Skip to main content

Nachts schlafen die Ratten doch

2. Abschnitt, Zeile 4-12

Zusammenfassung

Ein Junge, dessen Name noch nicht genannt wird, sitzt mit geschlossenen Augen in der Ruine des Hauses. Als er am Schatten, der über ihn fällt, merkt, dass sich ihm eine unbekannte Person genähert hat, macht ihm dies zunächst Angst und er fürchtet, entdeckt worden zu sein. Er sieht zunächst nur krumme Beine in ärmlichen Hosen, erkennt aber schließlich, dass ein älterer Mann vor ihm steht. Dieser ist mit Messer und Korb ausgestattet und hat Erde an den Fingerspitzen.

Analyse

In diesem Abschnitt treten nun zum ersten Mal die beiden Protagonisten auf, ein noch unbenannter »Er« sowie ein älterer Mann. Die Erzählperspektive verlagert sich vom allwissenden Erzähler hin zu den Personen, im Folgenden ist vor allem die Perspektive des Jungen vorherrschend. Der Erzähler zieht sich dagegen zurück und ist nur noch in einigen Kommentaren erkennbar. Mit dem inneren Monolog »Jetzt haben sie mich« (S. 216) tritt der/die Leser*in zum ersten Mal in die Innenperspektive des Jungen ein.

Zu Beginn dieses Abschnitts scheint sich der bewegungslos in der Ruine verharrende Junge der Leblosigkeit der zerstörten Stadtlandschaft anzupassen, er ist ein Teil von ihr, auch er hatte »die Augen zu« (S. 216), so ist zunächst auch nicht klar, dass er noch lebt. Als er blinzelt, wird deutlich, dass die Szenerie nun aus seiner Perspektive geschildert wird; er sieht zunächst von der unbekannten Person nur die krummen und ärmlich bekleideten Beine. Das deutet auch an, dass er den Fremden aus einem sehr niedrigen Blickwinkel, vermutlich dem eines Kindes, sieht.

Deutlich wird auch die Angst der noch namenlosen Figur, als der Schatten des Fremden auf sie fällt, noch unterstrichen durch die Adjektive »dunkel, leise« (ebd.). Der Gedanke »Jetzt haben sie mich« (ebd.) weist darauf hin, dass der Junge eine Bedrohung erwartet. Dies kann, wie sich aus dem weiteren Verlauf der Handlung ergibt, entweder daraus resultieren, dass der Junge von zu Hause weggelaufen ist. Wahrscheinlicher ist aber, dass durch diese Charakterisierung die generelle Anspannung und Traumatisierung des Kindes durch die Schrecken des Krieges und der damit verbundenen Verluste und inneren Verletzungen deutlich wird. Daraus resultiert auch seine misstrauische, ablehnende Haltung dem älteren Mann gegenüber, die auch noch anhält, als klar wird, dass dieser ihm nicht wie angenommen feindlich gesinnt ist.

Auch die zweite Hauptfigur, der ältere Mann, wird in diesem Abschnitt in die Handlung eingeführt. Aus Sicht des Jungen stehen bei seiner Beschreibung die krummen Beine, durch die der Junge hindurchsehen kann, im Vordergrund. Diese sind »etwas ärmlich behost« (ebd.), was darauf hinweist, dass auch diese Figur sowohl durch das Leben, in seinem Fall das Alter, als auch durch die Zeitumstände von Krieg und Armut gezeichnet ist. Beides macht ihn für den Jungen weniger furchteinflößend, da ihm ähnlicher. Das Messer in seiner Hand könnte aus der Perspektive des Jungen noch als weitere Bedrohung gedeutet werden, wird aber durch den ebenfalls mitgeführten Korb sowie die »Erde an den Fingerspitzen« (ebd.) neutralisiert. Beides deutet darauf hin, dass er unterwegs ist, um etwas zu sammeln, eine im täglichen Überlebenskampf der Kriegszeit nachvollziehbare Handlung.

Veröffentlicht am 8. August 2023. Zuletzt aktualisiert am 8. August 2023.