktionen fast alle politisch: Die Nationalisten und Nationalsozialisten waren der Ansicht, dass der Roman einen schlechten Einfluss auf die Jugend habe, da er »das edle Gefühl des Patriotismus, den Sinn für das Heldenhafte« (Remarque b, S. 62) untergrabe. Remarque sah den Krieg – nicht nur den Ersten Weltkrieg, sondern den Krieg allgemein – als »ein brutales Werkzeug der Ruhmgier und der Machtlust« (ebd.). Diese Haltung kommt in seinem Roman deutlich zum Ausdruck und war ein Grund für die Anfeindungen durch die Nationalsozialisten, die Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre immer mehr Macht gewannen.

So reagierte beispielsweise der nationalsozialistische Lyriker Erich Limpach mit Empörung auf den Roman:

    Wenn Remarque am Eingang seines »Im Westen nichts Neues« sagt: »Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Krieg zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam«, so ist das für alle wahren Frontsoldaten, die die Erinnerung an den großen Krieg wie ein heiliges Vermächtnis in sich tragen, ein Faustschlag ins Gesicht. Denn sie fühlen sich durch den Krieg nicht zerstört – sondern geläutert. (Limpach, S. 36–37)

Es gab aber auch viele positive Stimmen, die das Erscheinen des Buches als »ungeheure[…] Anklage« und »erschütternde[s] Bekenntnis« (Kellermann, S. 20) begrüßten. Lob erhielt der Roman unter anderem von dem Schriftsteller Carl Zuckmayer und der Politikerin und Pazifistin Anna Siemsen. Sie vermutete schon 1929 kurz nach Erscheinen des Romans: »Das Buch hat ein hohes Niveau und wird über seinen Augenblickserfolg zu den Dokumenten gehören, die einer späten Nachwelt zeigen, wie wir heutigen Deutschen den Krieg erlebten und warum wir ihn so erlebten« (Siemsen, S. 65).

Im ersten Jahr wurden eine Million Exemplare der Buchfassung verkauft, womit der Roman der bis dato größte Bucherfolg in der deutschen Literaturgeschichte wurde. Er wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 20 Millionen Mal verkauft. 

»Im Westen nichts Neues« wurde erstmals 1930 von dem US-amerikanischen Regisseur Lewis Milestone verfilmt. 1979 und 2022 wurde der Roman neu verfilmt. Der Netflix-Film von 2022 ist dabei die erste Produktion mit deutscher Beteiligung. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter vier Oscars. 

Veröffentlicht am 2. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. April 2023.