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Auerhaus

Aufbau des Werkes

Die Geschichte von sechs Jugendlichen, die in einem schwäbischen Dorf gemeinsam in ein altes Haus mit Namen »Auerhaus« ziehen, wird aus der Perspektive eines Ich-Erzählers geschildert. Die Handlung spielt sich Anfang der 80er-Jahre in einem Zeitraum von circa einem Jahr ab. Das Hauptmotiv der Jugendlichen für die Gründung dieser Wohngemeinschaft ist, den gemeinsamen Freund Frieder vor einem erneuten Suizidversuch abzuhalten. Der Kern der Geschichte erstreckt sich vom ersten Selbstmordversuch Frieders über seine Einweisung in die Psychiatrie bis hin zu seiner Beerdigung, die im darauffolgenden Jahr an Gründonnerstag, kurz vor Ostern, stattfindet.

Die überwiegend chronologische Erzählweise der Geschichte wird des Öfteren durch die Vorwegnahme von Ereignissen oder durch Rückblicke in die Vergangenheit sowie Visionen in die Zukunft durchbrochen.

Der Roman ist in drei Kapitel von unterschiedlicher Länge untergliedert. Das erste Kapitel umfasst die Seiten 7–9 und ist als ein Vorspann angelegt. Die Aktion Frieders, das Fällen des Weihnachtsbaums im Dorf, wird hier vorweggenommen und vom Autor wieder an der passenden Stelle im zweiten Kapitel in den chronologischen Ablauf der Geschichte eingefügt (S. 108 f.).

Das zweite Kapitel umfasst die Seiten 11–205, wobei noch eine Untergliederung in 30 Abschnitte erfolgt. Im ersten Abschnitt lässt sich ein indirekter Verweis auf den Selbstmordversuch des Protagonisten Frieder finden, denn in der Deutschstunde wird gerade Goethes Roman »Die Leiden des jungen Werther« besprochen (S. 22). Die genaueren Umstände der versuchten Selbsttötung Frieders werden jedoch erst später in einer Rückblende erläutert (S. 29 f.). 

Die nächtliche Aktion der Jugendlichen, die eine Verfolgungsjagd und Schießerei mit sich zieht, wird in Abschnitt 26 ebenfalls nur angedeutet (S. 183). In Abschnitt 29 bekommen die Lesenden in Rückblenden langsam durch das Vorlesen eines Zeitungsberichts und durch die Schilderungen des Ich-Erzählers einen Einblick in das zuvor Geschehene (S. 106–200).

Ein weiterer Bruch im chronologischen Ablauf der Geschichte findet sich in Abschnitt 30. Hier gibt sich der Ich-Erzähler seinen Zukunftsvisionen hin und verlässt damit die reale Erzählebene. Für jeden seiner Mitbewohnenden ebenso wie für sich selbst entwirft er eine glänzende Karriere, um für einen Moment aus der harten Wirklichkeit zu entfliehen (S. 282–285).

Das dritte Kapitel umfasst die Seiten 207–236 und ist in 5 Abschnitte gegliedert. Auch hier findet sich nochmals ein Bruch in der chronologischen Erzählweise. Im dritten Abschnitt berichtet der Ich-Erzähler über Frieders Beerdigung, wobei die Lesenden noch im Unklaren darüber gelassen werden, wie es zu seinem Tod kam (S. 218 ff.). Erst in mehreren Rückblenden klärt sich auf, was genau geschehen ist.  

Im Roman findet sich auf Seite 221 eine Begründung des Ich-Erzählers, warum er gerade diese Erzählweise gewählt hat: »Wenn ich später irgendwem vom Auerhaus und von Frieder erzählte, begann ich immer damit, wie Frieder den großen Weihnachtsbaum umgehauen hatte, mitten im Dorf. Ich hätte auch mit der Beerdigung anfangen können. Aber irgendwie fand ich es falsch, von Frieder zuerst das Ende zu erzählen. Als ob das Ende das Wichtigste wäre.«

Veröffentlicht am 10. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 10. Februar 2023.