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Aus dem Leben eines Taugenichts

Figuren

Figurenkonstellation

Aus dem Leben eines Taugenichts – Figurenkonstellation
  • Erzähler / Der Taugenichts

    Der Held der Erzählung ist ein junger Müllerssohn – in seinen eigenen Worten:

      ein moralischer, schlanker, hoffnungsvoller Jüngling, der in Italien in einem alten Schlosse auf großen Fuß gelebt hat, der mit lauter Gräfinnen, berühmten Malern und Kammerjungfern umgegangen ist, der sein Geld sehr wohl zu Rate zu halten weiß, wenn er nur welches hätte […] (549).

    Seine Mutter ist verstorben. Der Taugenichts hat immer Lust gehabt, zu studieren, verfügte aber nicht über die dafür notwendigen Mittel. Alles Philisterhafte, ja alle echte Arbeit ist ihm zuwider. Seinen Garten baut er lieber als Blumen- denn als Nutzgarten an.

    Der ihn überallhin begleitende Gegenstand ist seine Geige: Auf ihr spielt er und singt dazu. So kennt er viele Lieder, und kann durch sein Spiel eine ganze Gesellschaft zum Tanz animieren. Dabei ist er einfältig: Er kann an einem Schloss angestellt sein und längere Zeit leben, ohne die einfachsten Verhältnisse zu durchschauen – ohne die Herrschaft von der Dienerschaft unterscheiden zu lernen.

    Der Taugenichts hat Sehnsucht nach Italien, die auch die dort erlebte Enttäuschung nicht vertreibt. Er ist zuweilen ungeschickt, aber immer zu einer Unternehmung und zu einem Aufbruch bereit. Er hat ein hohes Liebesideal und erliegt erotischen Versuchungen nicht. Seinen wahren Namen erfährt der Leser nicht.

  • Aurelie

    Aurelie (viersilbig: Au-re-li-e) wurde als Waise von ihrem Onkel, dem Portier, auf das Schloss bei Wien gebracht, wo sie der Gräfin als Kammermädchen und Gesellschafterin dient. Der Erzähler umgibt sie mit marienhaften Attributen, die besonders in Vergleichen und Spiegelungen hervortreten.

    Obwohl sie seine Neigung erwidert, entzieht sie sich der heimlichen Beobachtung des Taugenichts, sobald sie diese bemerkt. Seine täglich hinterlegten Blumengaben nimmt sie nur so lange an, bis er sie dabei antrifft und ihr seine Liebe gesteht. Nach seiner Abreise glaubt sie lange nicht an ein glückliches Wiedersehen und hält in Rom vergebens nach ihm Ausschau. Sie hat keine anderen Anwärter.

  • Leonhard

    Graf Leonhard hat Besitztümer unweit des Schlosses bei Wien. Die Flucht und Entführung, die er als Mittel wählt, um die Zustimmung von Floras Eltern zu seiner und Floras Ehelichung zu erhalten, weist ihn als mutigen, selbstbewussten und waghalsigen Mann aus. Nachdem sie seine Entführte gewesen ist und auf seinem entlegenen Bergschloss gewohnt hat – wie es der Plan war –, kann Flora nur noch ihm zur Frau gegeben werden, weil jeder andere Anwärter glauben musste, sie habe bei der Entführung ihre Jungfräulichkeit verloren.

    Sein Plan wäre aber ohne die Hinzukunft des Taugenichts misslungen, den er dafür reich entlohnt.

    Am Ende der Erzählung fungiert Graf Leonhard im Rahmen der Hauptliebeshandlung zwischen dem Taugenichts und Aurelie als wichtiger und unverhoffter Vermittler, als eine Art deus ex machina, der die Trauung in einer improvisierten Hochzeitsrede vorwegnimmt und den glücklichen Ausgang der Liebesgeschichte verkündet, noch bevor der Taugenichts über seine Irrtümer aufgeklärt wird.

  • Flora

    Flora ist die gräfliche Tochter des Schlosses bei Wien, die zur Zeit der Ankunft des Taugenichts dort in einer Pensionsanstalt untergebracht ist. An die turbulente Liebesgeschichte mit dem Grafen Leonhard – zumal an die an ihre Ehre rührende Entführung – kann sie nicht ohne Erröten denken.

    Als sie, als Maler Guido verkleidet, den Taugenichts zum Reisegefährt hat, findet sie an ihm und an seinem Geigenspiel Gefallen und erregt dadurch bei ihrem Geliebten eine leichte Eifersucht. Sie singt selber sehr schön zur Gitarre und hat braune Locken. Ihren Decknamen hat sie nach Guido Reni gewählt, einen in der Romantik besonders bewunderten Maler.

  • Die Gräfin

    Die Gräfin des Schlosses bei Wien, die Mutter Floras also und des am Ende des zweiten Kapitels neben Aurelie auf den Balkon tretenden jungen Mannes, wird hauptsächlich in der Gegenüberstellung mit Aurelie charakterisiert. Sie ist älter als Aurelie und dicker. Aurelie verkörpert die reine und unschuldige, marienhafte Schönheit, die Gräfin hingegen eine majestätisch-imposante, mehr venushafte, also mehr sinnenbetonte Schönheit.

    Mit Hilfe ihrer Kammerjungfer versucht sie, ein erotisches Verhältnis mit dem Taugenichts anzuknüpfen, scheitert dabei aber. Sie gibt ihren anfänglichen Widerstand gegen die Verbindung von Leonhard und Flora nach deren Flucht auf. Bei der Rückkehr des Taugenichts taucht sie nicht noch einmal auf.

  • Die römische Gräfin

    Die Gräfin, die den Taugenichts in Rom zu verführen sucht, verkörpert den gleichen Typ Schönheit wie die Gräfin des Schlosses bei Wien. Sie bedient sich für ihre Zwecke der gleichen Kammerjungfer Rosette, die nach der Abreise der deutschen Gräfin in Rom geblieben ist. Als das Rendezvous aufgrund der Irrtümer des Taugenichts platzt, ist sie frustriert und zornig. Ihre Stimme verwechselt der Taugenichts mit der Stimme Aurelies.

  • Rosette

    Rosettes Name wird wie der Name Aurelies nur ein einziges Mal erwähnt (vgl. 482). Sie ist neben den beiden Gräfinnen die dritte Figur, die von dem Taugenichts für Aurelie gehalten wird (nämlich in dem Gartenlusthaus – 454 f.). Sie hat ein kokettes und schnippisches Auftreten, wie es zu einer Kammerjungfer im Rahmen einer Komödie passt.

    Für den Taugenichts stellt sie eine nicht sehr bedrohliche erotische Versuchung dar, der er nur an einer Stelle – als sie um die Blumen für ihre Herrin bittet – ungeschickt genug zu begegnen sucht. Auch in Rom wird aber ihre Attraktivität nicht verschwiegen. Dem Taugenichts begegnet sie wegen seiner Einfalt mit Ungeduld.

  • Die reiche Bauerntochter

    Sie belohnt den Taugenichts auf der Wirtshauswiese für sein Geigenspiel mit einem Glas Wein, das er dankend annimmt und bis auf den Grund leert. Als sich die Gesellschaft auflöst, gibt sie ihm zu verstehen, dass er sich mit seiner Musik in der Gegend gut etwas verdienen könnte, und dass ihr Vater sehr reich ist. Die Bauerstochter stellt eine weitere Versuchung für den Taugenichts dar, sesshaft zu werden und ein Leben als Philister zu führen.

  • Die neue Kammerjungfer

    Auf dem Postschiff, das den Taugenichts mitsamt den Prager Studenten und dem Geistlichen von dem Schloss bei Wien zu eben demselben bringt, fährt auch die neue Kammerjungfer der Gräfin mit. Sie ist hübsch und tritt das erste Mal eine Stelle an.

    Sie führt einen Käfig mit einem Kanarienvogel mit und weiß über Gerüchte etwas von der Geschichte Leonhards und Floras. Die Prager Studenten wollen gerne mit ihr anbändeln, trauen sich aber nicht recht. Erst der Geistliche bringt sie miteinander in Kontakt.

  • Der Vater

    Der Vater des Erzählers schickt ihn zu Beginn der Erzählung auf Reisen: Er solle sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen, in der Mühle sei er ihm wegen seiner Faulheit zu nichts nütze. Nach dem Beginn der Erzählung wird der Vater nicht mehr erwähnt. Er ist es, der den Helden als einziges einen Taugenichts nennt. Die Mutter des Erzählers ist schon verstorben.

  • Der Gärtner

    Rosette vermittelt dem Taugenichts bei dessen Ankunft auf dem Schloss bei Wien eine Anstellung als Gärtnerbursche. Gemurmelte Äußerungen des Gärtners lassen auf die Verachtung schließen, die er dem Stand des Taugenichts entgegenbringt. Auf dem Weg zum Garten hält er ihm eine längere Predigt über nüchternes und arbeitsames Leben, deren Inhalt der Taugenichts wieder vergisst.

  • Die jungen Herren im Kahn / Der junge Herr mit der Brille

    Die jungen Herren in dem Kahn, den der Taugenichts mitsamt der Gräfin, Rosette und Aurelie an dem Sonnabend im Schlossgarten über den Teich setzen soll, sind Anhänger eines romantischen Kunstprogramms – oder werden als solche parodiert. Sie meinen, wenn der Taugenichts singt, ein authentisches Volkslied zu hören und sehen darin den Inbegriff der Nation verkörpert. Zugleich verspotten sie ihn, wohl wegen seiner Liebe zu Aurelie, vor den Damen.

  • Der selige Einnehmer

    Der Tod des alten Zolleinnehmers verschafft dem Taugenichts seine zweite Anstellung am Schloss bei Wien. Er hinterlässt Teile seiner Garderobe und seine Hauswirtschaft. Den Garten hat er als Nutzgarten angebaut.

  • Der Sohn der Gräfin

    Der Sohn der Gräfin war längere Zeit auf Reisen, deshalb konnte der Taugenichts ihn nicht kennenlernen. Bei seiner Rückkehr tritt er mit Aurelie, deren Geburtstag gerade eingefallen ist, auf den Balkon, um die Huldigung des Volks und der Diener entgegenzunehmen. Der Taugenichts hält ihn dadurch zunächst für Aurelies Gemahl.

  • Der Bauer

    Der Bauer, den der Taugenichts nach dem Weg nach Italien fragt, als er gerade aufgebrochen ist, tritt in dreifacher Gestalt auf. Erst als stattlicher Bauer im Sonntagsstaat, dann, als er den Taugenichts aus seinem Baumgarten vertreibt, nur noch in weißer Weste; und am Ende dieser Konfrontation gewinnt er – auf einmal krummbeinig, mit einer roten, schiefen Nase und vorstehenden, glotzenden Augen – etwas Dämonisches.

  • Der Hirte

    Auf einer Waldwiese jenseits eines kleinen Flüsschens trifft der herumirrende Taugenichts auf einen Hirten, der im hohen Gras liegt und melancholisch auf der Schalmei bläst. Er weist dem Taugenichts den Weg zum nächsten Dorf.

  • Der Feldscher

    Der Feldscher wird aus dem Wirtshaus geworfen, weil er seine Rechnungen nicht begleichen kann, und weil seine Art der Bezahlung – er verrichtet Dienste als Barbier – offenbar nicht akzeptiert wird. Sein Auftritt unterbricht die Szene zwischen dem Taugenichts und der reichen Bauerstochter.

  • Der Spion

    In einem italienischen Wirtshaus versucht ein Mann mit einem etwas dämonischen, widerwärtigen Äußeren den Taugenichts auf Italienisch auszufragen, doch es kommt zu keiner wirklichen Verständigung. Der Spion verfolgt Graf Leonhard und Flora, die fliehen, als sie ihn entdecken. Kurz bevor der Taugenichts das Bergschloss erreicht, sieht er ihn im nächtlichen Wald reiten.

  • Die Schlossverwalter

    Die Schlossverwalter des einsamen Bergschlosses sind alt. Die Verwalterin ist sehr hässlich, mit beinahe hexenhaften Zügen. Der Taugenichts kann – für Flora gehalten – auf dem Schloss ein luxuriöses Leben führen. Als er aber angibt, abreisen zu wollen, sperrt die Verwalterin ihn nachts in seinem Zimmer ein. Wozu das Messer dienen sollte, das der Taugenichts an dem Abend unter ihrem Mantel blitzen sieht – oder meint unter ihrem Mantel blitzen zu sehen – wird nicht geklärt.

  • Der blasse Student

    Der Verwandte der Verwalterin des Bergschlosses – ein blasser Student, der dort seine Semesterferien verbringt – verliebt sich in den Taugenichts in dem Glauben, es handele sich um Flora. In seiner Werbung ist er sehr scheu und eher ungeschickt. Sein Gitarrenspiel vor dem Fenster des Taugenichts unterlässt er, nachdem dieser einmal nach draußen gerufen hat. Er verhilft ihm zur Flucht, als die Schlossverwalterin den Taugenichts eingesperrt hat. Dann flieht der Taugenichts allerdings vor seinen Liebesschwüren. Der blasse Student wird nicht weiter erwähnt.

  • Der Maler in Rom

    Eichendorff schildert mit dem Maler in Rom, der den Taugenichts in sein Atelier führt und als Modell für eine »Anbetung der Hirten« nutzt, als einen typischen Nazarener, also den Anhänger dieser spezifisch romantischen Auffassung von Malerei. Er verehrt Leonardo da Vinci und Guido Reni und bringt den Taugenichts zu der Gesellschaft von Deutschen außerhalb der Stadt. In seinem Atelier liegt außerdem ein Bildnis Aurelies.

  • Eckbrecht

    Der zweite Maler in Rom hat ein etwas ungestümeres und ungemütlicheres Temperament als der erste. Er setzt dem Taugenichts seine genieästhetischen Ansichten auseinander – ja er erklärt ihn, wie auch sich selbst, für ein Genie. Mit Rosette hat der Maler ein Verhältnis.

  • Die drei Prager Studenten

    Die Studenten tauchen als Blaskapelle plötzlich hinter dem Taugenichts auf – denn so, musizierend, verdienen sie sich in den Semesterferien ihr Reisegeld. In ihnen skizziert Eichendorff parodistisch zugespitzt das Studentenleben.

    Sie führen lateinische Sentenzen im Mund und kennen Studentenlieder. Gegenüber den Mädchen sind sie eigentlich schüchtern. Der eine wird nervös, als er hört, wie bald das Semester wieder anfängt, der andere hat den Portier des Schlosses bei Wien zum Verwandten. Der Erzähler nutzt zu ihrer Identifikation ihre jeweiligen Blasinstrumente.

  • Der Geistliche

    Der alte Geistliche, den der Taugenichts auf dem Postschiff trifft, bevor er auf das Schloss bei Wien zurückkehrt, gibt an, er sei ausgeschickt, um nach dem Bräutigam der anstehenden Hochzeit – also Graf Leonhard – Ausschau zu halten. Er weiß über die Angelegenheiten im Schloss Bescheid, aber auch über den Taugenichts. Denn er schickt, nachdem er ihn getroffen hat, einen Burschen los, der umgehend im Schloss dessen Ankunft melden soll.

    Da Leonhard in Wirklichkeit schon auf dem Schloss ist, als der Taugenichts dort eintrifft, ist es denkbar, dass der Geistliche eigentlich nur nach dem Taugenichts Ausschau halten sollte. Er scheint die Irrtümer, in denen der Held der Erzählung befangen ist, zu durchschauen und amüsiert sich darüber.

  • Der Portier

    Der Portier ist Aurelies Onkel, der sie als Kind als Waise auf das Schloss gebracht hat. Sein Verhältnis zum Taugenichts ist ambivalent. Einerseits verkörpert er philisterhafte Eigenschaften und wird bei seinem ersten Auftritt als sehr steif, förmlich und furchteinflößend beschrieben. Andererseits freundet sich der Taugenichts, nachdem er Einnehmer geworden ist, mit ihm an.

    Der Portier schwärmt ihm von Italien vor und wird noch im letzten Absatz erwähnt: Der Taugenichts glaubt durchaus, seinen Frieden mit ihm machen zu können, ja er möchte, dass Aurelies Onkel mit auf die Hochzeitsreise kommt. Er spielt Fagott und hat so einen Auftritt bei den beiden Hoffesten zum Empfang des gräflichen Sohnes und am Schluss.

Veröffentlicht am 26. September 2023. Zuletzt aktualisiert am 26. September 2023.