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Effi Briest

Kapitel 17-20

Zusammenfassung

Effi ist zunächst wütend über die Erkenntnis, dass Innstetten offenbar versucht, sie durch Angst und Grausamkeit zu erziehen. Schließlich beruhigt sie sich jedoch wieder, da sie nicht sicher ist, ob sie Crampas Erklärung vertrauen kann. Während ihrer weiteren Ausritte nähert Crampas sich Effi weiterhin an und schmeichelt ihr, indem er ihr Gedichte vorliest und zugibt, dass er sich insgeheim über eine Liebeserklärung von ihr freuen würde, auch wenn er wisse, dass dies unrecht sei. Am Ende eines Ausritts rät Crampas Effi dazu, Innstetten nicht zu viel darüber zu erzählen, da er dies nicht richtig zu nehmen wisse.

Für den Rest des Winters meidet Effi den Major – obwohl sie sich offiziell nichts vorzuwerfen hat, hat sie ein schlechtes Gewissen. Dann bietet Crampas ihr jedoch die Hauptrolle in einem Theaterstück an und Effi ist begeistert von dieser Idee. Crampas selbst führt Regie, wodurch Effi zunächst verunsichert ist. Innstetten ist mit ihren Plänen einverstanden. Während der Theaterproben wirbt Crampas weiterhin um Effis Gunst. Das Theaterstück verläuft erfolgreich und im Anschluss hat Innstetten eine Weihnachtsfeier mit einigen Adeligen, zu denen auch Crampas und Gieshübler gehören, geplant.

Nach dem geselligen Weihnachtsfest gibt es Komplikationen hinsichtlich der Rückfahrt, die dafür sorgen, dass Effi und Crampas allein im hinteren Teil eines Schlittens fahren. Effi bekommt in der Dunkelheit des dichten Waldes, den sie durchqueren, Angst und beginnt zu zittern. Crampas nimmt Effis Hand und küsst sie leidenschaftlich in der Dunkelheit.

Am folgenden Morgen zeigt Innstetten sich verstimmt über Effis Schlittenfahrt mit dem Major. Er berichtet, er habe nach dieser Rückfahrt geträumt, dass Effi und der Major auf dem Rückweg verunglückt und gemeinsam versunken seien. Effi beruhigt ihren Mann und erklärt ihm, dass sie sich lächerlich gemacht hätte, wenn sie Crampas Hilfe ausgeschlagen hätte – und Lächerlichkeit wolle Innstetten doch stets vermeiden. Der Baron stellt klar, dass er seine Frau lieber gemeinsam mit Gieshübler als mit Crampas sehe.
Drei Tage später besucht Effi den Silvesterball. Der Ritterschaftsrätin von Padden fällt auf, dass Effi den Major Crampas gut zu kennen scheint. Effi wird krank und geht nach ärztlicher Verordnung oft spazieren, meist mit Roswitha. Bei den Landbesuchen, zu denen sie ihren Mann für gewöhnlich begleitete, lässt sie sich zunehmend entschuldigen. Innstetten muss häufig verreisen und lässt seine Frau wieder allein.

Analyse

Während ihrer Treffen mit Crampas nähert Effi sich dem charmanten Mann weiter an. Dies wird nicht durch Szenen körperlicher Annäherung dargestellt, sondern erfolgt durch Verführung auf geistig-seelischer Ebene durch das Vortragen von Gedichten. (Vgl. Grawe 77) Crampas beweist hier Geschick, da er sich Effi gegenüber, die auf seine Avancen nur zögerlich eingeht, als Kavalier zeigt und sie mit der Poesie beeindruckt, während ihr Ehemann sich kaum je um ihre Aufmerksamkeit bemüht. »Es ist nicht bloß physische Anziehung, was Effi an ihm besticht; es ist ein Einblick in eine Welt, in der es gefährlich und aufregend prickelt.« (Ebd.) Dies passt zu Effis vergnügungslustigem, freiheitsliebenden Charakter. Während Innstetten ihre Interessen und Bedürfnisse völlig ignoriert, langweilt Effi sich. Sie fühlt sich einsam und isoliert in einer Gesellschaft, in der sie fremd ist und wenig geschätzt wird. Crampas’ Ablenkung stillt Effis Bedürfnisse und zeigt zudem den Unterschied zwischen ihm und Innstetten.

    [Im] Gegensatz zu ihrem Mann, dem es nie gelingt, sie für sein künstlerisches Hobby, die Malerei, zu interessieren, weil er es durch seine trockene Didaktik tötet, haucht Crampas seinem Hobby, der Dichtung, Leben ein und hält Effi damit in Bann. (Ebd.)

Die von Crampas gewählten Gedichte enthalten unheilvolle Zeichen, die als Vorausdeutung auf das spätere Geschehen dienen. So handeln sie von armen, vergessenen Mädchen, die in die Hand des Teufels geraten, vom Teufel, der die Menschheit verführt und von einem Liebhaber der Königin, der durch deren Ehemann geköpft wurde. (Vgl. Ebd. 77f.) Die Anspielungen beziehen sich auf Effi als armes Mädchen, das durch den Teufel Crampas verführt wird und durch ihn ihre Familie sowie ihre gesellschaftliche Stellung verlieren wird. Dass sich Crampas als Teufelsfigur interpretieren lässt, legt bereits der Name nahe, handelt es sich doch bei dem wortverwandten »Crampus« um einen süddeutsch-österreichischen Volksnamen für den Teufel. (Vgl. Ebd.) Auch sein Schicksal offenbart sich in der Dichtkunst. Während der Liebhaber der Königin von deren Ehemann geköpft wird, wird Crampas im Verlauf des Romans von Effis Ehemann im Duell besiegt und erschossen.

Eine weitere Vorausdeutung auf das Unglück des heimlichen Paares findet sich in Innstettens Traum in der Nacht nach der gemeinsamen Schlittenfahrt von Effi und dem Major. Innstetten ist erzürnt über diese und wirft Effi am Morgen vor, er habe geträumt, sie sei mit Crampas verunglückt und gemeinsam versunken. Wenn das Versinken als gesellschaftlicher Untergang sowie als Todesfolge durch die Affäre betrachtet wird, bewahrheitet sich Innstettens Sorge.

Veröffentlicht am 30. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. November 2023.