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Krabat

Das zweite Lehrjahr, Kapitel 16-18

Zusammenfassung

Die Ostertage kommen und am Karfreitag wird Witko in die Schwarze Schule aufgenommen. Am Samstag ziehen die Jungen abends je zu zweit los, um sich das Mal zu holen. Krabat und Juro suchen denselben Ort auf, an dem Krabat im Vorjahr mit Tonda gewacht hat. Krabat muss an die Kantorka denken und stellt traurig fest, dass er ihre Stimme bereits vergessen hat. Er nimmt sich vor, sich nichts aus ihr zu machen, damit es ihm nicht wie Tonda ergeht, der um sein Mädchen trauern musste.

Als die Kantorka zu singen beginnt, erkennt er sie. Er fragt sich, wie sie wohl aussieht, und obwohl er sich vorgenommen hatte, nicht aus sich hinauszugehen – ein Zauber, durch den er seinen Körper verlassen kann – siegt seine Neugier. Krabat weiß, dass dieser Zauber gefährlich ist, weil er nur nachts aus sich hinausgehen kann und vor Tagesanbruch wieder zurück in seinen Körper muss, um nicht ewig unbemerkt zwischen Leben und Tod durch die Welt zu wandeln. Er beschließt, sich das Mädchen nur ganz kurz anzusehen und sofort wieder zurückzukehren.

Schließlich entdeckt er die Kantorka. Sie trägt die schwarze Abendmahltracht und ein weißes Stirnband und hat helles Haar. Sie ist groß und hat eine stolze Art. Er kann seinen Blick nicht von ihr lösen und schafft es nicht, in seinen Körper zurückzukehren. Dann durchzuckt ihn ein Schmerz, der ihn zurück in seinen Körper und zu Juro befördert, dem ein Stück Glut auf Krabats Hand gefallen ist, als er mit einer Fackel nachsehen wollte, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Krabat ist dankbar für den Zufall und gemeinsam schließen sie das Ritual ab. Auf dem Rückweg begegnen sie der Kantorka und den anderen Mädchen, doch Krabat spricht sie nicht an.

Auch als Krabat wieder an der Mühle ankommt und dem Meister nach dem Osterritual die Treue schwört, denkt er nur an die Kantorka. Während der harten Arbeit, die nun folgt, um den Drudenfuß abzuwaschen, fühlt er sich, als sei eine Hälfte von ihm nicht anwesend – als würde er nicht zur Mühle gehören.

Nachdem die Arbeit verrichtet ist, feiern die Mühlknappen das Osterfest mit Wein und Gesang. Im Laufe des Abends erzählt Andrusch Geschichten vom Zauberer Pumphutt. Er erklärt Krabat und Witko, die Pumphutt nicht kennen, dass dieser der größte Zauberer ist, den es in der Lausitz je gegeben habe. Trotz seiner großen Macht lebte er stets als Mühlknappe und zöge als freier Mann von Mühle zu Mühle, ohne jemandem zu dienen oder jemanden zu befehligen.

Andrusch erzählt die Geschichte, wie Pumphutt zum geizigen Obermüller nach Schleife kam, der seine Mühlknappen Hunger leiden ließ. Pumphutt heuerte als Aushilfe an, ohne vom Müller erkannt zu werden und sah sich an, wie schlecht die Mühlknappen behandelt wurden. Der Müller sparte so sehr an den Mahlzeiten, dass sie alle viel zu dünn waren und der Lehrling sich vor Hunger in den Schlaf weinte. Als er genug gesehen hatte, wies er den Müller an, die Knappen besser zu versorgen, doch dieser reagierte mit Spott. Pumphutt brachte die gesamte Mühle zum Stillstand, enthüllte dem Müller seinen Namen und zwang ihn zu schwören, dass er seine Mühlknappen fortan angemessen behandeln würde. Nachdem er einen genauen Plan erstellte, wie die künftigen Mahlzeiten auszusehen hätten, ließ er die Mühle weiterlaufen und zog selbst weiter. Man erzählt sich, dass die Mühlknappen in Schleife seither ein gutes Leben führten. Auch in zahlreichen weiteren Mühlen half Pumphutt den Mühlknappen zu deren Freude und seinem eigenen Spaß. Krabat denkt daran, wie einflussreich sein Meister in Dresden beim Kurfürsten war und fragt sich, ob bei einer Kraftprobe der Meister oder Pumphutt überlegen wäre.

Nach Ostern sind die Mühlknappen so mit Reparaturen an der Mühle beschäftigt, dass Krabat weniger oft an die Kantorka denkt. Dennoch erwähnt Lyschko daraufhin, dass der letzte Mühlknappe, den er so abwesend gesehen habe, Kummer wegen eines Mädchens gehabt habe – Krabat streitet dies ab.

In der Schwarzen Schule bemüht er sich weiterhin sehr und verbessert sich so schnell, dass der Meister ihn dafür lobt. Damit er seine Zauberei auch in der Praxis üben kann, befiehlt der Meister ihm, zusammen mit Juro zum Markt zu gehen. Dort soll er Juro als Pferd verkaufen, wie sie bereits einmal Andrusch als Ochsen verkauft hatten. Auf dem Weg zum Markt ist Juro bedrückt, da er befürchtet, dass der Meister ihn loswerden will. Durch seine Dummheit sähe er sich nicht in der Lage, sich in ein Pferd zu verwandeln – oder wieder zurück. Krabat bietet ihm an, die Rollen zu tauschen, da es dem Meister nicht auffallen würde, solange sie den Erlös mitbringen. Doch der Meister, getarnt als fremder Herr, beobachtet die Gesellen und kauft Krabat selbst. Zur Strafe reitet er ihn unter Peitschenhieben durch die Heide, ehe er Krabat erlaubt, sich zurückzuverwandeln. Er ist wütend darüber, dass Krabat seine genauen Befehle missachtet hat und lässt diesem die Peitsche da, damit er auch Juro bestrafen kann. Als dieser Krabat auf dem Rückweg vom Markt einholt, verzichtet Krabat auf eine Strafe und sein dankbarer Freund reibt ihn mit einer heilenden Salbe ein, von der er erklärt, dass er das Rezept von seiner klugen Großmutter habe. Krabat bemerkt, dass seine Wunden verheilen. Das letzte Stück zur Mühle humpeln die beiden, damit der Meister ihnen nicht anmerkt, dass Krabat bereits geheilt und Juro nicht verprügelt wurde.

Analyse

Während der Osterwache des zweiten Jahres wird Krabats Liebesbeziehung zur Kantorka weiter aufgebaut. Krabats Feststellung, dass er ihre Stimme bereits vergessen hat, spiegelt die Auswirkungen der teuflischen Macht wider, die die Mühle beherrscht. Nachdem es Krabat zunächst nicht gelang, sich an das Vaterunser zu erinnern, vergisst er nun die Stimme der Vorsängerin, die als Vertreterin des Christentums interpretiert werden kann. Es wird deutlich, dass die Mühle »nicht nur ein von der christlichen Religion freier Raum, sondern sogar ein teuflischer Raum ist«. (Kulik 180) Als Folge seiner Lehre in der Schwarzen Schule weicht Krabat stetig weiter vom christlichen Weg ab.

Der christliche Weg manifestiert sich vor Krabat jedoch auch in diesem Jahr wieder in Form der Kantorka, die ihrer Rolle als Vorsängerin nachgeht, wie im Jahr zuvor. Krabat beweist Mut und Liebe, indem er seinen Körper per Zauberformel verlässt, um sich das Mädchen aus der Nähe anzusehen. Bei der Beschreibung des Mädchens bedient sich Preußler wieder der Farbsymbolik. Entgegen den sehr dunkel umschriebenen Antagonisten wird die Kantorka vor allem durch helle Haare, ein weißes Stirnband und helle Augen charakterisiert. Ihr »junges Gesicht« (S. 122f.) »geht nun idealiter mit den christlichen Werten der Unschuld und Reinheit, wie sie sich auch in der Stimme und der Farbe Weiß […] wiederfinden, einher.« (Kulik 187) Nach der Begegnung fühlt Krabat sich auf der Mühle nur noch halb anwesend – der innere Kampf des christlichen gegen das teuflische wütet in ihm. Er strebt nach der Macht des Meisters, ist aber auch verliebt in das Mädchen und kann nicht beides erreichen. Hier zeigt sich auf subtile Weise die Weggabelung, vor der Krabat steht, bis er sich für eine der Seiten entscheidet.

Neben der Liebe zur Kantorka baut sich auch Krabats Freundschaft zu Juro weiter auf, der ihn während der Osterwache begleitet und ihm noch rechtzeitig zurück in seinen Körper hilft. Dies wird als Zufall dargestellt, doch kann angenommen werden, dass Juro Krabat bewusst geholfen hat, um ihn zu retten. (Vgl. Kulik 189) Die Freundschaft der beiden Mühlknappen zeigt sich auch, als der Meister sie losschickt, um Juro getarnt als Pferd auf einem Markt zu verkaufen. Krabats gütiger Charakter zeigt sich zunächst, als er Juro den Rollentausch anbietet, da dieser äußert, dass er sich für zu dumm hält, um den Zauber durchzuführen. Die Szene verdeutlicht nicht nur Krabats gutmütigen Charakter, sondern auch den schlechten Charakter des Meisters, der seine Schüler beobachtet und Krabat gewaltsam für den Verstoß gegen seinen Befehl bestraft. Für ihn zählt nicht das gelungene Ergebnis, sondern allein die völlige Gehorsamkeit seiner Mühlknappen. Da Krabat sich am Ende weigert, die Bestrafung an Juro weiterzugeben, hilft dieser ihm mit einer heilenden Salbe und gibt zum ersten Mal ein kleines Stück seiner Tarnung auf, indem er ihm erzählt, dass seine Familie klug ist und ihn zudem daran erinnert, dass er bei der Ankunft in der Mühle humpeln muss, um die geheilten Wunden vor dem Meister zu verbergen.

Veröffentlicht am 11. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2023.