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Effi Briest

Zitate und Textstellen

  • »›[...] vom Boot aus sollen früher auch arme unglückliche Frauen versenkt worden sein, natürlich wegen Untreue.‹ [...] ›Aber sowas vergisst man doch wieder.‹ ›Ich nicht. Ich behalte so was.‹«
    – Effi und Hulda, S. 14

    Hier handelt es sich um eine erste Vorausdeutung auf die späteren Geschehnisse. Effi hörte durch ihren Lehrer von den Konsequenzen, die die Untreue für andere Frauen früher hatte. Auch wenn ihre Freundin Hulda dies nicht ernst nimmt, merkt Effi sich die Geschichte über die Untreue und ihre Folgen. Dies ist als erster Hinweis auf das später folgende Unheil für Effi zu betrachten und zeigt, dass ihr die moralische Verwerflichkeit dieser Tat trotz ihres jungen Alters bewusst ist.

  • »Gott, Effi, wie du nur sprichst. Sonst sprachst du doch ganz anders.«
    – Hertha, S. 19

    Hertha bemerkt dies, nachdem Effi ihren Freundinnen von der Verlobung mit Innstetten berichtet. Effi, die sonst übermütig und kindlich ist, zeigt sich plötzlich verständig und rational, als sie gefragt wird, ob Innstetten der richtige Mann für sie ist. Bereits die Verlobung sorgt für eine Wesensveränderung.

  • »Auch einen Chinesen. [...] Es ist möglich, dass wir wirklich noch einen haben, aber jedenfalls haben wir einen gehabt; jetzt ist er tot und auf einem kleinen eingewitterten Stück Erde begraben, dicht neben dem Kirchhof.«
    – Innstetten über die Menschen in Kessin, S. 42

    Innstetten bemerkt Effis Interesse am Exotischen und berichtet ihr von den – für sie – fremdartigen Menschen in Kessin, zu denen auch ein Chinese gehörte. Er weckt nicht nur ihr Interesse, sondern macht ihr auch Angst, indem er erwähnt, dass der verstorbene Chinese vielleicht noch in der Stadt verweilt. Er legt damit den Grundstein für Effis Angst vor dem Chinesenspuk, der einen großen Teil ihres Unwohlseins in Kessin ausmacht und Innstetten als Erziehungsmaßnahme dient.

  • »Es war über mir ein ganz sonderbarer Ton, nicht laut, aber doch sehr eindringlich. Erst klang es, wie wenn lange Schleppenkleider über die Diele hinschleiften, und in meiner Erregung war es mir ein paarmal, als ob ich kleine weiße Atlasschuhe sähe. Es war, als tanze man oben, aber ganz leise.«
    – Effi zu Johanna, S. 49

    Hier zeigt sich Effis Angst vor dem Spuk zum ersten Mal deutlich. Sie hört die ungewohnten Geräusche in der Nacht und fantasiert über deren Ursprünge. Ihre Vorstellung eines spukenden Tänzers zeigt ihre große Angst vor dem Fremden und ihre Unsicherheit.

  • »Das war die erste lange Trennung, fast zwölf Stunden. Arme Effi. Wie sollte sie den Abend verbringen? Früh zu Bett, das war gefährlich, dann wachte sie auf und konnte nicht wieder einschlafen und horchte auf alles.«
    – Erzähler über Effi, S. 63

    Effis Unwohlsein wird auch weiterhin durch ihre Schlafprobleme dargestellt. Der Kommentar des Erzählers zeigt, dass Effi unter der Isolation leidet und sich nur schlecht in ihrer Rolle als Baronin einfindet, von der erwartet wird, dass sie sich auch allein im Haus zurechtfindet.

  • »Innstetten war immer ein vortrefflicher Mann, so einer wie’s nicht viele gibt, aber ich konnte nicht recht an ihn heran, er hatte so was Fremdes. Und fremd war er auch in seiner Zärtlichkeit. Ja, dann am meisten; es hat Zeiten gegeben, wo ich mich davor fürchtete.«
    – Effi in einem Brief an ihre Mutter, S. 198

    Dies zeigt sowohl Innstettens emotionale Kälte als auch den großen charakterlichen Unterschied zwischen ihm und seiner Frau. Während er distanziert ist, wünscht sie sich mehr Zärtlichkeit. Ihre Furcht vor dem eigenen Ehemann zeigt ihr Unglück in ihrer Ehe.

  • »Er, Crampas, soll nämlich ein Mann vieler Verhältnisse sein, ein Damenmann, etwas was mir immer lächerlich ist und mir auch in diesem Fall lächerlich sein würde, wenn er nicht, um ebensolcher Dinge willen, ein Duell mit einem Kameraden gehabt hätte.«
    – Effi in einem Brief an ihre Mutter, S. 96

    Effi berichtet ihrer Mutter von Crampas’ Ruf als Frauenheld. Ihre Beschreibung zeigt, dass sie auf Crampas sympathischen, verführerischen Charakter hereinfallen würde, hätte sie nicht von dem Duell gehört, welches seine Affären beweist. Hier wird deutlich, dass Effi vollständig bewusst ist, welche Art Mann Crampas ist. Somit lässt sich feststellen, dass Effi sich bewusst auf die Affäre einlässt, ohne von Crampas getäuscht zu werden.

  • »O du Gott im Himmel, vergib mir, was ich getan; ich war ein Kind … Aber nein, nein, ich war kein Kind, ich war alt genug, um zu wissen, was ich tat. Ich hab es auch gewusst, und ich will meine Schuld nicht kleiner machen … aber das ist zu viel. Denn das hier, mit dem Kind, das bist nicht du, Gott, der mich strafen will, das ist er, bloß er! [...] und dann hat er den armen Kerl totgeschossen, den ich nicht einmal liebte und den ich vergessen hatte, weil ich ihn nicht liebte. Dummheit war alles, und nun Blut und Mord. Und ich schuld.«
    – Effi zu Gott und sich selbst, S. 252

    Effi spricht verzweifelt zu Gott, nachdem sie ihre Tochter Annie wiedersehen durfte, die ihr völlig entfremdet und dressiert erscheint. Nach ihrem gesellschaftlichen Ausschluss, der langen Isolation und ihrer Krankheit bildet das Wiedersehen mit ihrer Tochter den Höhepunkt von Effis Leid. Sie reflektiert ihre Gefühle und Taten und betrachtet sich selbst als die Schuldige, schreibt Innstetten jedoch eine Mitschuld zu.

  • »Das war Effis letzte Bitte gewesen: ›Ich möchte auf meinem Stein meinen alten Namen wiederhaben; ich habe dem andern keine Ehre gemacht.‹«
    – Erzähler, S. 270

    Bevor Effi stirbt, bittet sie ihre Eltern, »Effi Briest« auf ihren Grabstein zu schreiben. Sie nimmt ihre Schuld an und möchte den Namen ihrer gescheiterten Ehe im Tod nicht mehr tragen. Sie kehrt nicht nur körperlich an den Ort ihrer Kindheit zurück, sondern nimmt auch ihre alte Identität wieder an – aus einer Zeit, in der sie glücklich und unbeschwert war. Dies verdeutlicht ein weiteres Mal das Unglück, welches die Hochzeit und die nachfolgenden Geschehnisse für Effis Leben bedeutet haben.

  • »›Ob wir nicht doch vielleicht schuld sind?‹ [...] ›Ach, Luise, lass … das ist ein zu weites Feld.‹«
    – Herr und Frau von Briest, S. 271

    Effis Eltern reflektieren die Ereignisse nach ihrem Tod und fragen sich, ob sie eine Mitschuld am Tod ihrer Tochter tragen. Während Luise ihre Unsicherheit offen zeigt, bemüht sich Herr von Briest, seine Frau zu beruhigen. Doch auch er ist unsicher, was an der Floskel »das ist ein zu weites Feld« deutlich wird, die er immer dann benutzt, wenn er nicht mehr weiter weiß und ein Thema beenden möchte.

Veröffentlicht am 4. Dezember 2023. Zuletzt aktualisiert am 4. Dezember 2023.