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Faust I

Figuren

Figurenkonstellation

Faust I – Figurenkonstellation
  • Doktor Heinrich Faust

    Doktor Heinrich Faust wird als zerrissener und unglücklicher Charakter in der Szene »Nacht« vorgestellt. Er hat alle Wissenschaften der damaligen Zeit studiert. Trotzdem ist er nicht zu einer Erkenntnis gelangt in Bezug auf den Sinn des eigenen Daseins und des Daseins der Menschen im Allgemeinen. Dies macht Faust zutiefst unglücklich und veranlasst ihn dazu, die Lösung in Magie zu suchen. Nur wenn er sein irdisches Dasein, d. h. seinen Körper, hinter sich lassen kann und sich von diesem befreit, wäre er in der Lage, die Erkenntnis zu erlangen, nach der er sich sehnt. Daher beschwört er den Erdgeist, der ihn lediglich verspottet. Faust ist zutiefst erschüttert, hatte er sich doch für ein Ebenbild Gottes gehalten und denkt daraufhin an Selbstmord. Der Glockenklang und Chorgesang halten ihn vom Selbstmord ab und seine innere Zerrissenheit wird unterdrückt.

    Seine Gespräche mit Wagner, seinem Assistenten, zeigen deutlich, dass ihm Buchwissen allein nicht ausreicht. Er strebt nach mehr und macht daraus auch kein Geheimnis. Schließlich trifft er auf Mephisto und geht einen Pakt mit diesem ein, denn nur so, denkt Faust, könne er endlich die Begrenztheit seines Körpers zurücklassen. Faust strebt zwar nach Wissen, möchte jedoch gleichzeitig auch seinen menschlichen Trieben nachgehen. Er hat sein gesamtes Leben dem Studium gewidmet und ist nun in fortgeschrittenem Alter. Trotzdem hat er keine Frau und keine Kinder und es ist anzunehmen, dass er seine Jugend bis zum Zeitpunkt der Handlung in seinem Studierzimmer verbracht hat. Er hat sich nicht unbeschwert vergnügt. Dies möchte er durch den Pakt mit Mephisto ebenfalls nachholen.

    Generell zeigt sich, dass Faust nicht sehr empathisch und sehr auf sein eigenes Wohl aus ist. Dies wird an seinem Umgang mit Gretchen deutlich, die er als ein Objekt sieht, das dazu dienen kann, seine Triebe zu befriedigen. Er schreckt dafür nicht davor zurück, sie von ihrer Familie zu trennen und sie gesellschaftlich zu ächten, indem er sie unehelich schwängert. Sein schlechtes Gewissen meldet sich erst, nachdem Gretchen ihr Kind ertränkt hat und ihr die Todesstrafe droht. Er lässt sie schließlich auch zurück und führt seine Reise mit Mephisto fort, da er seine Antwort noch immer nicht gefunden hat. Auch über Wagner äußert sich Faust stets abwertend und schätzt ihn nicht, obwohl dieser zu ihm aufsieht. Faust ist sehr auf sein eigenes Wohl bedacht und geht seinem Streben ohne Rücksicht auf Verluste nach.

  • Mephistopheles

    Mephisto ist ein vielschichtiger Charakter. Er ist sehr wandelbar und passt sich jeder Situation perfekt an. Er ist sich bewusst, dass er seinen Teil in der Schöpfungsgeschichte der Menschheit erfüllt, allerdings wird deutlich, dass er nicht auf einer Stufe mit Gott steht. Dieser lässt ihn gewähren und Faust testen, da er sich sicher ist, dass Mephisto es nicht schaffen wird, Faust von seinem Weg des Strebens abzubringen. Als Mephisto auf Faust trifft, verkleidet er sich zunächst als Hund, um Zutritt zu Fausts Studierzimmer zu erhalten. Als dies gelingt, zeigt er sich als Student, da Faust Professor ist. Er spricht gewählt, der Situation entsprechend und gibt sich als der Teufel zu erkennen. Er versucht es nicht zu verstecken. Er ist sich sehr sicher in dem, was er tut. Menschen sind für ihn nur Spielfiguren, ihre Gefühle interessieren ihn nicht, er verachtet sie gar.

    Mephistopheles versucht stets, den größten Nutzen für sich und seine Interessen aus den Menschen zu ziehen. Jedoch ist seine Macht begrenzt. Er kann Gretchen nicht manipulieren, sondern setzt seine manipulativen Strategien bei Gretchens Nachbarin ein, damit Gretchen auf Faust aufmerksam wird. Er kann auch Fausts Studierzimmer nicht einfach verlassen, da ein Pentagramm vor der Tür aufgezeichnet ist. Wenn er seine Macht einsetzen kann, tut er es, auch wenn es nicht fair ist. Er benutzt seine Magie, um im Schwertkampf gegen Gretchens Bruder Valentin siegreich hervorzugehen. So wie sein Äußeres kann Mephisto auch seinen Sprachgebrauch anpassen. In Auerbachs Keller passt er sich dem gemeinen Volk an, wenn er hingegen mit Faust spricht, dann meist gewählt. Er wird nicht emotional, sondern sieht seinen Pakt mit Faust als ein Spiel, in dem die Figuren handeln, wie es ihm gefällt.

  • Wagner

    Wagner ist Fausts Assistent. Gleich zu Beginn wird deutlich, dass beide sehr unterschiedliche Ansichten von der Wissenschaft und dem Erlangen von Wissen haben. Wagner lernt aus Büchern und ist fasziniert von den früheren Erkenntnissen und wie diese weiterentwickelt und verbessert werden. Für Faust ist er der Typ Mensch, der nie die wahre Erkenntnis erlangen wird, da er lediglich wiedergibt, was er in Büchern gelesen hat. Für Wagner ist dies jedoch die Erfüllung und er verspürt nicht den Drang, nach mehr Wissen zu streben (im Gegensatz zu Faust). Er möchte sein Wissen an die Menschen weitergeben und fragt deshalb auch Faust um Rat.

    Des Weiteren wird deutlich, dass Wagner sich die Welt mit seinem Buchwissen erklärt. Als Faust und er auf Mephisto, verkleidet als Pudel, treffen, erklärt er sich dessen Verhalten durch sein Wissen über Hunde, das er sich durch Lesen angeeignet hat. Er möchte nicht mehr in der Welt sehen als das, was er sich wissenschaftlich erklären kann. Dies reicht ihm und sein Streben gilt dem Erlangen von Ruhm, durch die Weitergabe seines Wissens.

  • Gretchen (Margarete)

    Margarete »Gretchen« ist schätzungsweise erst 14 Jahre alt und kommt aus einfachen Verhältnissen. Sie wohnt mit ihrer Mutter zusammen und bewohnt eine kleine Kammer. Ihr Bruder Valentin ist Soldat. Ihr kleines Zimmer ist geordnet und rein, was auch Gretchens Inneres widerspiegelt. Zu ihren Pflichten gehört das Führen des Haushalts und in die Kirche zu gehen. Dort geht sie zur Beichte. Dies führt sie auch während ihrer Beziehung mit Faust fort und legt Buße ab. Ihren einzigen Halt findet sie im Glauben. Gretchen kann ihre Gedanken nicht gut in Worte fassen, weshalb sie meist durch Lieder spricht. Mit ihnen kann sie ihre Gefühlslage ausdrücken. Sie weiß auch, dass sie Faust intellektuell unterlegen ist.

    Im Gegensatz zu Faust ist Gretchen ein Gefühlsmensch, sie vertraut auf ihre Intuition und erkennt so auch Mephistos böse Absichten, ohne zu wissen, dass er der Teufel ist. Genauso hört sie auch auf ihr Gefühl in Bezug auf Faust. Im Lied, dass sie am Spinnrad singt, wird deutlich, dass sie sich wirklich verliebt hat und sich eine Zukunft mit ihm wünscht. Daher geht sie auch so weit, ihrer Mutter einen »Schlaftrunk« zu verabreichen, um eine Nacht mit Faust verbringen zu können. Sie handelt gegen ihre Prinzipien. Trotzdem zeigt sie offen, dass sie die Zukunft mit Faust möchte und stellt ihm die Frage, wie er zur Religion steht. Ihr ist es wichtig, dass er auch gläubig ist, damit der Ehe und der gemeinsamen Zukunft nichts im Wege steht. Nachdem sie eine Zeit vergeblich darauf wartet, dass Faust zu ihr und dem Kind steht, merkt sie beim Wiedersehen, dass sich seine Gefühle ihr gegenüber geändert haben. Er liebt sie nicht mehr und sie bekommt Angst vor ihm und der Kälte, die er ausstrahlt. Daher lehnt sie sein Angebot ab, mit ihm zusammen zu fliehen. Sie findet ihre Kraft in ihrem Glauben an Gott und sie glaubt fest daran, von ihm erlöst zu werden. Dies geschieht letztendlich auch.

  • Marthe Schwerdtlein

    Marthe Schwerdtlein ist Gretchens Nachbarin. Sie ist eine enge Vertraute und hilft Gretchen, aus der Kontrolle ihrer Mutter zu entkommen. So bietet sie ihren Garten für ein Treffen von Gretchen und Faust an, das sonst nicht möglich gewesen wäre.

    Sie selbst ist ebenfalls sehr eingeschränkt durch die Zugehörigkeit zum Kleinbürgertum. Ihr Mann ging und sie weiß nicht, ob er noch lebt. Es war damals sehr schwer, als Frau ohne Mann zu leben. Dies gilt sowohl gesellschaftlich als auch sozial. Daher kommen Mephistos Avancen ihr sehr recht. Sie weiß nicht, dass er sie nur ausnutzt, um Faust und Gretchen zu verkuppeln. Sie ist ihm, genauso wie Gretchen Faust, rhetorisch unterlegen und geht auf seine Schmeicheleien ein. Doch auch sie verfolgt dabei ein Ziel. Sie möchte sich finanziell absichern und im besten Fall gesellschaftlich aufsteigen. Deswegen lässt sie sich auf Mephisto ein und rät Gretchen ebenfalls zu einer Beziehung mit Faust. Marthe Schwerdtlein ist hauptsächlich wichtig für den Handlungsstrang der Gretchentragödie, da sie die Möglichkeiten schafft, in denen sich Faust und Gretchen treffen können und somit deren Verbindung stärkt und die Handlung vorantreibt.

  • Valentin

    Valentin ist Gretchens Bruder. Es wird erzählt, dass Gretchen auch eine kleine Schwester hatte, die allerdings starb. Valentin dient in der Armee und hat eigentlich ein gutes Verhältnis zu Gretchen. Allerdings hört er Gerüchte über ihre Beziehung mit Faust und ihre Schwangerschaft und wird daraufhin so wütend, dass er Mephisto zu einem Duell herausfordert. Faust ersticht Valentin schließlich und dieser richtet seine letzten Worte an Gretchen, die bestürzt darüber ist, ihn so zu sehen. Er beleidigt sie und spricht sich von ihr los, damit er in den Himmel kommen kann. Er hat ein hohes Pflichtbewusstsein und wenig Empathie für Gretchen, die in ihrem jungen Alter einen Fehler beging.

Veröffentlicht am 18. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 18. April 2023.