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Mutter Courage und ihre Kinder

12. Bild (1436-1438)

Zusammenfassung

Kurze Zeit später kommt Mutter Courage aus Halle wieder und findet die verwundete Kattrin. Weil sie sie für schlafend hält, singt sie ihr ein Schlaflied.

Die Bauern stehen dabei. Sie wissen, dass Kattrin tot ist. Sie bereden Mutter Courage, dass sie nun los müsse. Courage gibt den Bauern Geld. Der Bauer und der Jungbauer tragen Kattrins Leiche weg. Die Mutter Courage ist immer noch überzeugt davon, dass wenigstens Eilif lebt. Sie weiß nicht, dass er hingerichtet wurde.
Mutter Courage spannt sich nun selbst vor den Wagen. Sie singt die letzte Strophe des Liedes »Wach auf du Christ« und zieht einem vorbeifahrenden Regiment hinterher.

Analyse

Die letzte Szene des Stücks zeigt eine erschütterte Mutter Courage. Den Tod ihrer Tochter Kattrin will sie nicht zur Kenntnis nehmen. Als Bauer und Bäuerin sie zu überzeugen suchen, dass Kattrin tot ist, schweigt die Courage, deckt Kattrins Leiche allerdings mit einem Tuch zu. Sie hat verstanden.

Erwartungsgemäß aber bricht die Courage nicht zusammen – wohl auch, weil sie Eilif noch unter den Lebenden wähnt. Ja, sie bringt sogar die Fassung auf, den Bauern Geld für das Begräbnis von Kattrin zuzustecken. Als modellhaft verstand Bertolt Brecht dabei das Spiel von Helene Weigel bei der 1949er Aufführung in Ost-Berin.

Brecht schreibt: »Worin besteht die Wirkung eines solchen Spiels der Weigel, die, den Bauern das Begräbnisgeld für die tote Kattrin aushändigend, ganz mechanisch die Münzen, die sie aus ihrer Ledertasche gefischt hat, wieder zurücklegt?« (Brecht 1964: 77). Und er antwortet: »Sie zeigt, daß die Händlerin in all ihrem Schmerz nicht das Rechnen vergißt, da ja das Geld so schwer zu erwerben ist. Und sie zeigt es als eine Entdeckung in bezug auf die menschliche Natur, gebildet durch diese und jene Verhältnisse« (ebd.).

Und dennoch hält Brecht fest: »In der letzten Szene schien die Courage der Weigel achtzigjährig. Und sie versteht nichts. Sie rührt sich nur auf Sätze, die mit dem Krieg zusammenhängen, wie, daß man nicht dahinterbleiben dürfe« (ebd.: 78).

Aber tatsächlich ging es Brecht in seinem Stück nach eigenem Bekunden nicht darum, »die Courage am Ende sehend zu machen – sie sieht einiges, gegen die Mitte des Stückes zu, am Ende der 6. Szene, und verliert dann die Sicht wieder –, ihm kommt es darauf an, daß der Zuschauer sieht« (1443).

Veröffentlicht am 20. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 20. November 2023.