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Effi Briest

Kapitel 13-16

Zusammenfassung

Nach dem Silvesterball verläuft der Winter ohne besondere Ereignisse und Effis Einsamkeit nimmt zu, da Innstetten sich weiterhin kaum um seine Frau kümmert. Ihr Freund Alonzo Gieshübler erfreut Effi regelmäßig mit Geschenken und Aufmerksamkeiten, sodass ihre Mutter schon über Effis Liebe zu dem Apotheker scherzt. Effi wird traurig, da ihr durch Gieshüblers Bemühen bewusst wird, wie sehr ihr solcherlei Aufmerksamkeiten und Huldigungen in ihrer Ehe fehlen.
In einem Brief an Luise von Briest berichtet Effi von dem neuen Landwehrbezirkskommandeur Crampas. Diesem eilt sein Ruf als Frauenheld voraus. Crampas ist ein verheirateter Vater zweier Kinder und seine Frau soll immer verstimmt und sehr eifersüchtig sein. Die Gerüchte um Crampas’ außereheliche Verhältnisse scheinen zu stimmen, da dieser bereits gegen einen Ehemann zum Duell antreten musste und sich dabei den Arm nachhaltig verletzte.
Auf einem Spaziergang mit Rollo lernt Effi Roswitha kennen, die gleich ihre Sympathie gewinnt. Sie stellt Roswitha als Kindermädchen für ihr ungeborenes Kind ein.

Nach Innstettens Zustimmung zieht Roswitha in das Haus des Barons ein. Sie kann die Geräusche nicht hören. Effi, die selbst Protestantin ist, hat das Gefühl, dass Roswitha als Katholikin sie vor dem Spuk schützen könne. Am 3. Juli kommt schließlich Effis Tochter zur Welt, die von Roswitha den Namen Annie bekommt. Die Taufe der kleinen Annie findet im August statt. Während des Essens sitzt Effi neben Crampas, der sich scherzend mit ihr unterhält. Sie freut sich bereits sehr auf ihren anstehenden Besuch in Hohen-Cremmen.

Effi verbringt sechs Wochen in ihrem Elternhaus und genießt die Zeit mit ihren Eltern sehr. In einem Gespräch mit ihrem Vater erzählt sie, dass sie lange Spaziergänge mit Rollo macht und Herr von Briest scherzt darüber, dass der Hund ihr wichtiger sei als ihr Mann und ihr Kind. Doch er erkennt auch die tatsächliche Wichtigkeit des Tiers für seine Tochter, die ein einsames Leben führt, und zeigt ihr Verständnis. Seine Tochter gesteht ihm, dass sie sich mehr Zeit und Zärtlichkeit von ihrem Mann wünschen würde.
Ende September kehrt Effi nach Kessin zurück. Bei einem Frühstück mit ihrem Mann macht sie ihm Vorwürfe dafür, dass er sie und die gemeinsame Tochter in den sechs Wochen kein einziges Mal bei ihren Eltern besucht habe. Innstetten erkennt, dass Effi seit Annies Geburt erwachsener geworden ist und schmeichelt ihr mit Komplimenten. Schließlich betritt Crampas den Raum, mit dem Effi ein angeregtes Gespräch führt. Roswitha bringt ihr die kleine Annie, die Effi stolz in die Höhe hält.

Innstetten und Crampas reiten häufig zusammen aus und Effi äußert den Wunsch, mit ihnen mitkommen zu dürfen. Innstetten versucht, ihr den Wunsch abzuschlagen und erklärt, er habe kein Damenpferd, doch Crampas ist begeistert von der Idee und sorgt dafür, dass die junge Baronin mitreiten kann. Sie reiten den Strand entlang und sehen eine Robbe. Als Crampas vorschlägt, diese zu jagen, lehnt Innstetten dies ab – denn die Robbenjagd ist verboten. Crampas empfindet solcherlei Gesetzlichkeiten als langweilig. Innstetten kritisiert das mangelnde Interesse an Gesetzen und Prinzipien seines Freundes scharf und bringt diesen in Verlegenheit. Fortan reiten Effi und Crampas häufiger zu zweit aus und kommen sich durch geistreiche Debatten – und durch die engen Wege auch auf körperlicher Ebene – näher. Crampas behauptet, dass Innstetten schon immer gern Spukgeschichten erzählt habe, um sich selbst interessanter zu machen. Nun nutze er den Spuk, um Effi zu erziehen, damit diese richtig handelt, wenn sie allein zu Hause ist. Auf ihrem Rückweg passieren sie das Grab des Chinesen.

Analyse

»Der Anfang des [13.] Kapitels gibt in zeitlicher Raffung einen direkten Einblick in das Innstetten’sche Eheleben und deutet an, dass Effi auch sexuell unbefriedigt ist.« (Grawe 72) Dies wird vor allem an ihrem Leid deutlich, wenn sie ihren Umgang mit dem Freund Gieshübler mit dem Zusammenleben mit ihrem Ehemann vergleicht. Während Gieshübler sich mit Aufmerksamkeit und Geschenken um Effi bemüht, ist Innstetten nur mit seiner Karriere befasst.

Durch ihren Mangel an sozialer Interaktion und die fehlende Zärtlichkeit in der Ehe freut Effi sich, als sie den Landwehrbezirkskommandanten Crampas kennenlernt, einen Freund ihres Ehemannes. Crampas wird als »Mann vieler Verhältnisse« (S. 96) dargestellt, der unglücklich verheiratet ist und bereits gegen einen anderen Ehemann im Duell antreten musste, bei dem er sich eine Verletzung zuzog, die ihn noch heute beeinträchtigt. Diese Umschreibung kann als Vorausdeutung seines Todes betrachtet werden. Er kam bereits einmal mit einer Verletzung davon – trotz seiner Einschränkung ein zweites Duell zu überleben, scheint unrealistisch.
Die gegenseitige Sympathie zwischen Effi und Crampas wird durch die gemeinsamen Ausritte – zunächst mit Innstetten, dann auch zu zweit – deutlich, bei denen sich Crampas stets bemüht, die junge Frau zu beeindrucken. Der erste Unterschied im Charakter beider Männer wird daran deutlich, dass Crampas sofort einwilligt, Effi zu den gemeinsamen Ausritten mitzunehmen, während ihr Ehemann nach Vorwänden sucht, unter denen seine Frau zuhause bleiben soll. So entwickelt sich eine Beziehung zwischen Effi und dem Major, deren tiefere Ebene von Fontane nur grob umschrieben wird. »Tatsächlich geht die Darstellung der körperlichen Beziehung zwischen Effi und Crampas im Text selbst nicht über bloße Andeutungen hinaus.« (Grawe 75) Die einzige körperliche Annäherung, die Fontane beschreibt, ist das Küssen von Effis Händen auf einer gemeinsamen Schlittenfahrt. Dass Crampas »beim Ergreifen ihrer Hand die Finger löst, [...] deutet den Vorgang ihres generellen Nachgebens an, bei dem es dem Leser überlassen bleibt, über den Stellvertretungscharakter dieser Geste zu spekulieren.« (Ebd.)

Die fehlende Vertraulichkeit zwischen Effi und Innstetten bemerkt auch Herr von Briest, als Effi ihre Eltern auf Hohen-Cremmen besucht. Dieser scherzt zunächst darüber, dass ihr Hund ihr wichtiger sei als ihr Ehemann, äußert aber Verständnis für seine Tochter, nachdem sie sich ihm anvertraut. Hier wird wieder Herrn von Briests Gutmütigkeit unterstrichen, der stets besorgt um das Wohl seiner einzigen Tochter ist. Zeitgleich fordert er sie jedoch dazu auf, ihrer Mutter und Innstetten gegenüber über das Problem zu schweigen, was die »Atmosphäre gestörter Kommunikation verstärkt.« (Ebd.)

Veröffentlicht am 30. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. November 2023.