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Unterm Rad

Figuren

Figurenkonstellation

Unterm Rad – Figurenkonstellation
  • Joseph Giebenrath

    Joseph Giebenrath ist Hans’ Vater und die erste Person, die im Roman vorgestellt wird. Der Leser lernt ihn gleich im ersten Absatz von »Unterm Rad« kennen:

      Herr Joseph Giebenrath, Zwischenhändler und Agent, zeichnete sich durch keinerlei Vorzüge oder Eigenheiten vor seinen Mitbürgern aus. Er besaß gleich ihnen eine breite, gesunde Figur, eine leidliche kommerzielle Begabung, verbunden mit einer aufrichtigen, herzlichen Verehrung des Geldes, ferner ein kleines Wohnhaus mit Gärtchen, ein Familiengrab auf dem Friedhof, eine etwas aufgeklärte und fadenscheinig gewordene Kirchlichkeit, angemessenen Respekt vor Gott und der Obrigkeit und blinde Unterwürfigkeit gegen die ehernen Gebote der bürgerlichen Wohlanständigkeit. (S. 1)

    Mit dieser kurzen, aber aussagekräftigen Beschreibung erfahren wir bereits sehr viel über Hans’ Vater. Anders als sein Sohn ist er nicht von außergewöhnlicher Intelligenz und ein eher gewöhnlicher Einwohner des Dorfes. Durchschnittlicher als Herr Joseph Giebenrath könnte eigentlich keine Person sein, er besitzt »keinerlei Vorzüge oder Eigenheiten«. Daher ist es umso erstaunlicher, wie auch der Erzähler später anmerkt (S. 6), dass sein Sohn so überaus begabt ist. Denn vom Vater kann er seine Intelligenz sicherlich nicht geerbt haben: »Seine geistigen Fähigkeiten gingen nicht über eine angeborene, streng abgegrenzte Schlauheit und Rechenkunst hinaus.« (S. 5)

    In seinen Sohn hingegen steckt Herr Giebenrath große Hoffnungen. So ermahnt er Hans oft, ausgiebig für die Schule zu lernen. Auch erwartet er große Disziplin von ihm, wie sich an mehreren Stellen im Roman zeigt, beispielsweise als Hans von seinem Ausflug mit August und dessen Freunden deutlich später als erwartet zurückkehrt. Während der Abwesenheit seines Sohnes entwickelt er sogar Fantasien, in denen er ihn gewaltvoll bestraft:

      Er stellte sich die Szene vor — der Herumtreiber konnte ja was erleben! Wahrscheinlich würde der Lausbub besoffen sein, aber er würde dann schon nüchtern werden, der Bengel, der Heimtücker, der elendige! Und wenn er ihm alle Knochen abeinander hauen mußte. (S. 178)

    Trotz seiner Strenge sorgt sich Herr Giebenrath aber auch um das Wohlbefinden seines Sohnes. An einer Stelle ermahnt er Hans, auch Zeit in der Natur zu verbringen (S. 9), und als Hans den Wunsch äußert, wieder angeln zu dürfen, erlaubt er es ihm ohne zu zögern. Zwar wird er als »gefürchteter Herrscher« beschrieben, aber er kann auch »ungewöhnliche Milde« zeigen (S. 10).

    Herrn Giebenraths wohl wichtigste Eigenschaft ist der Stolz, den er für seinen Sohn empfindet. Als er mit ihm zum Landexamen fährt, kann er beispielsweise »vor Aufregung, Freude und Stolz gar nicht stillstehen« (S. 17). So stolz er aber auch ist – die akademische Karriere seines Sohnes kann er dennoch nicht so ganz nachvollziehen. Bis zum Schluss des Romans bringt er wenig Verständnis für Hans’ Erfahrungen und Emotionen auf (Patzer, 2013). Sogar bei der Beerdigung gibt er zu verstehen, dass er den Tod seines Sohnes nicht verstehen kann.

  • Hans Giebenrath

    Hans ist der Protagonist des Romans »Unterm Rad« und etwa 15 Jahre alt. Er ist in einem kleinen Dorf im Schwarzwald aufgewachsen und seine Mutter ist schon früh gestorben, weshalb er nur von seinem Vater aufgezogen wurde. Hans ist äußerst intelligent, womit er sich vom Rest der Dorfbevölkerung abhebt:

      Hans Giebenrath war ohne Zweifel ein begabtes Kind; es genügte, ihn anzusehen, wie fein und abgesondert er zwischen den andern herumlief. Das kleine Schwarzwaldnest zeitigte sonst keine solchen Figuren, es war von dort nie ein Mensch ausgegangen, der einen Blick und eine Wirkung über das Engste hinaus gehabt hätte. Gott weiß, wo der Knabe die ernsthaften Augen und die gescheite Stirn und das Feine im Gang her hatte. (S. 6)

    Aufgrund seiner herausragenden schulischen Leistungen soll Hans als Einziger seines Jahrgangs zum Seminar nach Maulbronn geschickt werden und erhält dafür zusätzliche Unterrichtsstunden von seinen Lehrern und dem Stadtpfarrer. Hans ist sich seiner überdurchschnittlichen Intelligenz und gesonderten Stellung im Dorf nur zu bewusst. Folglich entwickelt er eine gewisse Arroganz seinen Mitschülern gegenüber: »Da hatte ihn eine freche, selige Ahnung ergriffen, daß er wirklich etwas anderes und Besseres sei als die dickbackigen, gutmütigen Kameraden und auf sie vielleicht einmal aus entrückter Höhe überlegen herabsehen dürfe.« (S. 16) Hier und auch in anderen Passagen hebt der Erzähler hervor, wie sich Hans gleichaltrigen Kindern überlegen fühlt.

    Hans ist außerdem von einem starken akademischen Ehrgeiz getrieben, der ihm vermutlich von seinem Vater und den Lehrern seiner Schule beigebracht wurde (Stelzig, 2014). Dies zeigt sich besonders in seiner Reaktion auf die Nachricht, dass er das Landexamen als Zweitbester bestanden hat: »Eine lange Reihe schöner, freier Sommertage lag beruhigend und verlockend vor ihm, Tage zum Verbummeln, Verbaden, Verangeln, Verträumen. Bloß das eine wurmte ihn, daß er nicht vollends Erster geworden war.« (S. 40) Hans hofft, für etwas Höheres bestimmt zu sein als seine Kameraden, eine höhere soziale und wirtschaftliche Sphäre – und ebenso hoffen das Vater und Lehrer, die den Jungen konstant antreiben.

    Das viele Lernen beginnt bald, sich auf seinen gesundheitlichen Zustand auszuwirken. Je mehr Zeit er mit seinen Schulbüchern verbringt, desto kränklicher wird sein Aussehen. Sein verschlechterter Gesundheitszustand wird von seinem Umfeld als begrüßenswerte und noble »Vergeistigung« fehlinterpretiert. Besonders schlimm wird Hans’ gesundheitlicher Zustand zum Ende seines Aufenthalts in Maulbronn. Es beginnt ihn eine Müdigkeit zu plagen, die er nicht mehr abschütteln kann. Auch die anfänglich nur gelegentlichen Kopfschmerzen wollen nicht mehr aufhören.

    Im Laufe der Erzählung durchläuft Hans eine beeindruckende charakterliche Entwicklung: vom ehrgeizigen Musterschüler zum von Lehrern und Mitschülern verspotteten Problemfall. Er kann sich nicht mehr zum Lernen motivieren, und versinkt in Tagträumereien. Er hat sich so sehr von den Idealen und Regeln der Schule distanziert, dass es ihm schlichtweg nicht mehr möglich ist, seinen früheren Ehrgeiz beizubehalten. Es hat sich ihm eine neue Welt eröffnet, fernab von Schule und Lernen, eine Welt der Fantasie und der Kunst, und in die alte will er nicht mehr zurückkehren. Er verliert jeglichen Realitätsbezug. Eröffnet wurde Hans diese alternative Welt von seinem neuen Freund Hermann Heilner, den er beim Seminar in Maulbronn kennengelernt hat.

  • Hermann Heilner

    Hermann Heilner ist ein einzelgängerisch und künstlerisch veranlagter Junge aus dem Schwarzwald. Gleich zu Anfang stellt ihn der Erzähler als »Dichter und Schöngeist« vor, der sein Landexamen angeblich in Hexametern verfasst haben soll (S. 65). Schon durch diesen simplen Fakt wird die dichterische Veranlagung Hermanns mehr als deutlich. Zwar besteht sein Wesen »hauptsächlich aus einer jugendlich unreifen Mischung von Sentimentalität und Leichtsinn« (ebd.), doch ist das bei Weitem nicht alles.

    Anders als seine Altersgenossen hat sich Hermann von den strikten Idealen der Schule distanziert und will stattdessen seinen eigenen Weg gehen. Er träumt von einem Leben in Freiheit, Kunst und Fantasie. Hermann will die Odyssee nicht wie ein Kochbuch lesen, und er hält nicht viel davon, antike Texte auf trockene, langweilige Art zu lesen. Lieber will er seine eigenen Verse schreiben und seiner Kreativität Raum geben.

    Hermann hält auch allgemein nicht viel von den Werten des Seminars, er verhält sich rebellisch und aufmüpfig. Aus seinen von der Norm abweichenden Ansichten macht er daher auch kein Geheimnis. Als er beispielsweise ein paar Tage im Krankenzimmer verbringt, fängt er an, satirische Lieder zu dichten. Er ist einerseits unermüdlich in seiner Rebellion, leidet andererseits aber auch an einer gewissen Schwermütigkeit.

    Hans und Hermann freunden sich rasch an. Diese Freundschaft aber ist ein seltsames Konstrukt und nicht sehr ausgewogen. Für Hans ist ihre Freundschaft sehr bedeutend, weil sie ihm eine neue, ungeahnte Welt eröffnet. Hermann mit seinen leicht egozentrischen Zügen hingegen findet in Hans eher eine Art Zuhörer und Bewunderer.

    In der Literaturwissenschaft wird häufig argumentiert, dass die Freundschaft zwischen den beiden Jungen den Lebenskonflikt darstellt, den Hesse selbst erlebt hat und in »Unterm Rad« verarbeitet (Patzer, 2013). Die beiden Jungen sind Gegensätze und könnten somit alternative Versionen des Autors selbst darstellen – zumal Hermann Heilner den gleichen Vornamen und die gleichen Initialen hat wie Hermann Hesse (ebd.). Während Hans den Erwartungen der Schule und seines Vater erliegen und unters »Rad« kommen wird, schafft Hermann es, dem System durch seine (wenn auch nicht ganz nach Plan verlaufende) Flucht zu entkommen (ebd.). Dies zeichnet sich auch in Hermanns Nachnamen »Heilner« ab, der das Wort »Heil«, d. h. Genesung, enthält und somit in deutlichem Gegensatz zu Hans’ Krankheitszustand steht (ebd.).

  • Schuhmacher Flaig

    Flaig ist Schuhmachermeister und ein sehr religiöser Mann, er wird als »frommer Pietist« beschrieben (S. 12). Er sorgt sich sehr um Hans und ist der einzige in seinem Dorf (und überhaupt), der bemerkt, wie schlecht es dem Jungen geht. An mehreren Stellen im Roman versucht er, Hans zu beruhigen und ihn ein wenig zur Entspannung zu bewegen. Beispielsweise weist er Hans vor dessen Abreise zum Landexamen darauf hin, dass so ein Examen »nur etwas Äußerliches und Zufälliges sei. Durchzufallen sei keine Schande, das könne dem Besten passieren, und falls es ihm so gehen sollte, möge er bedenken, daß Gott mit jeder Seele seine besondern Absichten habe und sie eigene Wege führe.« (S. 12)

    Mit diesen Ansichten steht Flaig in starkem Kontrast zu Hans’ Lehrern und sogar dessen Vater, die alle versuchen, den Jungen stets noch ein wenig mehr anzutreiben. Während sogar bei Hans’ Beerdigung die Lehrer lediglich um das Talent trauern, das durch Hans’ vorzeitigen Tod verloren gegangen ist, erkennt Flaig als Einziger, wer wirklich mitverantwortlich ist für den Tod des Jungen: »Dort laufen ein paar Herren«, sagt er in dieser Szene zu Hans’ Vater und meint damit die Lehrer von Hans’ Schule, »die haben auch mitgeholfen, ihn so weit zu bringen.« (S. 179)

    Hans jedoch achtet nicht sehr auf die Worte des Schuhmachers. Im Gegenteil, er meidet ihn sogar. Dafür scheint es zwei Gründe zu geben: Zum einen versteht er Flaigs Versuche, ihn zu beruhigen, falsch. Sein eigener Stolz lässt ihn glauben, Flaig wolle ihn mit seinen Worten »demütigen« und sehe ihn dabei »komisch« an. Zum anderen scheint Flaig nicht überall das beste Ansehen zu genießen: Unter den Stundenbrüdern werden allerlei Witze über ihn gemacht, im Dorf wird er wegen seines Pietismus verhöhnt, und Hans hat sich davon beeinflussen lassen. Für ihn ist Flaig ein »kleiner Handwerksmann« und »beschränkt wie alle andern« (S. 46).

  • Emma

    Emma ist die Nichte des Schuhmachers Flaig, hübsch und nicht sonderlich religiös. Sie ist ungefähr 18 oder 19 Jahre alt, und damit ein wenig älter als Hans. Sie wird als sehr lebensfrohes und geselliges Mädchen beschrieben, das gern redet und innerhalb kürzester Zeit bereits die ganze Stadt kennt.

    Hans verliebt sich sofort in sie, und durch sie (wie vorher schon durch Hermann Heilner) eröffnet sich ihm eine ganz neue Welt mit Empfindungen, die ihm bisher fremd waren, »junge Liebeskraft« und »das erste Ahnen von gewaltigem Leben« (S. 144), entführt ihn in »endlose Tiefen« (S. 156). Aufgrund ihres Alters ist Emma deutlich erfahrener in Liebesdingen als Hans. Das erkennt sie auch sehr schnell: »›Was bist denn du für ein Schatz!‹ lachte sie. ›Du traust dich ja gar nix.‹« (S. 156) Hans fühlt sich ein wenig überfordert von ihr.

    Hans ist unfähig, mit seinen neu erwachten Empfindungen umzugehen. Einerseits will er seiner Lust folgen, andererseits will er genau das nicht, weil es das Ende seiner Kindheit bedeuten würde. Dieser emotionale Zwiespalt wird immer größer und droht, ihn zu zerreißen, nicht einmal schlafen kann er mehr. Emma stellt ihn somit vor eine schwere Entscheidung: Ist er bereit, seine Kindheit hinter sich zu lassen?

    Emmas Abreise nimmt ihm die Entscheidung ab. Hans muss erkennen, dass er ihr nichts bedeutet und sie nur mit ihm gespielt hat (Patzer, 2013), was ihn in eine tiefe Traurigkeit stürzt.

  • Hans’ Mitschüler

    Im Seminar wohnt Hans in der Stube mit dem Namen Hellas. Er hat neun Mitbewohner, von denen alle der Reihe nach vorgestellt werden (S. 64-66). Wie in jeder anderen Schule auch, bilden sich zwischen ihnen Freund- und Feindschaften heraus, sie spielen einander Streiche und es entsteht die eine oder andere Prügelei. Manche dieser Mitbewohner kommen im Verlauf des Romans noch häufiger vor, andere weniger. Hervorzuheben sind allerdings - neben Hermann Heilner (siehe oben) - die folgenden zwei:

    Hindu
    Hindu heißt eigentlich Hindinger, aber sein Spitzname ist Hindu. Er wird als ein »bescheidenes blondes Männlein« (S. 65) beschrieben. Er ist eher unauffällig und macht erst durch seinen Tod ein wenig von sich reden, »doch auch da nicht zu viel« (S. 89): Eines Tages beim Eislaufen ertrinkt Hindu in einem Weiher und versetzt das gesamte Kloster in eine kurze Phase der Trauer.

    Emil Lucius
    Emil ist der Pultnachbar von Hindu und der wohl »sonderbarste Hellasbewohner« (S. 65). Er ist ein »verstecktes, blaßblondes Männlein, zäh, fleißig und trocken wie ein greiser Bauer« (S. 65) und verbringt viel Zeit mit Lernen. Außerdem ist er geizig und hat die Angewohnheit, alle Gelegenheiten zu seinem persönlichen Vorteil nutzen zu wollen.

  • Hans’ Lehrer

    Hans’ Lehrer beim Seminar sind nicht sehr deutlich charakterisiert und kommen auch eher wenig zu Wort. Erst nachdem auf 26 Seiten das Seminarleben beschrieben wurde, lässt Hesse den ersten von ihnen sprechen, den Ephorus (Patzer, 2013). Generell scheinen sie sich dadurch auszuzeichnen, dass sie wenig Verständnis für ihre Schüler aufbringen können, insbesondere solche wie Hans, die ein wenig aus der Reihe tanzen. Vom Ephorus beispielsweise wird gesagt, dass es ihm »nicht an Einsicht und praktischer Klugheit« (S. 98) fehle. Gleichzeitig aber besitzt er eine »starke Eitelkeit« (S. 98) und kann keine Fehler eingestehen, was zur Folge hat, dass er Widerspruch nicht duldet und gerade die ehrlicheren Schüler mit ihm weniger gut auskommen. Er gibt sich gern als »väterlicher Freund« (ebd.). Wie der Erzähler jedoch anmerkt, spielt der Ephorus diese Rolle lediglich.

    Dass die Lehrer eine so geringe aktive Rolle spielen, ist bemerkenswert, da ihre passive Rolle wiederum sehr bedeutend ist: Sie üben hohen Leistungsdruck auf Hans und seine Mitschüler aus, und sind (wie auf der letzten Seite von Flaig angedeutet wird) sogar mitschuldig am Tod von Hans. Diese Tendenz der Lehrer, ihre Schüler zu unterwerfen, sie zu foltern und zu Leibeigenen zu machen, wird an mehreren Stellen ironisch hervorgehoben, beispielsweise als der Erzähler das Wesen und die Aufgaben der Schule beschreibt: »(…) ihre Aufgabe ist es, ihn nach obrigkeitlicherseits gebilligten Grundsätzen zu einem nützlichen Gliede der Gesellschaft zu machen und die Eigenschaften in ihm zu wecken, deren völlige Ausbildung alsdann die sorgfältige Zucht der Kaserne krönend beendigt.« (S. 49)

    Als Hans’ schulische Leistungen im Seminar abnehmen, verspotten die Lehrer ihn und können keinen Funken Verständnis für ihren leidenden Schüler aufbringen. Im Gegenteil, sie fürchten Hans, der sich plötzlich nicht mehr so einwandfrei ihren Regelungen und Normen fügt:

      Die Lehrer aber sahen mit Schrecken den bisherigen tadellosen Schüler Giebenrath in ein problematisches Wesen verwandelt und dem schlimmen Einfluß des verdächtigen Heilner unterlegen. Vor nichts graut Lehrern so sehr wie vor den seltsamen Erscheinungen, die am Wesen früh entwickelter Knaben in dem ohnehin gefährlichen Alter der beginnenden Jünglingsgärung hervortreten. (S. 97)

    Hans’ Lehrer in seinem Heimatort treten etwas weniger schemenhaft hervor als seine Lehrer beim Seminar. Mit dem Rektor, der ihn zu zusätzlichen Unterrichtsstunden überredet, redet Hans etwas häufiger, ebenso mit dem Stadtpfarrer. Aber auch diese Lehrer sind weit davon entfernt, Verständnis für den Jungen zu zeigen. Selbst bei seinem Begräbnis trauern sie mehr um sein akademisches Talent und seine Intelligenz als um Hans selbst.

  • August

    August ist ein ehemaliger Freund von Hans, mit dem er früher viel Zeit verbracht und mit dem zusammen er auch den Hasenstall in seinem Garten gebaut hat. Im Gegensatz zu Hans hat August die Schule früh verlassen und stattdessen eine Mechanikerlehre begonnen. Von da an hatten die beiden Jungen nur noch wenig Zeit füreinander und ihre Freundschaft ging verloren. Für Hans steht sein ehemaliger Freund nun für schöne Erinnerungen und eine weit entfernte, sorglose Kindheit.

    Erst als er selbst auch eine Lehre zum Mechaniker beginnt, trifft Hans August wieder. Dieser gibt sich nun deutlich erfahrener und älter als Hans, er zieht mit seinen Freunden umher, trinkt und raucht. August verkörpert Freiheit und ein uneingeschränktes Leben, die Hans bis dahin durch Schule, Lehrer und Vater vorenthalten wurden.

Veröffentlicht am 15. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. April 2023.