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Tschick

Historischer Hintergrund und Epoche

Wolfgang Herrndorf wurde 1965 in Hamburg geboren. Die 60er und 70er Jahre waren in der BRD geprägt von Generationskonflikten und kulturellen Umbrüchen. Studentenbewegungen wurden gebildet. Des Weiteren verschärfte sich die Trennung zwischen Ost- und Westdeutschland und der Kalte Krieg hielt die Welt unter Spannung. Die 80er Jahre brachten politische Veränderungen in der BRD. Die SPD wurde von CDU und FDP abgelöst. Außerdem wurden Organisationen für den Umweltschutz ins Leben gerufen. 1989 kam es zum Mauerfall. Die 90er standen im Sinne der Einigung Deutschlands und dessen Stellung in der Welt. Weiterhin galt es, die Geschehnisse in der DDR aufzuarbeiten.

2004 las Wolfgang Herrndorf nochmals die Bücher seiner Kindheit aus Neugierde; er beschäftigte sich damit, welche Person er damals war und wie gut die Erzählungen tatsächlich waren. Dabei fiel ihm schnell ein Muster auf: Die Protagonisten werden von erwachsenen Bezugspersonen getrennt und begeben sich auf eine große Reise, die in Bezug zu einem Gewässer steht. Herrndorf wollte dieses Schema auf einen Jugendroman der aktuellen Zeit anwenden. Die Reise übertrug er dabei mit dem Motiv des geklauten Autos vom Wasser auf die Straßen. Innerhalb kürzester Zeit hatte er eine grobe Handlung im Kopf (vgl. Möbius, 22f.).

Durch das junge Alter der Protagonisten lässt sich »Tschick« als Adoleszenzroman einordnen, oder auch als »Coming-of-Age«-Geschichte, da es um die Heranreifung und Entwicklung der Jugendlichen geht. Durch die Reise mit dem geklauten Lada entlang Deutschlands Straßen spricht man auch von einer »Road Novel«. Der Bezug zu Herrndorfs Vorbildern zeigt Merkmale eines Helden- oder Abenteuerromans. In jedem Fall zählt er zur Gegenwartsliteratur.

Zu diesen Vorlagen gehören Wolfgang Herrndorfs Bücher aus seiner Jugendzeit, darunter »Herr der Fliegen« von William Golding (1954), »Tom Sawyers Abenteuer« (1876) und »Huckleberry Finns Abenteuer« (1884) von Mark Twain, »Die Geschichte des Arthur Gordon Pym« von Edgar Allen Poe (1838) und »Pik reist nach Amerika« von Franz Werner Schmidt (1927) (ebd., 23f.).

Eines von Herrndorfs Lieblingsbüchern, »Seeteufel« von Felix Graf von Luckner, wird zum Lieblingsbuch des Protagonisten Maik. Weiterhin wird dem Roman ein Zitat aus dem Lieblingsfilm des Autors »Welcome to the Dollhouse« vorangestellt (vgl. Kramper, 5). Weitere Hinweise auf Bands, PC-Spiele oder Serien zeigen intermediale Bezüge. Antje Arnold stellt einen intertextuellen Bezug zu »Tschick. Geschichten aus dem Kaukasus« von Fasil Iskander her. Dessen Abenteuer sowie Gedanken über die Weiten des Alls zeichnen Parallelen zu Herrndorfs »Tschick« (vgl. Scholz, 66f.).

Wie ehemals der Autor, leben die Charaktere in Berlin. Weitere autobiografische Züge stecken in Maiks Schüchternheit sowie der Figur des Geschichtslehrers Herrn Wagenbach, dessen Charakter auf Erinnerungen des Autors an seine eigene Schulzeit beruht (vgl. Kramper, 5).

Obwohl Wolfgang Herrndorf die Idee zum Buch bereits 2004 hatte, stellte er es erst 2010 nach der Diagnose seiner tödlichen Erkrankung fertig.

Veröffentlicht am 29. Dezember 2023. Zuletzt aktualisiert am 29. Dezember 2023.