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Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Über das Werk

»Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde« (im englischen Original »The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde«) ist eine Novelle des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1886. Sie zählt zu den Werken der Schauerliteratur und hat die moderne Horrorliteratur maßgeblich beeinflusst, ähnlich wie Mary Shelleys »Frankenstein« oder Bram Stokers »Dracula«. 

Die Novelle, die in London um die Zeit ihres Entstehens spielt und einen Zeitraum von etwas mehr als einem Jahr umfasst, handelt von dem angesehenen Arzt Henry Jekyll, der Gut und Böse in sich mithilfe einer Droge trennen will. Er schafft sein böses Alter Ego Edward Hyde, doch schon bald hat Jekyll keine Kontrolle mehr über die Verwandlungen, bis Hyde schlussendlich Suizid begeht.

Die Novelle ist eines der meistgelesenen und bekanntesten Werke der englischen Literatur. In einer Mischung aus Kriminalgeschichte, Horror- und allegorischer Erzählung spricht Stevenson hier zentrale Themen wie die Dualität des Menschen, Suchtverhalten und den Druck der Moralvorstellungen der viktorianischen Gesellschaft an. 

Die gespaltene Persönlichkeit Jekyll/Hyde fand ihren Weg in über 100 Verfilmungen und Neuadaptionen und ist einem breiten Publikum heute wahrscheinlich besser durch Hollywood als durch die literarische Vorlage bekannt. Dabei sind die Effekte, die in Verfilmungen wie »Dr. Jekyll and Mr. Hyde« (1941) mit Spencer Tracy in der Titelrolle eingesetzt werden, meist weniger subtil und direkter als Stevensons Erzählstrategien. Dieser nämlich ruft Angst und Schrecken beim Leser hervor, indem er hauptsächlich die Reaktionen anderer Figuren auf Jekylls Verwandlung zeigt, während Hyde in den Verfilmungen meist deutlich als schrecklich entstelltes Monster zu sehen ist.

Zu den jüngeren Adaptionen gehört das französische Drama »Madame Hyde« von 2017 mit Isabelle Huppert als schüchterner Lehrerin, die sich gegen das Mobbing ihrer Schüler mithilfe ihrer dunklen zweiten Seite zur Wehr setzt. Die fantasievolle moderne Version zeigt, welches Potenzial Stevensons Stoff aufgrund seiner zeitlosen psychologischen Gültigkeit besitzt. 

Auch heute noch verwendet man die Namen »Jekyll« und »Hyde« häufig, um Persönlichkeiten mit einer nach außen hin guten Natur, aber verborgenen, bösen Seite darzustellen. Die Novelle zeigt indes, dass dieser Dualismus von Gut und Böse in jedem Menschen vorhanden ist und es gerade Leugnung und Ausgrenzung des Schattens sind, die in die Katastrophe führen können.

Veröffentlicht am 26. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 27. April 2023.