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Das Parfum

3.Teil: Kapitel 35-38

Zusammenfassung

Sieben Tage später kommt Grenouille in Grasse an, der Handelsmetropole für Parfums, um neue Techniken der Duftgewinnung kennenzulernen. Bei einem Erkundungsgang durch die Stadt gelangt er in die Rue Droite, wo ihm ein faszinierender und bekannter Duft in die Nase steigt.

Er folgt ihm bis zu einem Garten an der Stadtmauer. Dort trifft ihn die Erkenntnis, dass es sich um denselben Duft wie den des Mirabellenmädchens handelt. Auch diesmal ist es ein rothaariges Mädchen mit grünen Augen und blasser Haut, jedoch ist sie noch ein Kind. Da auch ihr Geruch noch nicht vollständig ausgereift ist, beschließt Grenouille, zwei Jahre zu warten und sein Handwerk zu perfektionieren. Danach will er sich ihren Duft aneignen.

Im Sinne dieses Ziels sucht er sich eine Stelle in der Parfümerie der Grasserin Madame Honoré Arnulfi. Dort ist er neben Dominique Druot, der mit Madame Arnulfi gelegentlich das Bett teilt, als zweiter Geselle angestellt. Wieder muss er unter mangelhaften Bedingungen arbeiten, so erhält er einen niedrigen Lohn und eine fensterlose Kabane als Wohnraum.

In den darauffolgenden zwei Jahren lernt er die Vorgänge der Mazeration und der Enfleurage à froid kennen, bei denen aus Blüten durch die Absorption der Duftstoffe mit Fett duftende Pomaden und Öle gewonnen werden. Außerdem vermittelt ihm die Anstellung das Wissen um den Jahreskreislauf der Parfumeure, den jährlichen Rhythmus der Blumen: Jonquillen, Ginster, Orangen, Rosen, Jasmin, Hyazinthe usw.

Im Winter dann beginnt Grenouille mit verschiedenen Experimenten und kreiert zuerst verschiedene persönliche Düfte. Diese setzt er je nach intendierter Wirkung bei sich selbst ein – so gibt es zum Beispiel einen unauffälligen Duft, der dafür sorgt, dass Grenouille unbemerkt bleibt, und einen mitleiderregenden Duft, der vor allem Frauen dazu bringt, ihm Essen zuzustecken.

Weiterhin schafft es Grenouille mithilfe der Enfleurage, Dingen wie Messing oder Stein ihre Gerüche abzunehmen. Er steigert sich in seinen Experimenten zu Tieren wie Fliegen, Katzen, Ratten oder Kühen und da diese in lebendem Zustand aus Angst den Duft vereiteln oder den Prozess stören, geht er dazu über, sie vorher zu töten.

Dies übt er zuerst an einem kleinen Hund, den er aus dem Hinterhalt mit einem Holzscheit erschlägt. Das Experiment gelingt, denn der Duft, den er dabei gewinnt, ist so täuschend echt, dass er sogar die Mutter des Hundes in die Irre führt.

Schließlich geht er bei seinen Versuchen zu Menschen über. An dem Bettlaken eines gerade verstorbenen Säcklers im Hospiz der Charité gewinnt er den ersten Individualgeruch, der ihn zufriedenstellt. Nachdem er seine Methode perfektioniert hat, stellt er die Experimente ein. Es geht ihm nicht darum, den Geruch irgendwelcher Menschen zu konservieren. Ihn interessieren nur bestimmte Menschen, »nämlich [die], die Liebe inspirieren« (240).

Analyse

Kapitel 35 verbindet nun Teil zwei und Teil drei des Romans und führt den nächsten Handlungsabschnitt ein. Die zweite Etappe seiner Reise schafft Grenouille in weniger als sieben Tagen. Der Gegensatz zur ersten mit sieben Jahren ist augenfällig. Dadurch nimmt die Geschichte wieder an Bewegung und Spannung auf – er scheint seinem Ziel nun immer näher zu kommen (Frizen/Spancken 2008: 36).

Die zwei Jahre als Madame Arnulfis Geselle sind Grenouilles weiter fortschreitenden Anpassung an die Gesellschaft gewidmet. Der »Zeck« erduldet wieder, einerseits die Arbeitsbedingungen, andererseits die überhebliche Behandlung durch den ersten Gesellen Dominique Druot. Währenddessen nimmt er alles Wissen in sich auf, was er bekommen kann.

In diesen Episoden findet sich außerdem ein fantastischer Charakter (ebd.: 36). Grenouille perfektioniert seine Kunst so weit, dass sie übersinnliche Züge annimmt. Einem »Hexenmeister« (120) gleich ist er dazu imstande, in Menschen bestimmte Gefühle bezüglich seiner Person auszulösen und sie zu kontrollieren, ohne dass sie etwas davon bemerken.

Das Wiederfinden des Mädchendufts stellt für Grenouille einen wichtigen Handlungsmotivator dar. Der Duft von Laure Richis ist eine Erinnerung an das Mirabellenmädchen und damit an sein Schicksal. Diesmal jedoch will er ihren Duft »zu seinem eigenen Duft machen« (118).

Die Experimente sind für ihn nur ein Mittel zum Zweck und eine Vorbereitung auf die kommende Mordserie. Daher stellt er sie ein, sobald er sich seiner Fähigkeiten bewusst ist. Der letzte Absatz des Kapitels 38 gibt hier bedeutende Hinweise auf die Natur des Duftes, dessen Kreation ihn umtreibt: »Was er begehrte, war der Duft gewisser Menschen: jener äußerst seltenen Menschen nämlich, die Liebe inspirierten« (240). Grenouille, der nie geliebt wurde, versucht damit, auf künstliche Weise Liebe und Verbindung herzustellen.

Veröffentlicht am 14. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2023.