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Das Parfum

Zitate und Textstellen

  • »Der Schrei nach seiner Geburt […] war kein instinktiver Schrei nach Mitleid und Liebe gewesen. Es war ein wohlerwogener […] Schrei gewesen, mit dem sich das Neugeborene gegen die Liebe und dennoch für das Leben entschieden hatte.«
    – Erzähler über Grenouille, S. 28

    Liebe und Tod sind die zwei zentralen Themen des Romans, die in diesem Zitat zusammengefasst werden (vgl. die Analyse von Kapitel 51). Grenouilles Leben verläuft ohne Liebe, denn er braucht sie überhaupt nicht. Zum Schluss merkt er dann, dass er auch das Leben nicht will.

  • »Er war von Beginn an ein Scheusal. Er entschied sich für das Leben aus reinem Trotz und aus reiner Boshaftigkeit.«
    – Erzähler über Grenouille, S. 28

    Grenouille wird in dem Roman zwar auf der einen Seite als bemitleidenswert dargestellt. Auf der anderen ist er jedoch der Inbegriff des Bösen. Es gibt keine guten, freundlichen, mitfühlenden Züge an ihm. Er ist ein geborener Verbrecher, der nicht erst dazu gemacht wurde.

  • »Er wollte seines Innern sich entäußern, nichts anderes, seines Innern, das er für wunderbarer hielt als alles, was die äußre Welt zu bieten hatte.«
    – Erzähler über Grenouille, S. 140

    Das ist ein wichtiger Satz, denn er beschreibt Grenouilles höchstes Lebensziel: die Selbstverwirklichung. Diese steht bei ihm über allem, an der Spitze all seiner Taten und Gedanken. Hier kann man außerdem seine Arroganz gegenüber der Welt ablesen.

  • »Hunderttausend Düfte schienen nichts mehr wert vor diesem einen Duft. Dieser eine war das höhere Prinzip, nach dessen Vorbild sich die andern ordnen mußten. Er war die reine Schönheit.«
    – Grenouille über den Duft des Mirabellenmädchens, S. 55

    Der Duft der Mädchen repräsentiert das Ideal von Schönheit. Für Grenouille ist das Macht, da die Mädchen die Fähigkeit haben, andere zur Liebe zu bewegen. Damit rufen sie die stärkste Gefühlsregung hervor und beherrschen den Menschen, was Grenouilles Lebensziel wird.

  • »[…] es gab überhaupt keine Dinge in Grenouilles innerem Universum, sondern nur die Düfte von Dingen. (Darum ist es eine façon de parler, von diesem Universum als einer Landschaft zu sprechen, eine adäquate freilich und die einzig mögliche, denn unsere Sprache taugt nicht zur Beschreibung der riechbaren Welt.«
    – Erzähler über Grenouille, S. 160

    Der Erzähler spielt hier auf die sprachliche Unmöglichkeit an, Gerüche zu beschreiben, was sich als wichtiges Thema durch den Roman zieht. In den Geruchsbeschreibungen tauchen deswegen viele Widersprüche auf. Und auch das Statement per se ist ein Widerspruch, denn Süskinds Roman besteht eigentlich nur aus Versuchen, die geruchlichen Erfahrungen, die Grenouille macht, in der Sprache zu erfassen.

  • »Wer die Gerüche beherrschte, der beherrschte die Herzen der Menschen.«
    – Erzähler in Grenouilles Gedanken, S. 199

    Dieser Satz bezieht sich auf den Zusammenhang, der zwischen dem Geruch und dem menschlichen Gefühlsleben hergestellt wird, wie bei der Redensart »Ich kann dich nicht riechen« (Frizen/Spancken 2008. 24). Damit wird die Besonderheit des Geruchssinns hervorgehoben und auch ein Stück weit aus dem Unterbewusstsein geholt.

  • »Diese aber, diese fast noch geschlossene Blüte hinter der Mauer, die […] die ersten duftenden Spitzen hervortrieb […]«
    – Erzähler aus Grenouilles Sicht über Laure Richis, S. 217

    Das Bild der Blume oder Blüte wird immer wieder bei der Beschreibung der Opfer herangezogen. Es wird ein Bogen geschlagen von der Verarbeitung von verschiedenen Blüten im Parfumeurshandwerk zu der »Ernte« des Duftes der jungen Frauen.

  • »Er hatte die prometheische Tat vollbracht.«
    – Erzähler über Grenouille, S. 304

    Das ist ein intertextueller Verweis auf die Sage von Prometheus, der gegen den Götterolymp aufbegehrte und als Symbol für Selbstbestimmung und Schöpfungskraft steht. Prometheus ist zentral für das Genie-Ideal und ist für Grenouille Vorbild und Konkurrent (Frizen/Spancken 2008: 54f.).

  • »Nur eines konnte diese Macht nicht: sie konnte ihn nicht vor sich selbst riechen machen. Und mochte er auch vor der Welt durch sein Parfum erscheinen als ein Gott – wenn er sich selbst nicht riechen konnte und deshalb niemals wüßte, wer er sei, so pfiff er drauf, auf die Welt, auf sich selbst, auf sein Parfum.«
    – Grenouilles Gedanken, S. 316

    Obwohl Grenouilles Parfum ihm Macht verleiht, kann es das Problem seiner eigenen Geruchlosigkeit nicht lösen. Dies ist der Ausgangspunkt seiner Identitätskrise – die Selbstverwirklichung scheitert, denn ohne Duft existiert Grenouille in seiner geruchlich geprägten Welt nicht.

  • »[…] da mußten sie lächeln. Sie waren außerordentlich stolz. Sie hatten zum ersten Mal etwas aus Liebe getan.«
    – Erzähler über das Gesindel auf dem Friedhof, S. 320

    Das ist der Schlusssatz des Romans und er verdeutlicht noch einmal die Themen Liebe und Tod. Diese Themen verschränken sich in Grenouilles Ende, wird es doch durch die starke Liebe herbeigerufen, die sein Parfum auslöst.

Veröffentlicht am 14. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2023.