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Unterm Rad

Aufbau des Werkes

Die Handlung des Romans erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren, wird in chronologischer Reihenfolge erzählt und ist in sieben Kapitel aufgeteilt. Handlung und Kapitel lassen sich in folgende drei große Abschnitte gliedern (Patzer, 2013): 

Die ersten beiden Kapitel (1 und 2) zeigen Hans in seiner Heimatstadt, dem kleinen Ort im Schwarzwald, wo er noch ehrgeizig lernt und große Ambitionen hegt, und seinen hoffnungsvollen Aufbruch zum Seminar in Maulbronn.

Die nächsten beiden Kapitel (3 und 4) beschreiben Hans’ Aufenthalt im Seminar, seine Freundschaft zu Hermann und den allmählichen Niedergang im Internat. In diesen Kapiteln tritt auch der in Hans aufkeimende Konflikt zwischen geistiger Freiheit und akademischer Disziplin deutlich hervor, der sich bis dahin nur in Ansätzen abgezeichnet hatte. 

Die letzten drei Kapitel zeigen Hans’ Rückkehr in seine Heimat, seine Isolation und Einsamkeit und schließlich seinen Tod. Sie beschäftigen sich intensiv mit seiner verlorenen Kindheit und Jugend. 

Es ließe sich auch sagen: Die Geschichte zeigt Hans’ allmählichen Gang »unters Rad«. Zu Anfang kann er den Erwartungen der Lehrer, des Rektor sowie seines Vaters noch standhalten. Am Ende wird er von ihnen zermahlen und in den Fluss gedrängt. Während sich der Druck auf Hans seitens der Schule und Lehrer in den ersten vier Kapiteln immer mehr aufbaut, lässt er nach seiner Rückkehr in die Heimat in den letzten drei Kapiteln abrupt nach. 

Das fünfte Kapitel mit Hans’ Verweis von der Schule stellt dabei einen Wendepunkt dar: Bis hierhin baut sich die Spannung auf, danach fällt sie schlagartig ab. Das spiegelt sich auch in Hans’ mentalem Zustand wider. Nach dem Wendepunkt in Kapitel 5, also nachdem der Druck der Schule von ihm abgefallen ist, fällt er in eine tiefe Leere, geprägt von Traurigkeit und Isolation. Hans sinkt immer tiefer, bis er schließlich in einen Fluss stürzt und stirbt. So kommt er nun endgültig »unters Rad«.

Strukturell ebenfalls von Bedeutung sind außerdem einige Motive, die im Laufe des Romans immer wieder auftauchen. Mit am wichtigsten ist von diesen aufgrund des Werktitels vermutlich das Rad: Ein zerbrochenes Wasserrädchen liegt in Hans’ Garten, und später als Lehrling ist es seine Aufgabe, Zahnräder abzukratzen. Die größte Bedeutung kommt wohl den Worten des Ephorus zu, der zu Hans sagt: »Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad« (S. 100), eine Ermahnung, dass Hans schulische Leistungen nicht nachlassen sollten. Für Hans stellt das Rad etwas Bedrohliches dar. Es steht für die hohen Anforderungen der Schule an ihn, die seinen eigenen Ehrgeiz auf eine für ihn ungesunde Ebene bringen, und ihn letztendlich »unters Rad« treiben werden (Patzer, 2013).

Ebenfalls zu beachten sind folgende Motive: 

  • Der sich stetig verschlechternde gesundheitliche Zustand von Hans, allem voran seine psychosomatischen Kopfschmerzen, die schlimmer werden, je mehr Druck seitens der Schule und des Vater auf den Jungen ausgeübt wird (Stelzig, 2014). Die Erwartungen, die an Hans gestellt werden, sind ganz eindeutig zu hoch. Aber weder Schule noch Vater ziehen das in Erwägung. 
  • Das Angeln, welches das Gegenstück zum »Rad« bildet, und für Freiheit und für ein Dasein ohne Anstrengungen und Anforderungen steht (Patzer, 2013). 
  • Der Tod, der bereits früh im Text auftaucht, beispielsweise wird der Prüfungsraum als »Hekatombe« (großes Menschenopfer) bezeichnet (Patzer, 2013). Die Todessymbolik gipfelt in Hans’ Suizidplänen und schließlich in seinem Tod.
Veröffentlicht am 15. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. April 2023.