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Der große Gatsby

Kapitel 7

Zusammenfassung

Von seiner Liebe zu Daisy eingenommen, sagt Gatsby seine Partys ab, die in erster Linie dazu gedient hatten, Daisy für sich zu gewinnen. Außerdem entlässt er seine Diener, um Klatsch und Tratsch zu verhindern, und ersetzt sie durch zwielichtige Personen, die mit Meyer Wolfshiem in Verbindung stehen und von denen er glaubt, sie würden nichts über Daisys Besuche bei ihm ausplaudern.

Am heißesten Tag des Sommers fährt Nick mit dem Zug nach East Egg, um im Haus von Tom und Daisy zu Mittag zu essen. Er trifft dort auch Gatsby und Jordan Baker an. Als das Kindermädchen Daisys Tochter zu ihnen hereinbringt, scheint sich Daisy kaum für ihr Kind zu interessieren. Sie lässt das Mädchen allen die Hand schütteln und erklärt, sie habe es für den Besuch so zurechtmachen lassen. Kurze Zeit später führt das Kindermädchen die Kleine wieder nach draußen. Daisy beklagt sich über ihre Langeweile und schlägt vor, in die Stadt zu fahren. Gatsby und Daisy können ihre Blicke nicht voneinander lassen, und Tom wird sich ihrer Gefühle füreinander bewusst.

Tom, der nach seiner Erkenntnis auf Konfrontationskurs ist, greift Daisys Vorschlag auf, gemeinsam nach New York zu fahren, und schlägt Gatsby vor, die Autos zu tauschen. Nick fährt mit Jordan und Tom in Gatsbys Auto, und Gatsby und Daisy fahren zusammen in Toms Auto. Bei einem Tankstopp in Wilsons Werkstatt erfahren Nick, Tom und Jordan, dass Wilson die Untreue seiner Frau entdeckt hat – allerdings nicht die Identität ihres Liebhabers – und plant, sie in den Westen zu bringen.

In der drückenden Hitze von New York City beschließt die Gruppe, sich eine Suite im Plaza Hotel zu nehmen. Tom leitet seine geplante Konfrontation mit Gatsby ein, indem er sich über dessen Angewohnheit lustig macht, Leute »alter Knabe« zu nennen. Er beschuldigt Gatsby der Lüge, in Oxford studiert zu haben. Gatsby erwidert, dass er tatsächlich in Oxford studiert hat – fünf Monate lang, im Rahmen eines Programms der Armee nach dem Krieg. Tom fragt Gatsby nach seinen Absichten für Daisy, und Gatsby antwortet, dass Daisy ihn liebe, nicht Tom. Tom behauptet, dass er und Daisy eine Geschichte haben, die Gatsby unmöglich verstehen könne. Schließlich beschuldigt er Gatsby, als Schmuggler zu arbeiten.

Als Gatsby von Daisy verlangt, Tom zu sagen, sie habe ihn nie geliebt, bricht Daisy in Tränen aus und erklärt ihm, selbst wenn sie es sagen würde, wären ihre Worte eine Lüge. Als Tom erkennt, dass er Gatsby besiegt hat, schickt er Daisy mit Gatsby zurück nach Long Island, um zu beweisen, dass Gatsby ihm nichts anhaben kann. Nick fällt auf der Rückfahrt ein, dass er Geburtstag hat und am heutigen Tag dreißig Jahre alt geworden ist.

Auf der Fahrt entdecken Nick, Tom und Jordan einen erschreckenden Autounfall am Rande des Tals der Asche. Michaelis, der Grieche, der das Restaurant neben Wilsons Autowerkstatt betreibt, erzählt ihnen, dass Myrtle das Opfer war – er habe sie in der Werkstatt mit ihrem Ehemann streiten gehört und sie sei dann auf die Straße gerannt, direkt in ein aus New York City kommendes Auto hinein, das dann Fahrerflucht begangen hat. Nick stellt mit Erschrecken fest, dass Myrtle von Gatsby und Daisy angefahren worden sein muss, die in Gatsbys gelbem Auto aus der Stadt zurückgefahren sind. Tom glaubt, dass sich Wilson an das gelbe Auto von diesem Nachmittag erinnern wird. Er vermutet auch, dass Gatsby der Fahrer gewesen ist.

Zurück in Toms Haus wartet Nick draußen, um ein Taxi zurück nach Hause zu nehmen, und findet Gatsby im Gebüsch versteckt. Gatsby sagt, er habe dort gewartet, um sicherzugehen, dass Tom Daisy in seiner Wut nicht verletzen wird. Er erzählt Nick, dass Daisy am Steuer saß, und sie es gewesen ist, die Myrtle anfuhr, dass er aber selbst die Schuld auf sich nehmen werde. Immer noch besorgt um Daisy, schickt Gatsby Nick, um nach ihr zu sehen. Nick sieht Tom und Daisy durch das Küchenfenster, einen Teller mit kaltem Brathähnchen zwischen sich. Nick bemerkt, dass sie zwar nicht glücklich aussehen, aber auch nicht sonderlich unglücklich, und dass Gatsbys Sorgen unbegründet sind.

Analyse

Obwohl Daisy Mutter ist, wird ihre Tochter nur zweimal im ganzen Buch genannt. Bei Nicks erstem Besuch bei den Buchanans zu Hause erwähnt Daisy sie. In diesem Kapitel nun wird das kleine Mädchen vor den Gästen herumgeführt. Eine gute Mutter scheint Daisy nicht zu sein – das Kindermädchen scheint weitaus vertrauter mit ihr. Auch in Verbindung mit ihrer Tochter zeigt sich Daisys Eitelkeit: »Ich bin extra hübsch gemacht worden vor dem Mittagessen«, so das Kind, woraufhin ihre Mutter antwortet: »Das kommt daher, dass deine Mami dich vorzeigen wollte« (S. 143).

Dieses Kapitel bringt außerdem den Konflikt zwischen Tom und Gatsby in einer offenen Konfrontation ans Licht. Tom setzt sein durch Nachforschungen gewonnenes Wissen über Gatsbys illegale Aktivitäten vor der gesamten Gruppe ein, um Gatsby vor den anderen schlechtzumachen, hauptsächlich natürlich vor Daisy. Auch Toms Heuchelei wird im Laufe der Konfrontation immer deutlicher. Bei seinen eigenen außerehelichen Affären hat er keine moralischen Bedenken, doch als er mit der Untreue seiner Frau konfrontiert wird, nimmt er die Position des empörten Opfers ein. »Das soll wohl der letzte Schrei sein, dass ich mich zurücklehne und lässig zusehe, wie Mr Irgendwer aus Irgendwo mit meiner Frau schläft. […] Heutzutage spötteln die Leute übers Familienleben und die Familienbräuche, und als Nächstes werfen sie alles über Bord« (S. 158). Durch solcherlei Aussagen kommt auch Toms Sexismus zum Vorschein (schließlich scheinen seine Affären für ihn in Ordnung zu sein).

Ein weiteres wichtiges Motiv, das in diesem Kapitel erscheint, ist die Bedeutung von Zeit und Vergänglichkeit. Gatsbys Besessenheit, an seine glückliche Vergangenheit mit Daisy anzuknüpfen, lässt ihn Daisy befehlen, Tom zu sagen, dass sie ihn nie geliebt habe, um so die Vergangenheit und ihre Ehe mit Tom ungeschehen zu machen. »Ich liebe dich jetzt – reicht das nicht? Ich kann nicht ändern, was war« (S. 161). Dass Tom sich sicher genug fühlt, Daisy mit Gatsby zurück nach East Egg zu schicken, bestätigt Nicks Feststellung, dass Gatsby nicht nur Daisy verloren hat, sondern auch seinen Traum. »Sie sah Tom an, aufs Neue beunruhigt, doch er bestand darauf mit spöttischer Großmut. ›Geh nur. Er wird dich in Ruhe lassen. Ich denke, er hat begriffen, dass sein anmaßender kleiner Flirt zu Ende ist‹« (S. 164). In dieser Sequenz wird erneut der Unterschied zwischen Gatsby und Tom klar: Während Tom aufgrund seiner Herkunft nie unsicher oder sorgenvoll sein musste, kann Gatsby sich trotz all seines neu erarbeiteten Reichtums nicht von der Unsicherheit befreien, die Daisy in ihm auslöst. Gegen Ende des Streits zwischen Tom und Gatsby fällt Nick erst spät auf, dass er an diesem Tag Geburtstag hat, und er sinniert über das nächste Jahrzehnt, das ihm mit seinem 30. Geburtstag bevorsteht. Es sei »ein Jahrzehnt der Einsamkeit, verhieß weniger Junggesellen im Bekanntenkreis, weniger Raum für Leidenschaften, weniger Haare« (S. 165). Nick verspürt einen Schock über den Beginn seines nächsten Lebensabschnitts, über den Jordans Anwesenheit ihm hinwegzuhelfen scheint.

Auch später in diesem Kapitel wird die Tiefe von Gatsbys Gefühlen zu Daisy deutlich, als er sich wie selbstverständlich dafür entscheidet, die Schuld an Myrtles Tod auf sich zu nehmen, obwohl Daisy nicht einmal den Anstand besessen hatte, das Auto anzuhalten. »Ich wollte, dass sie anhielt, aber sie konnte nicht, also zog ich die Notbremse. Dann kippte sie einfach um, in meinen Schoß, und ich fuhr weiter« (S. 175). Daisys Gefühllosigkeit zeigt sich auch in dem Umstand, dass sie Gatsby die ganze Nacht vor dem Haus warten lässt, in der Sorge, Tom könnte ihr gegenüber gewalttätig werden. Das Ende des Kapitels spiegelt den ersten Moment wider, als Nick Gatsby am Ende des ersten Kapitels im Mondschein stehen und auf das grüne Licht am Ende von Daisys Pier blicken sieht: »So ging ich zurück und ließ ihn dort im Mondschein stehen – wachend über nichts« (S. 177).

Veröffentlicht am 10. August 2023. Zuletzt aktualisiert am 10. August 2023.