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Das Parfum

1.Teil: Kapitel 5-8

Zusammenfassung

Grenouille wendet sich seiner Umgebung zu, die er mithilfe seines unvergleichlichen Geruchssinns anders wahrnimmt als andere Menschen. Er lernt nur langsam sprechen und das nur mithilfe von Worten, die riechende Gegenstände bezeichnen, wie »Pelargonie« (31) oder »Holz« (32f.). In diesen Geruchserlebnissen verliert er sich schon als Kind und speichert jedes einzelne sorgfältig.

Er ist so talentiert, dass er Madame Gaillards verstecktes Geld durch Balken und Wände hindurch wittern kann. Jedoch führt dies dazu, dass sie ihn mit acht Jahren an den Gerber Grimal verkauft – denn das Geld und damit ihre Altersvorsorge ist ihr das Wichtigste im Leben. Sie erhofft sich, so einen privaten Tod zuhause sterben zu dürfen, anstatt in einem Armenkrankenhaus. Doch wie der Erzähler berichtet, geschieht das nicht. Da Madame Gaillard sehr alt wird und anschließend ihr gesamtes Geld verliert, muss sie wie ihr Mann im Hôtel-Dieu sterben.

Grenouille arbeitet unterdessen in der Gerberei Grimals in Paris und ist dort harten Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt. Nachdem er den Milzbrand, eine tödliche Gerberkrankheit, bis auf einige schwarze Narben unbeschadet übersteht, behandelt ihn Grimal etwas fürsorglicher. Er lässt ihn in einem Holzlager auf Stroh schlafen statt auf dem Boden und gibt ihm mit zwölf Jahren ab und an frei.

Damit ist Grenouille in der Lage, Paris zu erkunden und die Gerüche der Stadt in seiner Nase zu speichern. Er schwelgt in diesen Erlebnissen und geht auf »Jagden« (48), mit dem Ziel, alle Gerüche der Welt zu besitzen.

Schließlich findet am 1. September 1753 ein Feuerwerk zum Jahrestag der Thronbesteigung des Königs Ludwigs XV. statt. Doch Grenouille, der etwas abseits zusieht, kann diesem geruchlich nicht viel abgewinnen, sondern wird von einem anderen, faszinierenden und neuen Duft angezogen. Dieser leitet ihn durch die Stadt, bis zu einem dreizehnjährigen rothaarigen Mädchen, das in einem Hinterhof in der Rue des Marais Mirabellen putzt.

Berauscht von ihrem unvergleichlichen Duft überkommt Grenouille der Drang, ihn zu besitzen. Infolgedessen erwürgt er das Mädchen und speichert ihren Duft ab, indem er ihren Körper von Kopf bis Fuß abriecht. Mit diesem Duft ist er nun in der Lage, die bisher gesammelten Gerüche in eine systematische Ordnung zu bringen. Dieses Erlebnis ruft in ihm erstmals Glücksgefühle hervor und sein Leben erhält endlich einen Sinn: Er will der größte Parfümeur aller Zeiten werden und der Duft des Mirabellenmädchens soll im Zentrum seines Schaffens stehen.

Analyse

Bei Grimal ist Grenouille wiederum für vier Jahre der Zeck: »zäh, genügsam, unauffällig« (41) übt er sich in der Widerstandskraft. Er übersteht die unmenschlichen Arbeitsbedingungen und fügt sich klaglos, harrt aus. Auch bei Grimal wird sein Wert wieder nur in dem Nutzen bemessen, den er dem Gerber bringen kann. Grenouille wird eher wie ein Tier gehalten als wie ein Mensch behandelt.

Sogar der Steigerung dieser Krise, dem Milzbrand, gegenüber zeigt sich Grenouille resistent. Er entscheidet auch diese Krise für sich. Denn sein Überleben macht ihn zukünftig immun gegen die Krankheit und erhöht damit seinen Wert für Grimal.

Schließlich folgt der Mord an dem Mirabellenmädchen als »Schlüsselerlebnis« (Bernsmeier 13) der Geschichte und damit der Figur Grenouille. Der Duft, den das Mädchen verströmt, unterscheidet sich von allem, was Grenouille bisher gerochen hat. Dessen Beschreibung wird als unmöglich und ist demnach sprachlich zum Beispiel mithilfe von Antithesen, also Gegensätzen, dargestellt: »Frische« und »zugleich Wärme«, »eine Mischung aus beidem, aus Flüchtigem und Schwerem«, »gering und schwach und dennoch solid und tragend« (52).

Dieser Duft ist »der Schlüssel zur Ordnung aller anderen Düfte« (50) und »das höhere Prinzip, nach dessen Vorbild sich die anderen ordnen mußten« (55). Daher bildet er den Ausgangspunkt für Grenouilles Lebensambition und die Motivation für diese. Das Verbrechen stellt für ihn eine Wiedergeburt dar; er kann nun seine »als animalisch empfundene Existenz« (Bernsmeier 2022: 13) mit Sinn aufladen, denn durch diesen ersten »Probemord« (Frizen/Spancken 2008: 30) kann er sich »das Prinzip ihres Dufts« (58) aneignen.

Der übergeordnete künstlerische Zweck heiligt in Grenouilles Augen das Mittel des Mordes. Das Verbrechen für sich kommt in seinen Gedanken als solches überhaupt nicht vor, so erfüllt ist er von der »Herrlichkeit« (58) seines Plans. In Grenouilles Gedanken ist der Mensch lediglich auf seinen Duft reduziert.

Veröffentlicht am 14. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2023.