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Wilhelm Tell

Figuren

Figurenkonstellation

Wilhelm Tell – Figurenkonstellation
  • Wilhelm Tell

    Wilhelm Tell ist Jäger und Vater zweier Söhne in Uri sowie der Schwiegersohn Walter Fürsts. Er ist ein geschickter Steuermann und außerordentlich geschickter Schütze. Zur Rettung eines Verfolgten ist er bereit, sein Leben zu riskieren. Dabei wünscht er, sich aus dem allgemeinen politischen Konflikt herauszuhalten. Seine Stärke sieht er nicht im Rat, sondern in der Tat. Im Zusammenschluss vieler Menschen für eine gemeinsame Sache sieht Wilhelm Tell eher eine Schmälerung seiner Kraft. Den von Geßler aufgestellten Hut ignoriert er eher aus natürlichem Desinteresse als aus einem Geist des Widerstandes heraus. Unter der Last der Probe, die ihm Geßler zumutet, droht er zu zerbrechen, ist aber dann doch bereit, das Risiko, seinen Sohn zu erschießen, in Kauf zu nehmen – anstatt etwa direkt auf Geßler zu schießen. Er sieht sich zur Ermordung Geßlers durch die Bedrohung, die dieser für ihn und seine Familie darstellt, genötigt. Die Ermordung König Albrechts durch dessen Neffen Johannes von Schwaben verurteilt er hart, weil sie aus niederen Beweggründen erfolgt sei.



    Die übrigen Figuren werden in der Reihenfolge der Personenliste im Original gelistet. Gruppierungen, die dort mittels Klammern explizit vorgenommen werden, werden übernommen, die impliziten Gruppierungen in eckigen Klammern angezeigt.

    [Wichtige adlige Figuren:]

  • Herrmann Geßler

    Herrmann Geßler ist Landvogt in Schwytz und Uri. Er zeigt sich entschlossen, den Freiheitswillen der ihm Untergebenen zu brechen und sieht sich dazu von König Albrecht beauftragt. Er bestreitet ihnen das Recht, selbständig Steinhäuser zu bauen und Waffen zu tragen und in Altdorf zur Befestigung seiner militärischen Macht eine Zwingburg zu errichten. Er setzt willkürliche Schikane wie den Befehl zum Gruß des in Altdorf aufgestellten Huts ein, um den Stolz der Landleute zu brechen. Im Hintergrund steht der Wunsch des Hauses Habsburg, die hauseigenen Territorien zu arrondieren.

  • Werner, Freiherr von Attinghausen

    Adliger Bannerherr in Uri. Als Bannerherr gilt er nach dem Landammann als zweithöchster Beamter im Staat; er hat das Recht, im Krieg unter der Landesfahne Soldaten zu führen. Er ist der letzte seines Namens, seine Herrschaft geht nach seinem Tod auf seinen Neffen Rudenz über. Attinghausen ist seiner Heimat treu, ohne höfische Ambitionen und sucht mit seinen Knechten ein ebenbürtiges Verhältnis. Mit Stauffacher verbindet ihn eine Freundschaft. Kurz vor seinem Tod sieht er in einer Vision die zukünftigen militärischen Auseinandersetzungen der Eidgenossen mit dem Haus Habsburg vor sich und ihren Sieg. Dass die Landleute ihre Verschwörung ohne Adlige gebildet haben, bringt ihn zu der Überzeugung, der Adel werde bald überflüssig sein.

  • Ulrich von Rudenz

    Rudenz ist der Neffe Attinghausens und nach seinem Tod sein Erbe. Er ist verliebt in die adlige Berta von Bruneck. Solange er Berta auf der Seite Habsburgs glaubt, ergreift auch er für Österreich Partei. In einer Unterwerfung unter das expandierende Fürstenhaus sieht er das geeignetste Mittel, die Willkürherrschaft der Landvögte zu beenden. Er zeigt sich ehrgeizig und strebt aus seiner Heimat heraus in die höfische Gesellschaft, den ansässigen Adel betrachtet er mit Geringschätzung.
    All dies ändert sich, sobald er Berta seine Liebe gesteht und sie ihn, offenbar auf der Seite der Eidgenossen, für seinen Verrat an seinen Landsleuten tadelt. Jetzt wird er ein glühender Verfechter der Unabhängigkeit der Waldkantone und setzt sich nach der Entführung Bertas und der Apfelschussszene an die Spitze des Aufstands. Zum Schluss hat er sich mit der befreiten Berta verlobt und realisiert in der Befreiung seiner Knechte einen Teil der Vision seines inzwischen verstorbenen Onkels.
    In den Quellen ist Ulrich als Neffe Stauffachers belegt. Schiller machte ihn zu einer der Hauptfiguren.



    [Landleute der drei Waldkantone:]
    Aus Uri

  • Walter Fürst

    Walter Fürst ist der Schwiegervater Wilhelm Tells und ein Freund Stauffachers. In der Keimzelle der Verschwörung, die er, Stauffacher und Melchthal bilden, repräsentiert Walter Fürst Uri. Er verbirgt den verfolgten Melchthal bei sich und fürchtet sich vor Spähern der Landvögte. Auch bei der Neuformierung des Aufstandes unter der Führung von Rudenz ist er zugegen. Sein Name besitzt in den Waldkantonen große Autorität. Als nach dem Losbrechen des Aufstandes die Altdorfer die Zwingburg abbrechen wollen, zeigt er sich vorsichtig: Man habe aus den anderen Kantonen noch keine Nachricht.
    Der Name ist historisch belegt.

  • Rösselmann

    Rösselmann ist ein Pfarrer aus Uri. Auf der Rütliwiese erhebt er den Einwand, man müsse auch die Unterwerfung unter Österreich bedenken; doch mehr der Form halber, als weil er selbst der Meinung wäre, es sei sinnvoll, dies zu tun. Er spricht den Eid vor, den am Schluss der Szene alle schwören. Er ist Zeuge des Apfelschusses und kommt mit Stauffacher herzu, als die Zwingburg in Altdorf abgerissen wird.

    Diese Figur hat Schiller erfunden.

  • Petermann

    Sigrist in Uri – in manchen Teilen der Schweiz wird der Küster Sigrist genannt. Petermann ist mit kurzen Wortmeldungen in der Rütli-Szene und bei dem Apfelschuss anwesend. Im fünften Akt kommt er mit dem Reichsboten auf die Szene, der das Ansinnen der ungarischen Königin vorträgt.

    Den Namen übernahm Schiller von dem Chronisten Peterman Etterlyn, dessen Chronik von 1507 er für »Wilhelm Tell« herangezogen hat.

  • Kuoni

    Ein Hirte. Er ist am Seeufer, als Baumgarten, von den Landenbergischen Reitern verfolgt, Ruodi vergeblich um Überfahrt bittet und von Tell gerettet wird. Kuoni ist außerdem bei der Niederreißung der Zwingburg in Altdorf anwesend.

  • Werni

    Jäger. Auftritte wie Kuoni.

  • Ruodi

    Ein Fischer. Ruodi verweigert Baumgarten zu Beginn wegen des lebensgefährlichen Sturms die Überfahrt über den See. Nach Losbrechen des Aufstandes gibt er den Anstoß zur Niederreißung der Zwingburg in Altdorf.
    Kuoni, Werni und Ruodi sind die Schweizerischen Entsprechungen von Konrad, Werner und Rudolf.



    aus Schwyz:

  • Werner Stauffacher

    Werner Stauffacher ist ein reicher Landmann und der führende Kopf der Rütli-Verschwörung. Von seiner Frau Gertrud angeregt, gibt er den Anstoß zu der Verschwörung. Mit Melchthal aus Unterwalden und Walter Fürst aus Uri verabredet er die Zusammenkunft auf der Rütliwiese. Dort hält er die wichtige Einleitungsrede, in der er den einheitlichen Ursprung der Waldkantone erläutert und das aktuelle Aufbegehren in einen historischen Kontext setzt. Sein eigener Besitzstand, vor allem sein prächtiges Haus, ist unter der Herrschaft Geßlers bedroht.

    In der Apfelschussszene gehört er zu den Fürsprechern Tells; sieht aber ein, dass an dieser Stelle der bewaffnete Widerstand zwecklos wäre. Stauffacher ist Zeuge des Todes Attinghausens und unmittelbar an der Neuformierung der Verschwörung unter der Führung Rudenz‘ beteiligt. Im fünften Akt berichtet er von der Ermordung König Albrechts durch dessen Neffen. Sein Haus liegt an einer wichtigen Straße und zeichnet sich durch besondere Gastfreundschaft aus. Tell bringt den verfolgten Baumgarten zu ihm.

    Werner Stauffacher ist historisch namentlich belegt.

  • Konrad Hunn

    Auf der Rütliwiese berichtet Konrad Hunn von seinem vergeblichen Versuch, König Albrecht an der Kaiserpfalz zu Rheinfeld für die Sache der Waldkantone zu gewinnen, das heißt, die Willkürherrschaft der von Albrecht entsandten Landvögte zu verklagen.

    Der Name Konrad Hunn wird in den Urkunden des Rütli-Bundes erwähnt.

  • Itel Reding

    Altlandammann, der zum Vorsitzenden der Versammlung auf der Rütliwiese ernannt wird.

  • Hans auf der Mauer

    Auf der Rütliwiese zeigt er sich angesichts der Erwägung, sich Österreich zu unterwerfen, besonders empört.

  • Jörg im Hofe

    Anwesender auf der Rütliwiese mit wenigen Wortmeldungen.

  • Ulrich der Schmied

    Anwesender auf der Rütliwiese.

  • Jost von Weiler

    Anwesender auf der Rütliwiese. Diesen und die drei vorangegangenen Namen fand Schiller in den Quellen.



    aus Unterwalden:

  • Arnold vom Melchthal

    In der Keimzelle der Verschwörung, die er mit Walter Fürst und Stauffacher bildet, repräsentiert er Unterwalden. Er ist unmittelbar von der Willkürherrschaft betroffen: Ein Bub des Landvogts hatte ihm die Ochsen ausspannen wollen, daraufhin hat er ihn zurechtgewiesen und geschlagen. Melchthal flieht zu Walter Fürst, aber sein Vater wird von Landenberger festgehalten, geblendet und beraubt. Er wagt sich über abgelegene Wege zurück in seinen Kanton und wirbt um Unterstützung für die Verschwörung und dringt verkleidet in die Burg Sarnen. Ein Mädchen in der Burg Roßberg ist ihm gewogen; mit ihrer Hilfe verspricht er auf der Rütliwiese die Burg zu erstürmen. Er ist bei der Neuformierung des Aufstandes unter der Führung von Rudenz zugegen und berichtet in Altdorf von der Befreiung Bertas aus der angezündeten Burg Sarnen.

    Der Name steht in den Quellen.

  • Konrad Baumgarten

    Er erschlägt den Burgvogt Wolfenschießen mit einer Axt, als dieser droht, seine Frau zu vergewaltigen und flieht dank der Hilfe Tells über den sturmgepeitschten See nach Schwytz zu Stauffacher. Auf der Rütliwiese bietet er sich für eine besonders gefährliche Unternehmung an: Sein Leben habe er von Tell erhalten und wolle es gerne für die gemeinsame Sache riskieren. Er ist anwesend auch bei der Niederreißung der Zwingburg in Altdorf.

  • Meier von Sarnen

    Anwesend auf der Rütliwiese. Er ist beteiligt in dem aufkommenden, von Reding gleich geschlichteten Streit um den Zeitpunkt des Aufstandes.

    Historisch belegte Figur.

  • Struth von Winkelried

    Auf der Rütliwiese Stichwortgeber für Stauffachers historischen Exkurs. Winkelried schlägt vor, die Burg Sarnen an Weihnachten zu erstürmen, weil dann zehn oder zwölf Männer unverdächtig eindringen können.

    Der Name stammt von einer Sagengestalt, die einen Drachen tötete, um Mord zu sühnen.

  • Klaus von der Flüe

    Anwesend auf der Rütliwiese. Aus alteingesessenem Schweizer Geschlecht.

  • Burkhardt am Bühel

    Anwesend auf der Rütliwiese. Der Vorname stammt aus den Quellen, der Nachname verweist auf einen Schweizer Schriftsteller Johann Ludwig am Bühel (1750-1800), der ein »Tell«-Drama verfasst hat.

  • Arnold von Sewa

    Anwesend auf der Rütliwiese. Von der Flüe, Am Bühel und Sewa sprechen sich deutlich gegen eine Unterwerfung unter Österreich aus. Der Vorname stammt aus den Quellen, der Nachname ist der eines Alpenflusses.



    [Übrige:]

  • Pfeiffer von Luzern

    Bespricht sich mit Stauffacher am Anfang der zweiten Szene des ersten Akts. Alte Luzerner Familie mit großem politischem Einfluss zur Zeit Schillers.

  • Kunz von Gersau

    Er bringt dem Fischer zu Beginn des vierten Akts von den Ereignissen in Altdorf, der Apfelschuss-Probe wie dem drohenden Tod Attinghausens, Nachricht und sucht vor dem Sturm Obdach in einem nahegelegenen Dorf.

  • Jenni

    Fischerknabe, Ruodi dem Fischer unterstellt. Er singt das Lied, das das Stück eröffnet.

  • Seppi

    Hirtenknabe in der ersten Szene. Kunz, Jenni und Seppi sind die Schweizerischen Entsprechungen von Konrad, Johann, Joseph.

  • Gertrud

    Stauffachers Gattin. Sie bewegt Stauffacher durch ihre klugen Reden zur Suche nach Gleichgesinnten und gibt der Verschwörung so den Anstoß. Sie erkennt die Bedrohung, die Geßler für sie und ihren Mann darstellt.
    In den Quellen ist Stauffachers Frau anonym. Belegt ist aber eine Margarete Herlobig.

  • Hedwig

    Hedwig ist Tells Gattin und Walter Fürsts Tochter. Sie versucht, Tell vor seinem Gang nach Altdorf aufzuhalten, weil sie einen Zusammenstoß mit Geßler fürchtet. Die Erzählung von der Begegnung Tells und Geßlers im Gebirge beunruhigt sie zusätzlich. Auch den Knaben Walther kann sie nicht zum Zurückbleiben bewegen. Dafür, dass Tell tatsächlich auf den Apfel zu schießen gewagt hatte, hat sie kein Verständnis. Am Schluss ist sie mit ihm aber versöhnt.

  • Berta von Bruneck

    Rudenz vermutet Berta von Bruneck zunächst auf der Seite Geßlers. Bereits bei einem tödlichen Arbeitsunfall auf der Baustelle der Altdorfer Zwingburg zeigt sich aber ihre gegensätzliche Parteinahme. Sie offenbart sich Rudenz, als dieser ihr seine Liebe gesteht. Tatsächlich hängt ihr wirtschaftliches und persönliches Glück an einem Erfolg des Aufstands der Eidgenossen. Aus der Gefangenschaft, in der sie zu einer ihr unangenehmen Heirat gezwungen werden sollte, befreit Rudenz sie mit den Aufständischen. Im Schlussbild reicht Berta von Bruneck Rudenz die Hand zum Zeichen der Verlobung.

    Beide Figuren gibt es auch in Johann Ludwig am Bühls Drama »Der Schweizerbund« von 1779.

  • Armgard

    Bäuerin, deren Mann seit vielen Monaten ohne Prozess in Haft sitzt. Ihr Elend treibt sie dazu, Geßler mit ihren Kindern im Hohlweg zu Küßnacht aufzulauern und den Weg zu versperren. Sie fordert Gerechtigkeit und lässt sich nicht auf eine Audienz in Küßnacht vertrösten.

  • Mechthild, Elsbet, Hildegard

    Bäuerinnen, die mit ihren Kindern von dem aufgestellten Hut durch die Wachen verjagt werden: Auf ihr Verhalten kommt es nicht an, nur auf das ihrer Männer. Sie und Armgard sind frei erfundene Figuren.

  • Walter

    Walter ist Tells Sohn. Er lässt sich von seinem Vater über die Bannberge belehren und fragt nach der Möglichkeit eines flachen Landes. Er ist überzeugt von der Schießkunst seines Vaters und befürchtet nicht, dass dieser den Apfel auf seinem Kopf verfehlen könnte. Er will sich dabei nicht binden lassen.

  • Wilhelm

    Wilhelm ist der andere Sohn Tells, der, als Tell mit Walter nach Altdorf geht, zu Hause zurückbleibt.
    Die beiden Söhne Tells sind namentlich in den Quellen belegt.

  • Frießhardt

    Söldner, mit Leuthold zur Bewachung des von Geßler aufgestellten Huts bestellt. Er ist es, der Tell verhaftet.

    Historisch belegt.

  • Leuthold

    Söldner, mit Frießhardt zur Bewachung des von Geßler aufgestellten Huts bestellt. Er bekennt, niemanden wegen der Missachtung des Huts verhaften zu wollen.

    Von Schiller erfunden.

  • Rudolf der Harras

    Geßlers Stallmeister, der mäßigend auf diesen einzuwirken sucht. Er reitet mit ihm, als er von Tell erschossen wird.

    Historisch belegt.

  • Johannes Parricida

    Herzog von Schwaben (1290-1313), der König Albrecht aus Ehrgeiz ermordet, da ihm sein Erbe vorgehalten werde. Flüchtig sucht er bei Tell Schutz, dieser aber verurteilt seine Tat und schickt ihn zu einer Reise der Buße nach Rom zum Papst. Parricida bedeutet Verwandten-. Vatermörder.

  • Stüssi

    Flurschütze, mit dem Tell sich kurz vor der Ermordung Geßlers unterhält. Er lädt ihn auf die Hochzeit ein, die gerade vorüberzieht.

    Von Schiller erfundene Figur.

  • Der Stier von Uri

    Er bläst ins Horn von Uri, als die Zwingburg niedergerissen wird.

  • Ein Reichsbote

    Er bringt die Nachricht der ungarischen Königin zu den Eidgenossen in Altdorf.

  • Fronvogt

    Auf der Baustelle der Zwingburg treibt er die Arbeiter grausam an.

  • Meister Steinmetz, Gesellen und Handlanger

    Sie errichten widerwillig die Zwingburg und reißen sie später ab.

Veröffentlicht am 16. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 16. Mai 2023.