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Krabat

Sprache und Stil

Preußlers Roman »Krabat« zeichnet sich durch seine einfache, aber dennoch an die Gegebenheiten und die Zeit angepasste Sprache aus. Zunächst ist festzustellen, dass Preußler eine einfache Sprache nutzt, um das Buch auch jüngeren Lesern leicht zugänglich zu machen. Dem Autor war es wichtig, einen Roman zu verfassen, der weder ausschließlich für Kinder und Jugendliche noch nur für Erwachsene konzipiert ist. (Preußler 188f.) 

Dennoch wurde die Figurensprache auch an die Zeit der Handlung angepasst. Der Roman spielt um 1700 – Preußler verwendet deshalb zuweilen, häufig in Beschreibungen der Tätigkeiten in der Mühle, altertümliche Ausdrücke, wie etwa die Maßeinheit »Fuder«. (S. 80) Ein weiteres Beispiel ist das »Ochsenjoch« (S. 53), unter welchem die Müllerburschen nach einem Ritual hindurchgehen müssen. Obgleich der Autor die Sprache der Handlungszeit anpasst, bleibt die Geschichte leicht verständlich.

Zudem passt er den Sprachstil den Charakteren an. Die Müllerburschen nutzen keine gewählte Ausdrucksweise, sondern eine einfache Sprache mit grobschlächtigen Tendenzen. So fordert Krabat den Mühlknappen Lyschko auf, »einen Hundedreck« zu fressen. (S. 23) Zusätzlich wird erwähnt, dass Krabat bevorzugt Wendisch spricht und Hochdeutsch ablehnt. (Vgl. S. 27)

Hinsichtlich der Sprache des Meisters besteht die größte Auffälligkeit darin, dass er besonders häufig Imperative nutzt, die seine Machtposition unterstreichen. (Vgl. S. 20, 40, 42, 54, 58) Auch inhaltlich fällt auf, dass der Meister sich den Mühlknappen gegenüber besonders herrisch und unfreundlich ausdrückt. Dies unterstreicht seine unbarmherzige, boshafte Herrschaft. Das totalitäre System, als welches die Mühle betrachtet werden kann (vgl. Marunska 251), wird so auch sprachlich verdeutlicht.

Der Schreibstil wird zudem durch detaillierte Beschreibungen mit zahlreichen Adjektiven geprägt. Ein einprägsames Beispiel bildet hier die erste Beschreibung der Mühle im Koselbruch: »Da lag sie vor ihm, in den Schnee geduckt, dunkel, bedrohlich, ein mächtiges, böses Tier, das auf Beute lauert.« (S. 14) Die detaillierten Beschreibungen dienen der Verdeutlichung des Guten und des Bösen und unterstützen die Vorstellungskraft der jüngeren Leserschaft. Durch die leicht vorstellbare, gut umschriebene Umgebung verbessert sich auch der Spannungsbogen. Vor allem die häufig beschriebene Dunkelheit trägt zu der mystisch-schaurigen Stimmung bei, die den Roman charakterisiert. 

Für den Aufbau der Atmosphäre nutzt Preußler häufig Metaphern. Die Mühle als »mächtiges, böses Tier« (S. 14) symbolisiert die Gefahr, die auf Krabat lauert. Die Beschreibung der Mühle sorgt demnach nicht nur für einen gelungenen Stimmungsaufbau, sondern fungiert als Vorausdeutung des Übels, welches sich in der Mühle abspielen wird und treibt den Spannungsbogen so nach oben.

Ein weiteres interessantes Element ist das Erzählverhalten. Es handelt sich um einen überwiegend auktorialen Er-Erzähler, der stets mehr weiß als der Protagonist selbst. Die auktoriale Erzählweise wird deutlich, als der Erzähler Vorwissen über Krabats Leben vor der Handlungszeit preisgibt. (Vgl. S. 27) Ein weiteres Beispiel für die Allwissenheit des Erzählers ist die Vorahnung: »Noch ahnte der Junge nicht, dass er dem Meister von nun an verfallen war.« (S. 53) 

Zudem wendet der Erzähler sich niemals direkt an den Leser, sondern drückt die Gedanken durch direkte Rede aus. »So gesehen wird der Autor zum personalen Erzähler und der Protagonist funktioniert als Reflektorfigur, durch den sich nur schrittweise enthüllt, was sich eigentlich auf der Mühle abspielt, um Spannung zu erzeugen.« (Andersson 35f.) 

Jedoch verfügt der Erzähler nicht über die Innensicht aller Charaktere, sondern hebt besonders die des Protagonisten hervor. Die Innensicht der übrigen Figuren wird meist durch Dialoge oder Krabats Einschätzung deutlich. (Vgl. ebd. 36) Der Erzähler bewertet die Figuren nicht, schreibt ihnen aber optische oder charakteristische Merkmale zu, durch welche die Sympathie für die Figuren dennoch deutlich gelenkt wird. (Vgl. ebd. 35f.) Innerhalb der Dialoge bleibt der Erzähler durchgängig neutral. Diese sind meist in direkter Rede dargestellt, sodass sich hier keine Wertungen durch den Erzähler wiederfinden. (Vgl. ebd. 36)

Besonderes Augenmerk kann auf die Zeit gelegt werden. Die Geschichte wird in chronologischer Reihenfolge erzählt.

    Preußler greift auch zum Mittel des Zeitenwechsels, plötzlich kann ein ganzer Abschnitt im Präsens stehen, wodurch das Geschehen gegenwärtiger wird, wie beispielsweise in dem Augenblick, als Krabat aus sich herausgeht, um die Kantorka in der zweiten Osternacht zu sehen […]. (ebd. 37) 

Eine weitreichendere Analyse der Zeit findet sich im Abschnitt »Aufbau des Werkes«.

Ein weiteres Stilmittel, welches Preußler nutzt, ist die Einbindung von Zwischengeschichten, die durch die Unterbrechung der Handlung die Spannung erhöhen. Die Geschichten geben dem Leser neue relevante Informationen für den weiteren Verlauf der Geschichte. Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte zwischen dem Meister und Pumphutt, welche verdeutlicht, dass auch der Meister besiegbar ist. (Vgl. ebd.) 

Preußler behandelt in seinem Roman verschiedene Motive. Darunter befinden sich beispielsweise das Motiv der Raben sowie das Motiv des Drudenfußes. Der Rabe fungiert bereits zu Beginn des Romans als Zeichen für die Magie, die die Mühle beherrscht. Er wird besonders in Märchen und Sagen oftmals als magisches Tier oder als Begleiter eines Zauberers dargestellt. Während des Zauberunterrichts müssen sich die Mühlknappen in Raben verwandeln, sodass der Rabe auch in Preußlers Werk diese Rolle einnimmt. Der Rabe gilt außerdem als besonders intelligentes Tier - Preußler hat hier also ein Tier gewählt, das über genügend Intelligenz verfügt, um den Meister zu besiegen. Auch gilt der Rabe in einigen Geschichten als Begleiter des Teufels, sodass hier ein weiterer Hinweis auf das Teuflische im Roman vorliegt. 

Auch der Drudenfuß kann als Zeichen des Teuflischen betrachtet werden. Hier handelt es sich um ein umgedrehtes Pentagramm, welches als satanisches Symbol gilt. Der Teufel selbst ist ebenfalls ein Motiv des Romans. Dieser wird vom Herrn Gevatter verkörpert und bildet die höchste Instanz des Bösen in »Krabat«. 

Besonders präsent ist zudem das Motiv des Traumes. Die Traumsequenzen sind sehr mystisch beschrieben und entfalten ihre Bedeutung häufig erst später. (Vgl. Richter 14) Es handelt sich meist um Vorausdeutungen auf die spätere Handlung, die die Geheimnisse der Mühle langsam preisgeben und den Spannungsbogen für den Leser erhöhen. Ein Beispiel hierfür ist der Traum, in dem Krabat das Grab seines Freundes Tonda besucht. Dieser lebt zum Zeitpunkt der Handlung noch, sodass Krabat hier eine Vorahnung auf den bevorstehenden Tod erlebt.

Veröffentlicht am 11. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2023.