Skip to main content

Aus dem Leben eines Taugenichts

Aufbau des Werkes

Die Erzählung ist in zehn Kapitel unterteilt, die sich nach räumlichen Kriterien in fünf Gruppen zu je zwei Kapiteln gliedern lassen:

Kapitel 1-2:   Aufenthalt auf dem Schloss bei Wien.

Kapitel 3-4:   Reise nach Italien.

Kapitel 5-6:   Ankunft und Aufenthalt auf dem italienischen Bergschloss.

Kapitel 7-8:   Aufenthalt in Rom.

Kapitel 9-10: Rückreise und Ankunft auf dem Schloss bei Wien.

Folgend die Kapitellängen in Seiten (auf Grundlage der verwendeten Ausgabe):

10, 11, 13, 6, 5, 10, 8, 12, 11, 10.

Es gibt also eine Standardlänge von um die elf Seiten, von der die Kapitel 4 und 5 in auffälliger Weise abweichen. Die ersten drei und die letzten drei Kapitel hingegen halten sich mit besonderer Strenge an die Standardlänge.

Es wird bis zum Ende des achten Kapitels zeitdeckend erzählt, nur zwischen dem achten und dem neunten Kapitel gibt es eine Auslassung. Sie betrifft die Rückreise von Rom bis auf den Berg, von dem aus der Held Österreich das erste Mal wieder sehen kann.

Durchgängig szenisch oder nur mit geringfügigen Raffungen erzählt sind die Kapitel 3, 5 und 7-10.

Die zeitlichen Verhältnisse sind nicht ganz einfach zu rekonstruieren. Die Erzählung beginnt im Frühling. Aurelie erwähnt kurz vor Schluss, sie sei »vergangenen Sommer« (559) mit der Gräfin in Rom gewesen, um Flora von dort zurück nach Hause zu bringen. Da die Schlussszenen wiederum in sommerlicher oder mindestens frühlingshafter Natur spielen, müssen irgendwo zwischen der Flucht Floras und Leonhards (Kapitel 4-5) und der Rückkehr des Taugenichts nach Österreich (Kapitel 9-10) Herbst und Winter untergebracht werden.  

Sein römischer Aufenthalt ist ausgesprochen kurz, und auch dort herrscht mittags große Hitze. Es ist unwahrscheinlich, dass er auf dem Bergschloss über ein halbes Jahr zugebracht haben soll – ein Wechsel der Jahreszeiten wird jedenfalls nicht erwähnt. Ebenso unwahrscheinlich erscheint es aber, dass er dieses halbe Jahr für die Reise von Rom bis über die Alpen gebraucht haben könnte, da ihn nichts in Italien zurückhielt und ihn stattdessen vieles an die Donau zurückzog. So gibt es für das chronologische Problem keine zufriedenstellende Lösung.

Die Haupthandlung ist eine einfache Liebeshandlung mit gutem Ausgang, die auf die notwendigsten Elemente reduziert ist. Es gibt ein erstes Treffen, Beobachtung aus der Ferne seitens des Mannes, der die Frau sich entzieht, als sie sie bemerkt; die Darbietung eines Liebesliedes in Gesellschaft, das der Mann bei sich auf die Frau bezieht und diese auf sich beziehen könnte; und tägliche Blumengaben bis zu einem Treffen, bei dem der Mann seiner Liebe Ausdruck gibt und die Frau sich entzieht. Nach einer langen Trennung – der Mann glaubte, die Frau sei verheiratet – kommt das Paar dank der Vermittlung eines anderen zusammen, der es auch mit dem nötigen Besitz versorgen wird.

In zweifacher Weise wird diese Haupthandlung nun mit anderen Handlungselementen verknüpft. Eine adlige Frau versucht, den Mann mit Hilfe ihrer Kammerjungfer zu verführen. Der Mann glaubt, die Avancen kämen von seiner Geliebten und geht zunächst hoffnungsvoll darauf ein, um kurz vor der Realisierung des Treffens enttäuscht zu werden und das Unternehmen abzubrechen. Dieses Handlungsmotiv kommt zweimal vor (Kapitel 1-2 und 7-8).

Während dieses Handlungsmotiv episodischer Natur bleibt, hat die andere Verknüpfung eine vollständige, andere Liebeshandlung zum Ziel, die auch glücklich und gleichzeitig mit der Haupthandlung endet. Hier gibt es ein sich wechselseitig liebendes Paar (Leonhard und Flora), dem die aufwendige Werbung eines anderen, von der Mutter der Frau favorisierten Anwärters zum Hindernis wird. Um Zeit zu gewinnen, entscheidet sich das Paar zur Flucht in Verkleidung, und diese Flucht gelingt nur, weil der Mann der Haupthandlung (der Taugenichts) in dem Moment, in dem die Verfolger das Paar einholen, ohne sein Wissen für die verkleidete Frau gehalten die Flucht auf der geplanten Route fortsetzen und die Verfolger so von ihrem eigentlichen Ziel abbringen kann. Dann gelingt der Plan und die Zustimmung zur gewünschten Heirat wird erwirkt. Der Mann des Hauptpaares hat sich durch seine unfreiwillige Fluchtassistenz das Wohlwollen des Mannes des Nebenpaares verdient, der ihm in seiner Liebesgeschichte nun hilft und ihn zudem materiell versorgt.

Der Held der Erzählung zeichnet sich dadurch aus, dass er all diese Zusammenhänge nicht durchschaut (die Gräfinnen immer wieder für seine Geliebte hält, der Verkleidung des flüchtigen Paares auf den Leim geht), und noch in seiner eigenen Liebeshandlungen schwerwiegenden Irrtümern unterliegt (seine Geliebte sei adlig, sei verheiratet).

Die konsequente interne Fokalisierung auf den Helden sorgt dafür, dass das Wissen um diese Verwicklungen, das der Erzähler (der Taugenichts zu einem späteren Zeitpunkt) eigentlich hat, dem Leser nicht zugutekommt.

Zu erwähnen sind schließlich die immer wieder eingestreuten Gedichte.

Veröffentlicht am 26. September 2023. Zuletzt aktualisiert am 26. September 2023.