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Effi Briest

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1894
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Der Roman »Effi Briest« wurde im Jahr 1894 veröffentlicht. Sein Autor Theodor Fontane veröffentlichte zwischen 1860 und 1906 zahlreiche Werke – darunter beispielsweise die Romane »Irrungen, Wirrungen« und »Frau Jenny Treibel« sowie die Novelle »Unterm Birnbaum«. »Effi Briest« ist Fontanes drittletzter Roman und gilt sowohl zu seinen Lebzeiten als auch nach seinem Tod als sein erfolgreichstes Werk. (Vgl. Grawe 26)

Fontanes berühmter Gesellschaftsroman erzählt die Geschichte von Effi Briest, die als junge, naive Frau mit dem wesentlich älteren Baron Geert von Innstetten verheiratet wird. Nach ihrer Hochzeit zieht Effi vom elterlichen Gut Hohen-Cremmen in Brandenburg zu ihrem Mann auf dessen Anwesen in Hinterpommern, fühlt sich dort jedoch schnell einsam und isoliert. In ihrer neuen Rolle als Baronin findet sich die kindliche Effi nur schwer ein. Da ihr Zärtlichkeit in ihrer Ehe fehlt, beginnt sie eine Affäre mit Major Crampas. Als diese einige Jahre später rückwirkend aufgedeckt wird, führt dies zu Effis sozialem Abstieg. Innstetten tötet Major Crampas in einem Duell, Effi wird aus der Gesellschaft ausgestoßen. Sie lebt für einige Zeit allein in Berlin, wird schließlich krank und verbringt die letzte Zeit ihres Lebens bei ihren Eltern in Hohen-Cremmen. Der Roman thematisiert die starren gesellschaftlichen Normen seiner Zeit und die Konsequenzen von unkonventionellem Verhalten, wobei er Effis Tragödie in den Mittelpunkt stellt.

Der Roman ist in 36 Kapitel unterteilt und weist einen linearen, chronologischen Aufbau auf. Dieser orientiert sich an Effis Leben und beginnt kurz vor ihrer Verlobung mit dem Baron von Innstetten. Zu Beginn des Romans, der in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts spielt, ist die Protagonistin 17 Jahre alt. Die wichtigsten Stationen ihres Lebens werden durch wechselnde Handlungsorte voneinander abgegrenzt. Der Roman beginnt in Hohen-Cremmen, dem Ort, an dem Effi aufwuchs. Hier zeigt sich ihre kindliche Seite. Nach ihrer Hochzeit zieht Effi zu Innstetten nach Kessin und lebt dort in ihrer Rolle als Baronin, Ehefrau und Mutter. Zum Zeitpunkt ihres gesellschaftlichen Falls durch die Aufdeckung ihrer ehemaligen Affäre befindet Effi sich in Berlin, wo sie nach der Trennung zunächst verbleibt. Dieser Lebensabschnitt ist durch Effis Isolation und ihre fortschreitende Krankheit geprägt. Am Ende des Romans darf sie aufgrund ihrer tödlichen Krankheit an den Ort ihrer Kindheit zurückkehren. Effi verstirbt an dem Ort, an dem ihr Leben begann, sodass die Handlungsorte einen Kreislauf bilden. 

Fontanes Ehebruchroman basiert auf dem historischen Fall von Elisabeth von Ardenne, die mit dem Offizier Armand von Ardenne verheiratet war und eine Affäre mit dessen Freund Emil Hartwich begann. Als Ardenne die Affäre seiner Frau entdeckt, fordert er Hartwich zum Duell auf – der Geliebte seiner Frau verstirbt wenige Tage später an seinen Verletzungen. Auch wenn es zwischen den Romanfiguren und ihren realen Vorbildern diverse Parallelen gibt, hat Fontane darauf geachtet, die Geschichte nicht zu detailliert zu übernehmen, da die Ardennes zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch lebten. Die Veränderungen dienten außerdem dazu, Effis tragisches Schicksal sowie die damit verbundene Gesellschaftskritik zu verdeutlichen. Ein signifikanter Unterschied liegt im Ausgang beider Geschichten. Während Effi nach der Trennung von Innstetten sehr isoliert lebt und bereits in jungen Jahren verstirbt, arbeitet Elisabeth von Ardenne nach ihrer Trennung als Krankenschwester und verstirbt erst im Alter von 99 Jahren.

Der Roman vereint zahlreiche Motive – eine wichtige Rolle spielen beispielsweise Effis Schaukel, die Natursymbolik in Bezug auf Effi, Ehe und Erotik sowie Krankheit und Tod. Zudem bietet das Werk zahlreiche weitere Interpretationsmöglichkeiten. Interessante Aspekte sind der Chinesenspuk sowie die Familienkonzepte des Romans. 

Mit »Effi Briest« gelang Fontane ein großer Erfolg. »Im Vergleich zu allen früheren Werken, die mehr oder minder kontrovers diskutiert wurden, hinsichtlich ihrer ästhetischen Dignität wie ihrer moralischen Haltung und überhaupt ihrer literarhistorischen Einordnung, fiel das Urteil über ›Effi Briest‹ einhellig aus.« (Jürgensen 101) Schnell entwickelt sich »Effi Briest« zu Fontanes größtem Verkaufserfolg. Bereits im ersten Jahr werden fünf Auflagen des Buchs gedruckt. (Vgl. ebd.) Heute gilt der Roman als wichtiges Werk des Realismus. Er ist nicht nur Fontanes beliebtestes Werk, sondern auch das am häufigsten verfilmte. (Vgl. Grawe 37) Die vier Romanverfilmungen wurden zwischen 1939 und 1974 veröffentlicht.

Veröffentlicht am 25. Januar 2010. Zuletzt aktualisiert am 30. November 2023.

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