Im Jahr 1635 ziehen Mutter Courage und Kattrin den Planwagen durch das vom Krieg verheerte Land. Als sie auf einer Landstraße an einem Bauernhof vorbeikommen, ertönt daraus ein Lied: »Uns hat ein Ros ergetzet«.

Mutter Courage und Kattrin halten an, um das Lied zu hören. Nach dem Lied, das vor allem vom Vorteil handelt, einen Garten und ein Dach über dem Kopf zu besitzen, ziehen die Frauen den Wagen wieder weiter.

Die Szene fungiert als Spiegelbild zum siebten Bild, in dem Mutter Courage auf dem Höhepunkt ihres geschäftlichen Erfolges steht. Hier sind die kriegstreibenden Heere »immer zerlumpter« (1429).

Mittlerweile ziehen nur noch Kattrin und Mutter Courage den Wagen. Aus einem Bauernhaus dringt das Lied, in dem davon gehandelt wird, dass ein Dach über dem Kopf vor dem Winter schützt. Kontrastierend dazu Mutter Courage und Kattrin, die eben kein Dach über dem Kopf, sondern lediglich einen Planwagen ihr eigen nennen können.

Im Lied heißt es: »Und wenn die Schneewind wehen / Und blasen durch den Tann / Es kann uns wenig g’schehen / Wir habens Dach gerichtet / Mit Moos und Stroh verdichtet. / Wohl denen, die ein Dach jetzt han / Wenn solche Schneewind wehen« (ebd.). Damit steht das Gedicht ebenfalls in kontrastiver Beziehung zum Gesang aus Szene 7.

Da nämlich hieß es von der Mutter Courage: »So mancher wollt so manches haben / Was es für manchen gar nicht gab: / Er wollt sich schlau ein Schlupfloch graben / Und grub sich nur ein frühes Grab« (1409). Und zum Abschluss wird die sesshafte Lebensweise als ganze verworfen: »Schon manchen sah ich sich abjagen / In Eil nach einer Ruhestatt – / Liegt er dann drin, mag er sich fragen / Warums ihm so geeilet hat« (ebd.).

Brecht schreibt zur neunten Szene: »Der anmaßende Bauernstolz der singenden Bäuerin machte die Lauscher auf der Straße zu Verdammten« (Brecht 1964: 65). Doch dabei sollte es nach Ansicht des Verfassers auch bleiben. Von Mutter Courage und Kattrin wird keine Reaktion erwartet: »Die beiden Frauen kommen, den Wagen ziehend. Sie hören die Stimme aus dem Bauernhaus, bleiben stehen, horchen, setzen sich mit ihrem Wagen wieder in Bewegung. Was in ihnen vorgeht, soll nicht gezeigt werden; das Publikum kann es sich denken« (ebd.).