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Das Parfum

1.Teil: Kapitel 17-22

Zusammenfassung

Das von Grenouille kreierte Parfum »Nuit Napolitaine« erlangt sofort einen ausgezeichneten Ruf in Paris und der Junge sorgt für einen erneuten Aufstieg der Duftstoffhandlung Baldinis. Baldini verkauft unzählige von Grenouille erschaffene Düfte unter seinem eigenen Namen und hält dessen freie Kreationen unter genauer Beobachtung in den korrekten Formeln fest.

Mit Baldini als Meister erlernt Grenouille das Handwerk der Parfümerie und eignet sich das Wissen über die Konservation von Duftstoffen an, was ein wichtiger Bestandteil der Ausführung seines Lebensziels ist. Außerdem strebt er den Gesellenbrief an, der es ihm ermöglicht, sich für seine Pläne unter dem »Mantel einer bürgerlichen Existenz« (121) zu verbergen.

Grenouille lernt das Extinktionsverfahren der Destillation kennen, mit dem er Duftstoffe aus Pflanzen, Blüten, Holz und Ölfrüchten gewinnen kann. Tagsüber kümmert er sich um seine Aufgaben als Lehrling, nachts jedoch experimentiert er mit neuen Geruchsstoffen. Er will die Gerüche, die er über die Jahre hinweg gesammelt hat und in seinem Inneren aufbewahrt, in der Außenwelt realisieren.

Hierbei stößt er jedoch schnell an Grenzen. Bei Glas, Messing oder Porzellan zum Beispiel versagt das Verfahren. Der Erzähler erklärt, dass die Destillation lediglich die ätherischen Öle gewisser Pflanzen vom Rest des Organismus trennt, was Grenouille jedoch nicht weiß. Somit ist die Destillation von Substanzen ohne ätherisches Öl wirkungslos.

Sein Scheitern stürzt Grenouille in eine schwere Krise und er erkrankt an einer syphilitischen Variante der schwarzen Blattern. Nachdem sich die Krankheit immer weiter verschlimmert, schickt Baldini nach einem Doktor, der Grenouilles Tod binnen der nächsten achtundvierzig Stunden vorhersagt.

Doch Grenouille erfährt auf seinem vermeintlichen Sterbebett von Baldini, dass es in der Stadt Grasse außer der Destillation und dem Pressen noch andere Extinktionsverfahren gibt. Und so erholt er sich binnen einer Woche von der Krankheit.

Er verbringt noch weitere drei Jahre in den Diensten Baldinis, der durch Grenouilles Talent eine Manufaktur gründet, zum größten Parfümeur Europas wird und unermesslichen Reichtum erlangt. Im Frühjahr 1756 erhält Grenouille dann den Gesellenbrief und macht sich auf in Richtung Süden.

Baldini jedoch wird gleich in der darauffolgenden Nacht zum Opfer einer Katastrophe. Der Pont au Change bricht an der Stelle, an der sein Haus steht, in sich zusammen und der Parfümeur, seine Frau und all sein Hab und Gut werden in der Seine begraben. Weder die Leichen noch sein Reichtum oder das Buch mit den gesammelten Duftformeln werden je gefunden.

Analyse

Die Entscheidung, sein Geschäft aufzugeben und sich zur Ruhe zu setzen, verwirft Baldini wieder, sobald er merkt, dass Grenouille ihm zu Reichtum und Ansehen verhelfen kann. Auch hier erkennt man die Aufklärungskritik – denn Baldini stellt sich gegen seine eigenen Überzeugungen, sobald der neue Markt wieder lukrative Geschäfte für ihn bereithält. So besteht die Gefahr, die Aufklärung und ihre Neuerungen für eigene, egoistische Zwecke zu gebrauchen (Ofenloch 2018: 30–32).

Baldini nutzt den jungen Grenouille aus. Er erntet seine Lorbeeren, indem er Grenouilles Kreationen als seine eigenen verkauft. Entgegen Baldinis Einschätzung des Jungen ahnt dieser ganz genau, welche die wahren Ziele des Maître sind. Er erduldet die harte Arbeit, die Ausbeutung und den fehlenden Respekt auch von Baldinis Gesellen Chénier. Denn ihm ist klar, dass er seinem hohen Ziel nur näherkommen kann, wenn er das Handwerk erlernt und einen Gesellenbrief erhält. Damit nutzen sich Baldini und Grenouille gegenseitig für ihre eigenen Zwecke aus.

Dabei behält Grenouille allerdings die Oberhand, auch wenn Baldini davon nichts ahnt. Wie haargenau alles nach Grenouilles Plan läuft, sieht man schon in der Szene der Begegnung des Parfümeurs mit dem Jungen. Hier taucht auch wieder die Zeck-Metapher auf: »Der Zeck hatte Blut gewittert. Jahrelang war er still gewesen […]. Jetzt ließ er sich fallen […]« (90).

Baldini ist ein Mittel zum Zweck und eine Ressource, derer sich Grenouille bedient, bis er alles Nötige gelernt hat. Für seinen geliehenen Ruhm zahlt der Parfümeur einen hohen Preis. Dies wird deutlich ersichtlich an dem plötzlichen Ende, das Baldini ereilt, nachdem Grenouille ihn nicht mehr benötigt und die Stadt verlässt.

Damit ist der 1. Teil des Romans, in dem es hauptsächlich um das Heranwachsen und die Lehrzeit Grenouilles geht, beendet.

Veröffentlicht am 14. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2023.