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Das Parfum

3.Teil: Kapitel 39-43

Zusammenfassung

Etwa ein Jahr nach seiner Ankunft in Grasse nimmt Grenouille den Duft des Mädchens erneut wahr und entwickelt ein Konzept für sein Parfum: Das Mädchen soll die Herznote eines »Duftdiadems« (246) bilden, auch damit ihr flüchtiger Duft durch andere, haftende Düfte länger haltbar gemacht werden kann. Dabei wird es sich um die Düfte außergewöhnlich schöner junger Frauen handeln.

Zuerst tötet er ein fünfzehnjähriges Mädchen mit einem Schlag auf den Hinterkopf, dessen Haar er abschneidet und dessen Kleider er mitnimmt. So verfährt er noch mit dreiundzwanzig weiteren jungfräulichen Mädchen, die nackt und kahlgeschoren in Blumenfeldern aufgefunden werden.

Diese Mordserie versetzt Grasse in Angst und Schrecken. Man verdächtigt Zigeuner, italienische Wanderarbeiter und Juden, ist aber nicht imstande, den wahren Übeltäter zu entlarven.

Das Mysterium verdichtet sich, als man herausfindet, dass die Opfer allesamt unberührt geblieben sind. Da so das Motiv für die Bevölkerung im Dunkeln bleibt, wird das Entsetzen weiter angeschürt. Die Morde scheinen von einem »Monster« und einer »teuflischen Heimsuchung« (251) verübt zu werden.

Schließlich setzt der Bischof der Stadt den Massenmörder durch einen schriftlichen Anschlag unter Bann und schließt ihn damit offiziell aus der Kirche aus. Als die Mordserie daraufhin mit einem Mal aufhört, wähnt sich die Bevölkerung in Sicherheit und vorerst kehrt Normalität in die Stadt ein.

Es gibt jedoch einen Bürger, der dem Frieden nicht traut. Dabei handelt es sich um den zweiten Konsul Antoine Richis, einen äußerst angesehenen und vermögenden Mann. Er ist der Vater von Laure, die er mit dem Baron von Bouyon verheiraten will, um seinen Nachkommen den Adelstitel zu sichern.

Bei Laure Richis handelt es sich um das Mädchen, dessen Duft die Herznote von Grenouilles Parfum bilden soll. Sie ist bildschön, mit rotem Haar und grünen Augen, und mittlerweile sechzehn Jahre alt. Durch Schlussfolgerung wird Antoine Richis klar, dass es sich bei dem Grasser Mädchenmörder um einen Sammler handelt und dass Laure das Ende der Mordserie darstellen muss.

Getrieben von dieser Angst um seine Tochter arrangiert er die Ehe und entwirft einen klugen Fluchtplan. Er legt eine falsche Spur nach Grenoble, will sich aber in Wahrheit über einen beschwerlichen Umweg durch das Gebirge des Tanneron an der Küste niederlassen. Dort will er am nächsten Tag zu den Lerinischen Inseln übersetzen, um Laure dort im Kloster Saint-Honorat zu verstecken.

Analyse

In Kapitel 39, als Grenouille erneut Laures Duft wahrnimmt, werden noch einmal die Themen Einsamkeit und Liebe aufgegriffen, die sich durch den gesamten Roman ziehen. Grenouille ist »vom Glücksgefühl des Liebhabers erfüllt« (241), »der solitäre Zeck, […] der Liebe nie empfunden hatte und Liebe niemals inspirieren konnte, […] liebte und war zutiefst beglückt von dieser Liebe« (242). Manche Literaturwissenschaftler argumentieren aufgrund dieser Besessenheit vom Duft junger Mädchen, der Duft hätte für Grenouille auch einen sexuellen Reiz (z. B. Freudenthal 2005: 92f.; Borgmeier 2015: 40).

Aber es ist lediglich der Duft, den er liebt, losgelöst vom Menschen. Grenouille kann also sehr wohl lieben. Nur eben kein menschliches Wesen. Der Mensch ist für ihn eine Ressource, wie eine Pflanze, deren Früchte man ernten kann – so spricht er von Laures Duft als »Zeit der Ernte« (219).

Mit Kapitel 40 spielt der Roman auf die Kriminalliteratur an. Die Erzählrichtung ist linear und baut aufeinander auf, wobei sich das Geschehen zuerst über die Schilderung der Taten hinweg zu ihrer Detektion entwickelt. Es findet sich auch das klassische Duell zwischen Mörder und Ermittler, wobei Richis die Aufgabe der Detektion auf sich nimmt (Frizen/Spancken 2008: 38).

Vor allem die Schilderung der Morde ist interessant – sie nimmt nicht viel Platz in der Handlung ein und ist auch für Grenouille nur ein Mittel zum Zweck. Die Grausamkeit der Verbrechen wird von Süskind eher durch die Reaktionen der Umwelt deutlich gemacht und weniger durch reißerische Erzählung. Frizen/Spancken nennen seine Erzählerberichte zu den Morden »lapidar« (Frizen/Spancken 2008: 43).

Auch hier lassen sich wieder Elemente des Phantastischen und Übersinnlichen finden. Grenouille wird häufig als die Verkörperung des Bösen angesehen. Schon durch Pater Terrier und Grenouilles erste Amme wird ein Zusammenhang zum Teufel höchstpersönlich hergestellt. Für die Grasser Bevölkerung ist der Mörder »unfaßbar, körperlos, wie ein Geist« (250), die Taten ein Rätsel, das sich niemand zu erklären weiß. Dadurch entsteht erneut der Eindruck, Grenouille sei weniger ein Mensch und mehr ein dämonisches Wesen.

Diese diabolische Darstellung Grenouilles trägt außerdem Züge der schwarzen Romantik, einer Unterströmung der Romantik im 18. Jahrhundert. Hier waren übernatürliche Wesen wie Vampire, Dämonen, Teufel oder Gespenster beliebte Themen in der Literatur (Ofenloch 2018: 81).

Veröffentlicht am 14. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2023.