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Der Vorleser

Inhaltsangabe

Der 15-jährige Michael Berg hat Gelbsucht und muss sich auf dem Rückweg von der Schule auf der Straße übergeben. Die 36-jährige Hanna Schmitz sieht den Jungen und lässt ihn in ihre Wohnung, um ihm zu helfen. Während Hanna sich im Nebenzimmer umzieht, um den Jungen nach Hause zu begleiten, beobachtet Michael sie heimlich. Als Hanna seinen Blick bemerkt, flieht Michael beschämt. Nach seiner Genesung sucht er ihre Wohnung erneut auf, um sich zu bedanken – und um die Frau wiederzusehen, die er nicht vergessen kann. 

Hanna wundert sich nicht über Michaels Auftauchen und schickt ihn zunächst in den Keller, um Kohlen zu holen. Als Michael bedeckt mit Kohlenstaub zurückkehrt, lässt Hanna ihn in ihrer Wohnung baden. Nach dem Bad empfängt Hanna ihn nackt, trocknet ihn ab und schläft zum ersten Mal mit ihm. Von diesem Zeitpunkt an besucht Michael Hanna immer häufiger. Zunächst vernachlässigt er die Schule für sie, doch Hanna drängt ihn dazu, sich anzustrengen. Sie etablieren das Ritual des Vorlesens – bei jedem Besuch liest Michael Hanna zunächst vor, dann duschen sie und schlafen miteinander. Im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit unternehmen sie einen Fahrradausflug zusammen, bei dem es zu einem Streit kommt, als Michael Hanna eine Botschaft auf einem Zettel hinterlässt, von der Hanna nichts gewusst haben will. Sie schlägt Michael und erniedrigt ihn im Laufe ihrer Beziehung immer wieder, bis dieser die Schuld für jeden Streit auf sich nimmt. 

Im Laufe des Sommers schließt Michael neue Freundschaften, unter anderem mit seiner neuen Mitschülerin Sophie. Während einer Verabredung mit seinen Freunden im Schwimmbad, sieht er Hanna zufällig und zögert, sie zu begrüßen. Als er sich entscheidet, zu ihr zu gehen, ist Hanna plötzlich nicht mehr da. Am nächsten Tag ist Hanna verschwunden und Michael gibt sich die Schuld für ihr Fortgehen. 

Im Laufe der Zeit gewöhnt Michael sich an ein Leben ohne Hanna, macht das Abitur und beginnt ein Jurastudium. Während eines Seminars bekommt er die Möglichkeit, einem laufenden KZ-Prozess beizuwohnen. Eine der Angeklagten ist Hanna Schmitz. Diese war im Krieg als SS-Aufseherin in Auschwitz und einem weiteren Konzentrationslager eingesetzt und wird beschuldigt, an den Selektionen der Juden teilgenommen zu haben. Ein weiterer Anklagepunkt betrifft eine Nacht, in der Hanna als Aufseherin für eine Kirche zuständig war, in der 600 jüdische Frauen eingesperrt waren. Während eines Bombenangriffs fängt die Kirche Feuer und Hanna und die übrigen Angeklagten entscheiden sich dazu, die Frauen verbrennen zu lassen. Einzig eine Frau und ihre Tochter überlebten den Brand. 

Michael besucht die Verhandlungen täglich. Er fühlt sich schuldig für seine Liebe zu einer Verbrecherin und findet keinen Umgang mit Hannas Schuld. Diese wird durch Widersprüche in ihren Aussagen und eine schlechte Verteidigung zur Hauptangeklagten. Michael reflektiert seine eigenen Erlebnisse mit Hanna sowie die Widersprüche in ihren Aussagen und den von ihr unterschriebenen Vernehmungsprotokollen und entdeckt, dass Hanna unter Analphabetismus leidet. Er ist unsicher, ob er den Umstand an den Richter weitergeben soll, entscheidet sich jedoch letztlich auf Anraten seines Vaters, eines Philosophieprofessors, dagegen, um Hannas Recht auf Selbstbestimmung nicht zu verletzen. Um mit der Thematik der Schuld umzugehen, besucht Michael das ehemalige Konzentrationslager Struthof. Hanna wird schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. 

Michael konzentriert sich auf sein Studium und lernt während eines Skiurlaubs seine Frau Gertrud kennen. Die beiden heiraten, als Gertrud schwanger ist und Michael sich im Referendariat befindet. Nach diesem entscheidet er sich für eine Karriere als Rechtshistoriker und lässt sich nach fünf Ehejahren wieder von Gertrud scheiden, da er es nicht lassen kann, sie mit Hanna zu vergleichen. 

Er beginnt, Kassetten für Hanna aufzunehmen, auf denen er ihr Bücher vorliest. Nach vier Jahren, in denen er ihr kontinuierlich Kassetten zusendet, erhält er den ersten kurzen Brief von Hanna, die sich bei ihm bedankt. Sie schreibt ihm häufiger, doch Michael schickt ihr außer den Kassetten nie eine persönliche Antwort. 

Hanna wird nach 18 Jahren Haft begnadigt und die Gefängnisleiterin fragt Michael, ob er sie abholen und zuvor einmal besuchen könne. Michael sträubt sich gegen den Besuch, stimmt jedoch zu. Als er Hanna wiedersieht, erkennt er seine frühere Geliebte kaum wieder und spürt eine emotionale Distanz. Am Tag ihrer Abholung begeht Hanna in ihrer Zelle Suizid. Die Gefängnisleiterin zeigt Michael ihre Zelle, in der sich neben Literatur zu Konzentrationslagern auch ein Foto von Michael befindet. Hanna bittet in einem Brief darum, dass Michael ihr Geld an die überlebende Tochter des Kirchenbrandes übergibt. Michael besucht die Frau, um den Auftrag auszuführen, doch diese nimmt das Geld nicht an, um Hanna keine Absolution für ihre Taten zu geben. Sie einigen sich darauf, dass Michael das Geld an eine Vereinigung für Betroffene von Analphabetismus spendet. 

Mit dem Spendenbrief besucht Michael zum ersten und einzigen Mal Hannas Grab. Zehn Jahre später entscheidet er sich dazu, ihre gemeinsame Geschichte aufzuschreiben, um sie zu verarbeiten.

Veröffentlicht am 21. August 2023. Zuletzt aktualisiert am 21. August 2023.