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Narziß und Goldmund

Inhaltsangabe

Im Kloster Mariabronn, geleitet vom gütigen Abt Daniel, werden im Süden Deutschlands seit Generationen junge Männer ausgebildet. Einige von ihnen bereiten sich auf ein Leben als Mönch vor, andere erleben hier prägende Jahre, bevor sie eine Existenz außerhalb der Klostermauern aufbauen. 

Unter den Schülern ragt der junge Narziß durch außergewöhnliche Leistungen und Begabungen, aber auch durch seine Schönheit und einzelgängerische Aura hervor. Als ein neuer Schüler namens Goldmund ins Kloster kommt, der den strengen und disziplinierten Narziß durch seine charmante und fröhliche Ausstrahlung für sich einnimmt, freunden die beiden sich miteinander an.

Goldmund ist verglichen mit Narziß wesentlich spontaner, emotionaler und begeisterungsfähiger. Er erlebt die Welt durch die Augen des Künstlers, Narziß betrachtet sie durch die Augen des Denkers. Er erkennt, dass sein Freund nicht dauerhaft für das Klosterleben gemacht ist und ermuntert ihn, in die Welt hinauszuziehen – auch, weil Goldmund sich stark zu Frauen hingezogen fühlt und das keusche Leben als Mönch auf Dauer nicht aushalten könnte.

So sind Goldmunds nun folgende Wanderjahre, in denen er die Laufbahn eines bildenden Künstlers einschlägt, denn auch wesentlich durch seine zahlreichen Begegnungen und erotischen Abenteuer mit Frauen geprägt. Von Bäuerinnen und Adeligen lässt er sich gleichermaßen in die Kunst der Liebe einführen und lernt das, was er als weibliche Natur begreift, dabei immer besser kennen. Erst viel später wird ihm klar werden, dass er, der bei einem strengen Vater und ohne Erinnerung an die früh verstorbene Mutter aufgewachsen war, dabei stets auf der Suche nach dem Bild der „Urmutter“ gewesen ist.

Das Bild der Urmutter versucht er zunehmend, auch in seiner Kunst darzustellen. Doch nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Urbild des Weiblichen wird prägend für ihn und seine Arbeit. Er erlebt auch, u. a. durch die Schreckensjahre der Pest, schweres menschliches Leid, Grausamkeiten, Vergänglichkeit und Tod und erkennt, dass sie unabdingbar zum Leben dazugehören.

Seine letzte Liebesgeschichte mit der schönen und stolzen Agnes, die das Bild der Urmutter wie keine zweite für ihn repräsentiert, bringt ihn selbst an den Rand des Todes. Ihr Ehemann, ein adeliger Statthalter, entdeckt sie und lässt Goldmund zum Tode verurteilen. Doch in der Nacht vor seiner Hinrichtung kann er fliehen – dank der Hilfe seines Beichtvaters, der niemand anderes ist als sein jahrelang von ihm getrennter Freund Narziß. Auf dem Weg zurück ins Kloster genießen die beiden ihre wiedergefundene Freundschaft und erzählen einander alles, was sie auf ihren getrennten Wegen erlebt haben.

Narziß hat während Goldmunds weltlicher Abenteuer stille und hoch disziplinierte Klosterjahre verbracht, angefüllt mit Exerzitien und wissenschaftlicher Arbeit, und dabei konstant und ruhig seine geistliche Existenz aufgebaut. Goldmund verbringt seine letzten Lebensjahre nun im Kloster und vollendet mehrere Werke, darunter auch eine außergewöhnliche Marienfigur. Unterbrochen wird diese Zeit nur von einem letzten kurzen Ausflug in „die Welt“, der ihn jedoch enttäuscht zurückkehren lässt. 

Als Goldmund stirbt, ist er mit sich und seiner Lebensgeschichte im Reinen – ebenso wie Narziß, der durch den Einfluss seines Freundes endlich auch seine intuitiven, gefühlvollen Seiten annehmen kann. Er begleitet Goldmund am Sterbebett und gesteht ihm, wie sehr er ihn liebt und was ihm die Freundschaft bedeutet. Goldmund hat dies immer gewusst, ist aber glücklich, es auch zu hören, und stirbt friedlich an der Seite des Freundes. Er hofft, im Tod einer Muttergestalt zu begegnen, eben jener „Urmutter“, nach der er sich sein Leben lang gesehnt hat.

 

Veröffentlicht am 30. September 2023. Zuletzt aktualisiert am 9. Oktober 2023.