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Unterm Rad

Inhaltsangabe

Joseph Giebenrath lebt mit seinem Sohn Hans in einer kleinen Stadt im Schwarzwald. Der Vater ist ein eher durchschnittlicher Bürger, sein Sohn hingegen ist überdurchschnittlich begabt. Hans strebt – als einziger Junge in der Stadt – an, es zum theologischen Seminar in Maulbronn zu schaffen. Zunächst muss er dafür das gefürchtete Landexamen bestehen, auf das er sich nun seit Längerem intensiv vorbereitet. Dafür erhält er von seinen Schullehrern zusätzliche Unterrichtsstunden in Mathematik, Griechisch und Latein. Außerdem nutzt Hans jede freie Minute zum Lernen, oft noch bis spät in die Nacht. 

Das Landexamen findet in Stuttgart statt und erstreckt sich über ganze drei Tage. Manche der Prüfungen laufen gut, andere weniger, und am Ende ist Hans sogar überzeugt, dass er durchgefallen ist. Dieser Gedanke bereitet ihm große Angst, denn dann müsste er in seiner Heimatstadt bleiben und stattdessen ein Handwerk erlernen. Bald schon erfährt Hans jedoch vom Rektor seiner ehemaligen Schule, dass er das Examen bestanden hat – und das sogar als Zweitbester.

Hans will nun eigentlich seine letzten Ferien vor dem Seminar genießen, indem er viel Zeit in der Natur verbringt und ausgiebig angelt, eine Lieblingsbeschäftigung seiner Kindheit. Dieser Plan scheitert, als seine Lehrer beginnen, ihm zusätzliche Unterrichtsstunden zur Vorbereitung auf das Seminar in Maulbronn anzubieten. Anfänglich widerstrebt Hans der Gedanke, seine neu gewonnene Freiheit so schnell wieder aufzugeben. Dennoch sagt er zu, und schon bald bestehen seine Ferien ausschließlich aus Lernen. 

Nach den Ferien trifft Hans im Kloster in Maulbronn ein, das nun vier Jahre lang seine Schule und sein Wohnort sein wird. Hier lebt er zusammen mit neuen Schulkameraden in einem Zimmer. Einer von ihnen ist Hermann Heilner, ein einzelgängerischer und künstlerisch veranlagter Junge. Zwischen Hans und Hermann bildet sich rasch eine enge Freundschaft. Hans ist fasziniert von Hermanns Fantasie, Unabhängigkeit und Freigeistigkeit. Hermanns rebellische Art führt allerdings nicht selten zu Streitereien mit seinen Mitschülern und Verstößen gegen die Schulordnung. Nach einem besonders drastischen Vorfall wird Hermann bestraft und gilt von da an als Außenseiter. 

Hans muss sich entscheiden, ob er zu seinem Freund halten will oder nicht, und entscheidet sich dagegen. Lieber konzentriert er sich auf seine schulischen Leistungen. Erst nach dem Tod ihres gemeinsamen Mitschülers Hindu, als eine aufgewühlte Stimmung im Seminar herrscht, versöhnen sich die beiden wieder. Ihre Freundschaft ist nun noch enger und intensiver als zuvor. Das hat einen beträchtlichen Einfluss auf Hans’ schulische Leistungen, die von nun an kontinuierlich schlechter werden. Seine Lehrer machen die Freundschaft zu Hermann dafür verantwortlich und wollen Hans den Umgang mit ihm verbieten. Diesmal hält Hans aber zu seinem Freund. Folglich verliert er seinen Status als Lieblingsschüler der Lehrer. 

Als Hermann nach einem gescheiterten Fluchtversuch des Seminars verwiesen wird, wird Hans komplett zum Außenseiter: Seine Mitschüler glauben fälschlicherweise, er habe von Hermanns Plänen gewusst. Auch die Lehrer tadeln und verspotten Hans, da seine schulischen Leistungen nicht besser werden und er nicht mehr die gleiche Disziplin aufbringen wie früher. Ständig erliegt Hans Tagträumereien und einer überwältigenden Müdigkeit. Als sich sein Gesundheitszustand schließlich so sehr verschlechtert, dass er im Unterricht zusammenbricht, wird Hans nach Hause geschickt. Ihm – sowie auch allen anderen – ist klar, dass er nie zum Seminar zurückkehren wird. 

Zuhause angekommen verbringt Hans viel Zeit in der Natur, schlafend und vor sich hin träumend. Außerdem entwickelt er Suizidpläne, die er dann aber doch nie durchführt. Bei einem Dorffest lernt er Emma, die Nichte des Schuhmachers Flaig, kennen und verliebt sich in sie. Sie ist etwas älter als er und deutlich erfahrener. Sie treffen sich ein paar Mal, aber bei einem ihrer Treffen ist Hans so überwältigt von seinen Empfindungen für sie, dass er sich vorzeitig auf den Heimweg macht. Sie sehen sich nicht noch einmal. 

Da nun klar ist, dass Hans nicht zum Seminar zurückkehren wird, fängt er eine Lehre als Mechaniker an. Die fordernde körperliche Arbeit strengt den Jungen sehr an und verschlimmert die Müdigkeit, die ihn ohnehin schon plagt, noch ein wenig mehr. An einem Sonntagnachmittag unternimmt Hans mit seinem Freund August und ein paar weiteren Kameraden einen Ausflug nach Bielach, wo sie ausgelassen in Gaststätten Bier trinken und rauchen. Hans ist sehr betrunken und macht sich daher frühzeitig auf den Weg nach Hause. Am nächsten Tag wird seine Leiche in einem Fluss gefunden. Ob er ertrunken ist oder Suizid begangen hat, bleibt unklar. Bei seinem Begräbnis sind die Lehrer der Schule und sein Vater zugegen, die alle das Talent bedauern, das mit Hans’ frühem Tod verloren gegangen ist. Der Einzige, der um Hans selbst zu trauern scheint, ist Schuhmeister Flaig.

Veröffentlicht am 15. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. April 2023.