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Unterm Rad

Prüfungsfragen

  • Erkläre den Titel des Romans.

    Der Titel des Romans »Unterm Rad« basiert auf einem Satz, welchen der Rektor der Schule in Maulbronn an Hans richtet: »Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad« (S. 100). Seine Worte sind eine Ermahnung, dass Hans schulische Leistungen besser nicht nachlassen sollten. Für Hans stellt das Rad etwas Bedrohliches dar. Es steht für die hohen Anforderungen der Schule an ihn, die seinen eigenen Ehrgeiz auf eine für ihn ungesunde Ebene bringen, und ihn letztendlich unters »Rad« treiben werden.

  • Beschreibe die Dynamik zwischen der Freundschaft von Hermann und Hans.

    Die beiden Freunde Hermann und Hans sind ein eher ungleiches Paar: der Dichter und der Streber, das Genie und der Musterknabe. Ihre Freundschaft ist ebenfalls sehr ungleich. Für Heilner ist sie ein »Vergnügen«, für Hans ein »wohlgehüteter Schatz« (S. 81): Hans bedeutet ihre Freundschaft sehr viel, weil sie ihm eine neue, ungeahnte Welt eröffnet. Hermann mit seinen leicht egozentrischen Zügen hingegen findet in Hans eher eine Art Zuhörer und Bewunderer, dem er seine leidenschaftlichen Reden über das Schulsystem und das Leben halten kann.

  • Wie lässt sich die Freundschaft zwischen Hermann und Hans interpretieren?

    In der Literaturwissenschaft wird häufig argumentiert, dass die Freundschaft zwischen den beiden Jungen den Lebenskonflikt darstellt, den Hesse selbst erlebte und in »Unterm Rad« verarbeitete. Die beiden Figuren sind Gegensätze und könnten somit alternative Versionen des Autors selbst darstellen. Während Hans den Erwartungen der Schule und seines Vater erliegt und »unters Rad« kommt, schafft Hermann es, dem System durch seine - wenn auch nicht ganz nach Plan verlaufende - Flucht zu entkommen.

  • Wie entwickelt sich Hans’ Gesundheitszustand im Laufe der Geschichte?

    Hans’ gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich zunehmend. Anfänglich plagen ihn lediglich gelegentliche Kopfschmerzen. Diese aber werden immer persistenter und irgendwann überkommt Hans eine tiefe, überwältigende Müdigkeit, die bis zum Ende der Geschichte anhält. Er wird immer erschöpfter und verliert sich in Traumwelten.

  • Was hat die Verschlechterung von Hans’ gesundheitlichem Zustand zu bedeuten?

    Hans’ Gesundheitszustand spiegelt seine Überforderung durch das Schulwesen und den Leistungsdruck wider. Je mehr Zeit er mit seinen Schulbüchern verbringt, desto kränklicher wird sein Aussehen. Sein verschlechterter Gesundheitszustand wird von seinem Umfeld als begrüßenswerte und noble »Vergeistigung« fehlinterpretiert. Niemand außer Schuhmacher Flaig erkennt die wahren Gründe für seine Kränklichkeit. Wohin er auch kommt, stößt Hans auf Unverständnis.

  • Wer ist verantwortlich für Hans’ übermäßigen akademischen Ehrgeiz?

    Die Frage, wer für Hans’ ungesunde akademische Ambitionen verantwortlich ist, erfordert eine komplexere Antwort. Mehrere mögliche Sichtweisen bieten sich an: Hans selbst könnte für seinen Ehrgeiz alleinverantwortlich sein. Ebenso gut könnten aber die Lehrer oder der Vater verantwortlich gemacht werden. Jede dieser Sichtweisen ist auf ihre Weise richtig, denn die genannten Personen tragen alle auf ihre Weise zu Hans’ übermäßigen akademischen Ambitionen bei. Die Meinung der Literaturwissenschaftler ist gespalten, auch wenn der Tenor zu sein scheint, dass es Hans selbst ist, der sich in einen solch bedenklichen Zustand treibt (Vahlbusch, 2009).

  • Wie stirbt Hans?

    Die Antwort hierauf wird im Roman nicht gegeben. Der Erzähler schildert nicht die eigentliche Szene des Todes, sondern beschreibt nur, wie die Leiche des Jungen im Fluss treibt. Zwar wirft er eine Reihe von Möglichkeiten auf, wie Hans umgekommen sein könnte, spricht sich aber nicht für eine davon aus. Ob der Tod des Jungen ein Suizid oder Unfall war, bleibt daher letztendlich unklar, und sehr wahrscheinlich ist genau das auch Hesses Ziel.

  • Warum stirbt Hans? Wer trägt die Schuld?

    Diese Frage lässt sich ebenfalls nicht eindeutig beantworten. Es gibt Vieles, was Hans umgebracht haben könnte: seine ständige Müdigkeit, verursacht durch das exzessive Lernen; seine »vergewaltigte« Kindheit; das konstante Antreiben seitens der Lehrer; der von seinem Vater ausgeübte Druck (zwischen den Drohungen seines Vaters und Hans’ Tod wird sogar eine direkte Verbindung hergestellt, indem diese beiden Szenen ineinander übergehen). Vielleicht war es auch alles zusammen – eine endgültige Antwort wird nicht gegeben.

  • Wie groß ist der autobiographische Anteil in »Unterm Rad«?

    In »Unterm Rad« verarbeitet Hesse teilweise seine eigenen Erfahrungen. Als Kind und Jugendlicher hatte er mit seinen Eltern in Konflikt gestanden, die ihn zur Teilnahme an einem evangelischen Theologischen Seminar bewegen wollten und erwarteten, dass er in ihre Fußstapfen treten würde. Hesse aber wurde erst glücklich, als er sich etwas von ihnen löste und eine Lehre als Buchhändler in Tübingen begann. Wie hoch der autobiographische Anteil des Romans allerdings wirklich ist, beschäftigt die Literaturwissenschaft noch immer.

  • Nenne drei sprachliche bzw. strukturelle Besonderheiten von »Unterm Rad«.

    Ironie: Die Ironie ist eines der Hauptmerkmale der erzählerischen Stimme. Sie dient dem Erzähler dazu, seine Gesellschaftskritik nicht explizit, sondern auf subtilere Art zum Ausdruck zu bringen.

    Analyse: Der Erzähler analysiert Charaktere, Beziehungen und Handlungsgeschehen äußert detailliert, häufig mit einem leicht ironischen Unterton.

    Gegensätze: Ebenfalls sehr auffällig an der Erzählstruktur ist der häufige Gebrauch von Gegensätzen (Patzer, 2013). Häufig stellt Hesse Personen einander als solche gegenüber. Hans und Hermann beispielsweise beschreibt der Erzähler als gegensätzliches Freundschaftspaar. Aber auch nicht-personenbezogene Gegensätze lassen sich finden, so wird die Freiheit der Natur beispielsweise als Kontrast zur Strenge der Schule konstruiert.

Veröffentlicht am 15. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. April 2023.