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Krabat

Zitate und Textstellen

  • »Jetzt sah Krabat die Mühle. Da lag sie vor ihm, in den Schnee geduckt, dunkel, bedrohlich, ein mächtiges Tier, das auf Beute lauert.«
    – Erzähler, S. 14

    Dies ist die erste Beschreibung der Mühle im Koselbruch. Der Vergleich mit einem Tier dient dazu, die Gefahr zu verdeutlichen, die von der Mühle und ihrem Meister ausgeht. Durch den Vergleich mit einem Lebewesen erscheint die Mühle lebendig. Dies erhöht den Spannungsbogen. Der Leser ahnt, dass Krabat sich an diesem Ort in große Gefahr begibt.

  • »Auf dem Kutschbock saß einer mit hochgeschlagenem Mantelkragen, den Hut in die Stirn gezogen, nachtschwarz auch er. Nur die Hahnenfeder, die er am Hut trug – die Feder war hell und rot. Einer Flamme gleich loderte sie im Wind […].«
    – Erzähler über den Herrn Gevatter, S. 36

    An dieser Stelle wird der Herr Gevatter zum ersten Mal beschrieben. Wie bereits bei der Beschreibung des Meisters nutzt Preußler die Symbolik von Licht und Dunkelheit, um die Figur zu beschreiben. Der Herr Gevatter, als schwarz gekleidete Gestalt, wird eindeutig der »dunklen Seite« zugeordnet. Auffällig ist, dass sein Gesicht nicht sichtbar ist, und er somit besonders mystisch und unnahbar erscheint. Die Gefahr, die von ihm ausgeht, wird zudem durch die Feder verdeutlicht, die er am Hut trägt, da diese mit einer Flamme verglichen wird.

  • »Nun musste der Knappe sich dreimal tief vor dem Müller verneigen und ihm geloben: „Ich werde dir, Meister, in allen Dingen gehorsam sein, jetzt und immerdar.“ […] Noch ahnte der Junge nicht, dass er dem Meister von nun an verfallen war, ausgeliefert mit Leib und Seele, auf Tod und Leben, mit Haut und Haar.«
    – Erzähler, S. 53

    Zu dem jährlichen Osterritual gehört der Treueschwur, den die Mühlknappen dem Meister leisten müssen. Hier wird die Macht des Meisters und die Unfreiheit der Mühlknappen verdeutlicht. Die Textstelle kann als Vorausdeutung auf die kommenden Ereignisse betrachtet werden, da Krabat noch nicht ahnt, was nach dem Treueschwur folgt. Besonders die Erwähnung von Leben und Tod erhöht hier den Spannungsbogen.

  • »Denn Krabat hatte inzwischen begriffen: Wer in der Kunst der Künste bewandert war, der gewann über andere Menschen Macht; und Macht zu gewinnen – so viel, wie der Meister besaß, wenn nicht mehr –, das erschien ihm als hohes Ziel, dafür lernte und lernte und lernte er.«
    – Erzähler über Krabat, S. 58

    Krabat erkennt, wie einflussreich der Meister durch seine Zauberkraft ist, er weiß jedoch noch nicht, welche Opfer für diese Macht erbracht werden müssen. Da er selbst bislang ein sehr einfaches Leben führte, blickt er zu dem Meister auf und ist bestrebt, ebenso mächtig zu werden wie er. Er hinterfragt das Handeln des Meisters nicht, sondern nimmt sich ihn zum Vorbild und beginnt, seine eigenen Fähigkeiten in der Zauberei zu verbessern.

  • »Du musst wissen, Krabat, dass du in einer Schwarzen Schule bist. Man lernt hier nicht das Lesen und Schreiben und Rechnen – hier lernt man die Kunst der Künste. Das Buch, das da angekettet vor mir auf dem Tisch liegt, ist der Koraktor, der Höllenzwang. Wie du siehst, hat es schwarze Seiten, die Schrift ist weiß. Es enthält alle Zaubersprüche der Welt. Ich allein darf sie lesen, weil ich der Meister bin. Euch aber, dir und den anderen Schülern, ist es verboten, darin zu lesen, das merke dir!«
    – Meister zu Krabat, S. 41

    Hier wird sehr deutlich, welche Art der Magie der Meister ausübt. Es handelt sich nicht um angeborene, intuitive Magie, sondern um eine Art der Zauberei, die durch das Lernen verschiedener Formeln erlangt wird. Außerdem ist leicht erkennbar, dass es sich nicht um weiße Magie, die als gute Variante bekannt ist, sondern um schwarze Magie handelt. Dies wird ausdrücklich an dem Begriff »Schwarze Schule« deutlich und auch an der Umschreibung des schwarzen Buches mit weißen Seiten, welches sogar als »Höllenzwang« betitelt wird. Diese Art der Zauberei wird häufig durch einen Teufelspakt erlangt, wie ihn auch der Meister abgeschlossen hat.

  • »›Wer auf der Mühle stirbt, das bestimme ich!‹, rief er. ›Ich allein‹!«
    – Meister zu den Mühlknappen, S. 188

    Diesen Ausruf tätigt der Meister gegenüber seinen Mühlknappen, nachdem er Mertens Suizidversuch unterbunden hat. Der Satz verdeutlicht die Allmacht des Meisters. Mit der Fähigkeit, Leben zu retten und zu beenden, erhebt er sich beinahe auf eine göttliche Ebene. An dieser Stelle wird das Machtgefälle zwischen ihm und den Burschen besonders deutlich. Diese sind ihm vollständig unterworfen und so unfrei, dass sie nicht einmal über ihren eigenen Tod entscheiden dürfen.

  • »Es gibt eine Art von Zauberei, die man mühsam erlernen muss: das ist die, wie sie im Koraktor steht, Zeichen für Zeichen und Formel um Formel. Und dann gibt es eine, die wächst einem aus der Tiefe des Herzens zu: aus der Sorge um jemanden, den man lieb hat. Ich weiß, dass das schwer zu begreifen ist – aber du solltest darauf vertrauen, Krabat.«
    – Juro zu Krabat, S. 242

    Juro erklärt Krabat die beiden Arten der Magie, als dieser erkennt, dass seine Kraft durch einen einfachen Ring aus Haaren der Kantorka verstärkt wird. Er zeigt Krabat, dass die Macht der Liebe mindestens genauso mächtig ist wie die Magie der Schwarzen Schule. Krabat erkennt somit, dass er gegen den Meister bestehen kann. Auch hier verdeutlicht Preußler, welcher der richtige Weg ist. Die beiden Arten der Magie werden wertend beschrieben – die eine ist mühsam und kompliziert zu erlernen, während die andere rein intuitiv ist und aus dem Herzen kommt. Die gute und die böse Seite ist somit klar erkennbar.

  • »Wer es wagt, sich mir nicht zu fügen, den schaffe ich mir vom Hals, denn ich kann ja zaubern und werde mich meiner Macht zu bedienen wissen, das darfst du mir glauben, Krabat!«
    – Meister zu Krabat, S. 245

    Diese Aussage tätigt der Meister, als er Krabat seine Nachfolge anbietet und ihm erzählt, dass er selbst an den Hof gehen wolle. Er verdeutlicht auch hier wieder seine Macht, indem er betont, dass er nicht davor zurückschreckt, seine künftigen Gegner zu töten. Damit will er Krabat beweisen, dass die Zauberei ihn zu allem befähigt. Er ist bemüht, seinen Schüler davon zu überzeugen, welche Vorteile es für ihn hätte, sein Nachfolger zu werden. Denn wenn der Junge zustimmen würde, würde der Pakt des Meisters auf Krabat übergehen und der Meister wäre frei, ohne sein Leben und seine Magie einzubüßen.

  • »Was da verstreut auf der Bühne umherlag und auf den ersten Blick aussah wie Kieselsteine: Beim zweiten zeigte sich’s, dass es Zähne waren – Zähne und Knochensplitter.«
    – Erzähler, S. 33

    Als Krabat erkennt, dass im Toten Gang Knochen und Zähne gemahlen werden, weiß er noch nicht, für wen sie in den Neumondnächten arbeiten. Das Mahlgut verrät ihm, dass es sich bei dem Auftraggeber um einen bösen Menschen handeln muss – schließlich ist das Mahlen von menschlichen Überresten anders nicht erklärbar. Hier geht es primär darum, den Herrn Gevatter als mysteriösen, bösartigen Charakter einzuführen.

  • »Und außerdem konnte man, wenn man das Osterwasser ins Dorf trug, ohne sich dabei umzuschauen, dem künftigen Liebsten begegnen: das sagten die Mädchen auch – und wer weiß, was davon zu halten war.«
    – Erzähler, S. 52

    Diese Erwähnung des Erzählers findet sich am Ende von Krabats erster Osternacht wieder. Es handelt sich um eine Vorausdeutung auf die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen ihm und der Kantorka, die Krabat in dieser Nacht zum ersten Mal sieht. Hier beginnt die wichtigste zwischenmenschliche Beziehung des gesamten Romans – denn ohne das Mädchen wäre die Befreiung der Mühle nicht möglich gewesen.

Veröffentlicht am 11. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2023.