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Krabat

Das dritte Lehrjahr, Kapitel 25-27

Zusammenfassung

Nach dem Suizidversuch kümmern sich die Müllerburschen besonders gut um Merten und überwachen ihn, damit er sich nicht weiter verletzt. Merten ist lange Zeit krank und Krabat denkt darüber nach, was der Meister gesagt hat. Er kommt zu dem Schluss, dass dieser selbst verantwortlich für die Todesfälle in der Silvesternacht sein müsse. Er nimmt sich vor, den Meister eines Tages für seine Taten bezahlen zu lassen, darf sich jedoch nichts anmerken lassen. Krabat lernt in der Schwarzen Schule nun besonders eifrig, um den Meister eines Tages besiegen zu können.

Der Winter ist kalt, jedoch fällt kein Schnee. Eines Tages erscheinen der Scholta von Schwarzkollm und zwei weitere Männer an der Mühle und bitten den Meister, er möge im Tausch gegen Eier und Geflügel Schnee herbeizaubern, um ihre Ernte zu retten. Doch der Müller lässt sich nicht erweichen und schickt die Männer fort. Lyschko lässt die Männer durch einen Zauber glauben, sie würden von einer Meute Hunde verfolgt.

In der Nacht wird Lyschko mehrfach von Albträumen über eine Meute Metzgerhunde geplagt. Juro sagt ihm, dass es ein Glück sei, dass er nur träume, doch nachdem Lyschko zum sechsten Mal mit einem Schrei erwacht, schicken sie ihn für den Rest der Nacht in die Scheune. Am nächsten Morgen stellen die Burschen fest, dass es geschneit hat. Die Männer aus Schwarzkollm kommen zum Dank noch einmal zur Mühle, doch der Müller nimmt ihre Geschenke nicht an, da er ihnen nicht geholfen hat. Juro hilft den Männern dabei, ihre Waren wieder aufzuladen und rät ihnen, die Vorkommnisse schnell zu vergessen.

Krabat lernt in der Schwarzen Schule so eifrig, dass er alle seine Mitgesellen überflügelt und dafür Anerkennung vom Meister erhält. Am Karfreitag wird Lobosch zum Unterricht aufgenommen. Als der Meister ihn in einen Raben verwandelt, sorgt der lustige Junge für allerhand Späße und lenkt die Gesellen vom Unterricht ab. Nur Krabat konzentriert sich darauf, zu lernen, wie man in Gedanken mit jemandem spricht. Er prägt sich die Formel ein, um sie bei der Kantorka anzuwenden.

Das Osterritual vollzieht Krabat in diesem Jahr mit Lobosch. An Bäumels Tod, dem Ort, den zuvor auch Tonda mit Krabat aufgesucht hat, erzählt er dem Lehrjungen von seinen verstorbenen Freunden und merkt, dass er Tondas Rolle für Lobosch übernommen hat. Gemeinsam lauschen sie den Ostergesängen und in Gedanken bittet er die Kantorka mit dem neuen Zauberspruch, ihn am Morgen allein zu treffen. Nachdem sie das Ritual vollzogen haben, lenkt Krabat Lobosch ab und trifft die Kantorka auf ihrem Heimweg allein an. Er stellt sich ihr vor, doch sie erkennt ihn aus ihren Träumen, in denen ein böser Mensch ihn mitnehmen wollte, es aber nicht geschafft hat, weil sie mit ihm fortgegangen ist. Die Kantorka wischt Krabat mit ihrem Tuch den Drudenfuß von der Stirn und er fühlt sich, als habe sie einen Makel entfernt. Er ist dankbar dafür, dass sie bei ihm ist.

Auf dem Rückweg zur Mühle stellt Krabat fest, dass sein Messer sich schwarz verfärbt hat. Sie treffen auf Juro und Witko und Juro fragt, wo Krabats Drudenfuß sei. Es beginnt stark zu regnen, sodass den übrigen Burschen ebenfalls das Mal abgewaschen wird. Der Meister malt ihnen ein neues und schickt sie an die Arbeit, die diesmal besonders lange dauert.

Bei der Osterfeier ist Krabat nur halb anwesend, da er immerzu an die Kantorka denken muss. Er fühlt seit der Begegnung mit ihr eine starke Veränderung – er nimmt seine Umgebung heller wahr. Manchmal träumt er auch nachts von ihr und wünscht sich, ihr Gesicht sehen zu können. Die anderen Mühlknappen bemerken seine Abwesenheit und Lyschko versucht, ihm den Namen des Mädchens zu entlocken, doch Krabat streitet erneut ab, dass er ein Mädchen habe. Auch der Meister fragt ihn, was er vor ihm verberge, und Krabat entgegnet, er habe ihm nichts zu sagen. Als Krabat die Meisterstube verlässt, zieht Juro ihn in die Küche. Er gibt Krabat eine Kette mit einer Wurzel daran, die ihn vom Träumen abhalten soll.

Analyse

Der Suizidversuch Mertens diente als Schlüsselerlebnis, nach welchem Krabat endgültig feststellt, dass er gegen den Meister vorgehen muss, um sich und seine Freunde zu retten. Sein Ehrgeiz in der Schwarzen Schule begründet sich nicht mehr in seinem Streben nach Macht, sondern zeigt seinen Willen, gegen den Meister zu bestehen. Krabat wird zum Meisterschüler, da er glaubt, nur als solcher gegen seinen Lehrer siegen zu können. »Am Ende dieser Entwicklung steht Krabat also zumindest bezüglich der Liebe und Nächstenliebe in Opposition zum Meister.« (Kulik 186)

Nach dem Osterritual trifft Krabat auf die Kantorka und spricht sie an. Als diese erklärt, dass sie Krabat aus ihren Träumen kenne, wird die zweite Art der Magie, mit der sich der Roman befasst, zum ersten Mal sichtbar. Nur durch die Macht der Liebe ist es dem Mädchen möglich, Krabats Träume zu teilen.

    Die Ausbildung seiner Identität im Inneren wird für die Leser durch Krabats Träume nach Außen hin als Prozess sichtbar: Dominieren zunächst die Angstträume, bieten sie ihm im Verlauf des Märchenromans Hilfestellungen, dienen als Warnung oder Blick in die Zukunft. (Schmidt 50)

Der Traum, den er mit der Kantorka teilt, dient als Vorausdeutung in die Zukunft, da er das Ende des Romans darstellt. Dass auch die Kantorka im Traum erfährt, dass sie den Meister besiegen werden, gibt beiden Charakteren das nötige Selbstvertrauen, welches sie später benötigen, um die Probe anzutreten.

Ein weiterer Hinweis dafür, dass Krabat sich auf dem richtigen Weg, der guten Seite, befindet, ist sein Gefühl, als die Kantorka ihm den Drudenfuß von der Stirn wischt. Krabat fühlt sich, »als habe sie einen Makel von ihm genommen« und ist ihr sehr dankbar dafür. (S. 201.) Da er sich gegen die teuflische Seite und stattdessen für die Kantorka auf der christlichen Seite entschieden hat, fühlen sich die teuflischen Riten und Symbole falsch für ihn an. Die Spanne zwischen Gut und Böse wird immer deutlicher und sogar körperlich spürbar.

Nachdem er die Kantorka getroffen hat, nimmt er auch seine Umwelt ganz anders wahr: »Er war bei der Kantorka und die Kantorka war bei ihm und die Welt wurde immer heller ringsum, immer grüner mit jedem Tag.« (S. 205) Auch die Farbtöne der Natur nimmt er viel deutlicher und vielfältiger wahr. Dies ist primär als Zeichen für Krabats große Liebe zu deuten, die ihm den Alltag auf der Mühle vereinfacht. Doch kann die neu entdeckte Farbenvielfalt der Welt auch als Einzug des Guten in den teuflischen Raum interpretiert werden. »Die Realisation [der Merkmale des Guten] bedingt schließlich die Niederlage des Bösen.« (Kulik 191)

Veröffentlicht am 11. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2023.