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Krabat

Das erste Lehrjahr, Kapitel 7-9

Zusammenfassung

Am Karsamstag müssen die Mühlknappen nicht arbeiten und Tonda rät Krabat, für die kommende Nacht vorzuschlafen. Juro weckt ihn zum Abendessen, das besonders festlich ausfällt. Nach dem Essen teilt der Meister die Burschen in Zweiergruppen ein und schließlich ziehen die Paare los. Krabat und Tonda ziehen durch den Wald und erreichen schließlich den Ort "Bäumels Tod", als Tonda dem Lehrjungen erklärt, was es mit dieser Nacht auf sich hat: Der Meister schicke sie in der Osternacht los, um die Nacht zu zweit an einer Stelle zu verbringen, wo jemand gewaltsam umgekommen war. Dort zünden sie ein Feuer an, welches bis zum Morgengrauen bewacht wird.

Während die beiden Jungen am Feuer sitzen, fragt Krabat, ob die Lehrstunden in der Schwarzen Schule immer gleich abliefen und ob es immer so wäre, dass er sich die gesamte Zauberformel des Meisters merken müsse. Tonda bestätigt dies und verneint die Frage, ob der Meister zornig sei, da Krabat unaufmerksam war. Er glaubt, dass Krabat es schaffen wird, das Zaubern zu lernen. Weitere Fragen stellt Krabat nicht, da Tonda nur knapp antwortet und beinahe so wirkt, als sei er geistig abwesend.

Gemeinsam hören sie sich die Osterglocken und den Gesang der Mädchen aus Schwarzkollm an. Das Osterlied wird von einer Gruppe Mädchen gesungen, die durch das Dorf ziehen, angeführt von der Kantorka, der Vorsängerin mit der schönsten Stimme. Krabat fühlt sich wie verzaubert vom Gesang der Kantorka und Tonda bemerkt sein Gefühl. Er erzählt ihm, dass auch er einst ein Mädchen geliebt habe, das nun tot sei. Dies führt er auf sich und die Mühle zurück, ohne das genauer zu begründen. Er warnt Krabat, sich seine Liebe zu einem Mädchen niemals anmerken zu lassen, erst recht nicht dem Meister und seinem Spion Lyschko. Im Morgengrauen verstummt der Gesang und Tonda erklärt Krabat, was ein Drudenfuß ist. Diesen zeichnen sie sich gegenseitig auf die Stirn und ergänzen das Ritual um einen Spruch. Danach treten die beiden Mühlknappen den Heimweg an, auf dem sie den Mädchen des Dorfes begegnen. Die Mädchen holen das Osterwasser, welches vor Sonnenaufgang aus einer Quelle geschöpft und schweigend nach Hause getragen wird. Dem Aberglauben nach können die Mädchen auf diesem Weg ihrem künftigen Liebsten begegnen.

Als die Jungen am Morgen des Ostersonntags wieder an der Mühle eintreffen, begrüßt sie der Meister mit jeweils einem Schlag auf die rechte und die linke Wange, während er ihnen sagt, dass sie stets bedenken sollen, dass er der Meister ist und sie die Schüler. Anschließend verbeugen sich die Burschen und geloben ihm die ewige Gehorsamkeit. Dann beginnen sie zu arbeiten. Die Arbeit ist so hart, dass die Burschen schwitzen und die Drudenfüße auf ihren Stirnen nach und nach verwischen. Plötzlich bemerkt Krabat, dass die Anstrengung von ihm abfällt. Als er seine neu gewonnene Kraft begeistert Tonda zeigt, sagt dieser ihm, dass die Arbeit für heute erledigt sei und Staschko ruft ihnen zu, dass es nun Zeit für die Feier sei. Bei Osterküchlein und Wein singen sie gemeinsam ein Lied über einen Knappen und seinen Müller. Krabat ist als letzter an der Reihe und endet das Lied mit der letzten Strophe, in der der Knappe den Müller tötet. Nach dem Singen bemerkt er, dass sein Stimmbruch vorbei ist.

Am Ostermontag beginnt der Arbeitsalltag für die Mühlknappen, jedoch fällt die Arbeit dem Jungen viel leichter als bisher. Tonda erklärt Krabat, dass dies am erneuerten Mal der geheimen Bruderschaft liege. Solange sie den Drudenfuß auf der Stirn trugen, mussten sie schwer arbeiten. Sobald der Drudenfuß sich von der Stirn jedes Jungen abgewaschen habe, sei die Arbeit am Tag mit Leichtigkeit zu schaffen. Erst nach Feierabend würden sie die Anstrengung wieder bemerken, aber auch das sei zu bewältigen. Über Tondas Liebe zu seiner verstorbenen Freundin Worschula sprechen sie nie mehr. Krabat muss an die Kantorka denken, die er nicht vergessen kann.

Jeden Freitag werden die Burschen in der Gestalt von Raben in den dunklen Künsten unterrichtet. Auch wenn dem Meister gleichgültig ist, wie viel die Jungen behalten, ist Krabat bemüht, sich jeden Zauber zu merken, da er sich zum Ziel genommen hat, genauso mächtig zu werden wie der Meister. Bald darauf werden die Jungen nachts aus dem Bett gerufen, da der Herr Gevatter kommt. Tonda weist Krabat an, kein Wort mehr zu sprechen und dieser bemerkt, dass in der gesamten Nacht kein einziger Mühlknappe ein Wort sagt.

Analyse

Das Osterritual, welches die Mühlknappen befolgen müssen, ist ein weiterer Hinweis auf den teuflischen Raum, den die Mühle bildet. Es steht im starken Gegensatz zu den christlichen Ritualen, denen die Dorfbewohner zeitgleich nachgehen. Krabat hört den Ostergesang der Kantorka und sieht diese durch das Dorf ziehen. Die Kantorka fungiert als die Vertreterin des Christlichen, welches im direkten Gegensatz zum Teuflischen steht, das die Mühle beherrscht. Durch ihre Vorsingerfunktion kommt dem Mädchen »eine herausgehobene Stellung in der christlichen Gemeinde zu, so dass sie diese in gewisser Hinsicht nach außen repräsentiert.« (ebd.) Während dieses christlichen Festes führen die Mühlknappen teuflische Rituale durch, indem sie beispielsweise den Drudenfuß zeichnen – ein Pentagramm, welches als Mal des Teufels verstanden wird. Zudem tauschen sie den Osterkuss linksherum. Die Links-Rechts-Semantik wird noch mehrfach thematisiert – beispielsweise fehlt dem Meister das linke Auge und um den Pakt mit Krabat zu schließen, hält er ihm die linke Hand hin. Auch dies ist ein teuflisches Merkmal auf ritueller Ebene.

Zudem ist die Szene wichtig, da Krabat die Kantorka hier zum ersten Mal sieht – und sich sogleich verliebt. Hiermit läutet er unwissentlich seine eigene Befreiung und die der übrigen Mühlknappen ein, die ohne die wahre Liebe zwischen einem Jungen und einem Mädchen nicht möglich wäre, wie er erst wesentlich später erfährt. Durch Tondas Geschichte über ihn und seine unglücklich geendete Beziehung zu Worschula wird jedoch auch deutlich, dass die Liebe eine große Gefahr für das Paar bedeutet. Am Ende der Osternacht baut Preußler eine weitere Vorausdeutung ein, indem er andeutet, dass die Mädchen beim Tragen des Osterwassers ihrem Liebsten begegnen könnten. Auch hier spielt er auf die sich anbahnende Liebesbeziehung an, die der Schlüssel zum Sieg für die gute Seite wird.

Am Morgen des Ostersonntags folgt schließlich ein weiteres Ritual: der Treueschwur, den die Mühlknappen dem Meister leisten müssen. Er »hatte ein Ochsenjoch vor der geöffneten Haustür angebracht« (S. 53), unter dem die Burschen hindurchgehen müssen. Das Ochsenjoch dient als Arbeitsgerät, mit dem der Mensch die starken Tiere zur Arbeit einspannt. Wie der Mensch den Ochsen, unterwirft der Meister seine Mühlknappen und lässt sie unter dem Ochsenjoch hindurchgehen, um zu verdeutlichen, dass sie seinen Arbeitsanweisungen folgen müssen. Dies ist eine weitere Demonstration seiner Macht – die Unfreiheit der Mühlknappen wird noch einmal deutlicher. Auch die Wortwahl »Gedenke, dass ich der Meister bin« (ebd.) untermauert dies.

Während der Osterfeier findet sich eine weitere Vorausdeutung, die einen ersten Hinweis auf das Ende des Romans bietet. Das Lied, das die Jungen auf ihrer Feier singen, handelt von dem Sieg eines Knappen über seinen Meister. Ausgerechnet Krabat singt die Strophe, in der der Schüler seinen Lehrer tötet.

Veröffentlicht am 11. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2023.