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Effi Briest

Rezeption und Kritik

Mit »Effi Briest« gelang Fontane ein bis dahin ungeahnter Erfolg. Während seine früheren Werke stets mehr oder weniger kontrovers diskutiert wurden – Bestand der Debatten war häufig die moralische Haltung oder die literaturhistorische Einordnung – waren die Reaktionen auf »Effi Briest« durchweg positiv. Auch Fontane selbst, der in den positiven Rezensionen zu seinen Werken oftmals ein falsches Lob sah, zeigte sich durchaus zufrieden mit seinem Werk. (Vgl. Jürgensen 101)

Die zeitgenössische Kritik sah »grundsätzlich einen Roman, der (bei aller konzeptionellen Raffinesse) vorrangig von seiner ›Natürlichkeit‹ geprägt sei, fast als sei er dem Leben kunstlos abgeschrieben.« (Ebd.) Schnell stellte sich »Effi Briest« als Fontanes größter Verkaufserfolg heraus, der bereits im ersten Jahr fünf Auflagen benötigte. 

Kurz nach der Veröffentlichung der Buchversion druckte Felix Poppenberg eine Rezension über den Roman in der Wochenzeitung »Die Nation«, in der er ein großes Lob an Fontane aussprach und die Haltung des Textes eng mit seinem Wissen über Fontane selbst identifiziert. (Vgl. Ebd. 103) 

Zahlreiche Kritiker schlossen sich Poppenbergs Lob an. So rezensiert beispielsweise Paul Schlenther den Roman wie folgt: 

    Der große seelendeutende Dichter, der das Schicksal Effi Briests erzählt, hat in der Weisheit seines hohen Alters und in der kindlichen Unschuld seines Mitempfindens unendlich zart, unendlich behutsam dafür gesorgt, daß alle rüden Moralbegriffe hier unstatthaft sind. Auch Effis Schuld rächt sich auf Erden. Der Dichter vertheidigt sie nicht. Aber er erklärt, wie alles kam. Nein, er erklärt nicht einmal. (Ebd. 103f.)

Ernst Heilborn stimmt dem allgemeinen Konsens ebenfalls zu und ergänzt die Rezensionen um ein Lob für die angenehme, aber ehrliche Weise, in der es Fontane gelingt, über solch heikle Themen zu schreiben: »Und darum tröstet diese Dichtung, trotzdem sie rücksichtslos die Wahrheit findet: tröstet über Menschheitsschwäche mit Menschheitsschwäche – wer daß kann, der muß beides sein, ein großer Künstler und ein großer Mensch.« (Ebd.)

Im Fall von Fontanes »Effi Briest« lässt sich der Zeitpunkt, zu dem das Werk aus dem Status der Gegenwartsliteratur zu einem Objekt der Literaturgeschichte wird, datieren. (Vgl. Ebd. 105) 

    Im Jahr 1896 verfasste Friedrich Spielhagen einen im generischen Graubereich zwischen Kritik, Essay und literaturgeschichtlicher Untersuchung angesiedelten Text [...]. Dort widmet sich Spielhagen im Anschluss an die skizzierten Rezensionen etwa der ›natürlichen‹ Sprechweise der Figuren, in der es Fontane ›weiter gebracht hätte‹ als alle anderen ›modernen‹ Autoren. [... Fontane müsse den Stoff, aus dem das Kunstwerk ›Effi Briest‹ gemacht ist] selbst erlebt haben, ›oder doch ein wirkliches Geschehnis (vorliegen), das ihm von jemand, der dem Geschehnis nahe stand, mitgeteilt wurde und sein Interesse in der nötigen Lebhaftigkeit entfachte‹. (Ebd. 105f.)

Heute gilt Theodor Fontane als europaweit rezipierter Autor, dessen Werk »Effi Briest« in die meisten europäischen Nationalsprachen übersetzt wurde. Einzig sieben europäische Nationalsprachen verfügen über keine Übersetzung des Romans – Albanisch, Irisch, Isländisch, Maltesisch, Portugiesisch und Weißrussisch. (Vgl. Pöckl 107) In vielen Ländern ist »Effi Briest« der einzige Roman Fontanes, welcher übersetzt wurde – auch hier zeigt sich der große Erfolg des Werks. 

Die Adaption des Romans für die Bühne fand erst mit großer Verzögerung statt. Die erste Bühnenadaption, die öffentlich zugänglich ist, wurde am 2. Oktober 1998 unter der Regie von Kazuko Watanabe in Düsseldorf uraufgeführt. (Vgl. Meinen 113) Heute gehört »Effi Briest« zu den am häufigsten für die Bühne bearbeiteten deutschsprachigen Romanen. (Vgl. ebd.) 

    Die Homepage des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage [...] verzeichnet 2019 insgesamt 17 zugängliche Textfassungen der Romandramatisierungen, drei dieser Bearbeitungen werden explizit als Dramen für Jugendliche ausgewiesen. Leander Wattig listet für den Zeitraum der Spielzeiten 1998/99 bis 2004/5 insgesamt 23 Inszenierungen mit mindestens 18 unterschiedlichen Urhebern auf. (Ebd.)

Zudem ist »Effi Briest« auch der am häufigsten verfilmte Roman Theodor Fontanes. (Vgl. Grawe 37) Insgesamt fünf Film- oder Fernsehversionen basieren auf dem beliebten Roman. Die erste Verfilmung stammt aus dem Jahr 1939 und wurde unter dem Titel »Der Schritt vom Wege« veröffentlicht. Die zweite Verfilmung entstand im Jahr 1955/56 und trägt den Titel »Rosen im Herbst«. Unter dem einfachen Titel »Effi Briest« wurde der Roman im Jahr 1969 als DDR-Verfilmung veröffentlicht. Zu den bekanntesten Verfilmungen gehört Rainer Werner Fassbinders »Fontane Effi Briest« mit Hanna Schygulla in der Titelrolle. (Vgl. ebd.) Die bisher jüngste Verfilmung »Effi Briest« wurde 2009 von Regisseurin Hermine Huntgeburth mit den Hauptdarstellern Julia Jentsch, Sebastian Koch und Misel Maticevic inszeniert.

Veröffentlicht am 4. Dezember 2023. Zuletzt aktualisiert am 4. Dezember 2023.