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Transit

Inhaltsangabe

Schauplatz des Romans »Transit« von Anna Seghers ist eine Pizzeria in der Hafenstadt Marseille im Jahr 1941, in der ein namenloser Geflüchteter aus Deutschland sich einen fiktiven Gast eingeladen hat, um ihm seine Geschichte zu erzählen. Es handelt sich um einen 27-jährigen Monteur, der als ehemaliger KZ-Häftling auf seiner Fluchtroute über Paris nach Marseille gelangt ist, wo seine tragische Liebesgeschichte, in die er sich verstrickt hat, ihren Anfang nimmt.

Das Unglück des Schiffes »Montreal«, das vermutlich gerade untergegangen ist und auf dem auch er hätte an Bord sein sollen, nimmt der Erzähler als Anlass, seine Geschichte aufzurollen.

In Paris sucht er auf die Bitte eines alten Bekannten aus dem Lager, Paul Strobel, den Schriftsteller Weidel in seinem Hotel auf, um ihm einen Brief von seiner Frau Marie zu überbringen. Dieser enthält die dringende Bitte, sofort nach Marseille zu kommen, um mit ihr die gemeinsame Ausreise nach Mexiko zu planen, da das Land ihm Exil gewähren würde. Weidel hat sich jedoch in der vorherigen Nacht das Leben genommen, sodass der Erzähler nun zufällig in den Besitz seines Koffers kommt. Dieser beinhaltet ein unvollendetes Romanmanuskript und zwei Schreiben, aus denen hervorgeht, dass sein Roman nicht veröffentlicht wird und seine Frau sich von ihm trennen möchte. 

Auf seinem weiteren Fluchtweg nach Marseille nimmt er den Koffer mit, um ihn dort im mexikanischen Konsulat abzugeben. Jedoch nimmt der Konsul ihn nicht an und hält den Erzähler irrtümlicherweise für den besagten Schriftsteller Weidel. Hier beginnt nun sein Spiel mit wechselnden Identitäten, denn er erkennt schnell, dass ihm dadurch die Beschaffung notwendiger Dokumente erleichtert wird.

Der Erzähler findet in Georg Binnet, seiner Frau Claudine und ihrem kleinen Sohn eine Art Familienersatz und macht dabei auch die Bekanntschaft eines Arztes. Wenig später stellt sich heraus, dass es sich bei der unbekannten Frau, in die er sich in einem Café verliebt hat, um Marie, die Freundin dieses Arztes und die Ehefrau des toten Schriftstellers Weidel handelt. Zwischen diesen Personen beginnt nun eine komplizierte Vierecksgeschichte, in deren Verlauf der Erzähler versucht, Marie für sich zu gewinnen, indem er seinem Rivalen eine Schiffspassage zur Ausreise verschafft, um ihn loszuwerden. Als er jedoch auf seinen alten Freund Heinz trifft, der als aktiver Kommunist und Kämpfer gegen das NS-Regime dringend emigrieren muss, beschließt der Erzähler, ihm diese Passage zu vermitteln, womit er schließlich nach Mexiko gelangt. 

Er selbst treibt jetzt unter der Identität Weidels die Beschaffung der Dokumente zur Ausreise immer weiter voran, damit Marie als seine Ehefrau in den Besitz des notwendigen Visums kommt und schlussendlich mit ihm ausreisen kann. Da er ihr den Tod Weidels verschweigt, sucht sie vergeblich die Cafés und Restaurants nach ihrem Mann ab, denn sie ist der festen Überzeugung, dass er noch vor Ort sein muss.

Als der Erzähler schließlich erkennen muss, dass Marie niemals bereit sein wird, mit ihm ein gemeinsames Leben zu beginnen, da sie ihren Mann immer noch liebt, erzählt er ihr endlich die Wahrheit über dessen Tod. Nun ist es aber zu spät, denn die fiktive Welt, die er durch die Annahme der Identität Weidels erschaffen hat, ist für Marie so real geworden, dass sie ihm nicht mehr glaubt. Sie hat den unumstößlichen Glauben, ihren Mann auf dem Schiff wiederzutreffen. 

Der Erzähler verschafft ihr letztendlich noch die letzten notwendigen Papiere, damit sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Arzt, ausreisen kann. Leider ist es ausgerechnet das Schiff »Montreal«, auf dem das Paar nun offenbar einen tragischen Tod findet, da es vermutlich auf eine Mine aufgelaufen ist. Er gibt seine Schiffspassage zurück und entscheidet sich, in Südfrankreich zu bleiben. Nun ist er sogar bereit, mit der Waffe gegen das NS-Regime zu kämpfen, denn er fühlt sich dem französischen Volk zugehörig, was ihm Georg Binnet nochmals bestätigt. 

Der Koffer mit dem unvollendeten Romanmanuskript gelangt schließlich auch noch dank der Hilfe des Jungen an seinen Bestimmungsort, nämlich zum mexikanischen Konsulat. So hat zwar Weidel seinem Leben ein Ende gesetzt, letztendlich ist es aber das geschriebene Wort, das als seine Stimme überlebt und in die Welt hinausgetragen wird.

Veröffentlicht am 9. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 9. Mai 2023.