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Faust I

Szene 13: »Ein Gartenhäuschen« und Szene 14: »Wald und Höhle«

Zusammenfassung

Faust und Gretchen gehen in Marthes Gartenhäuschen. Sie küssen sich, als Mephisto und Marthe hinzukommen. Mephisto bewegt Faust zum Gehen und Marthe weist darauf hin, dass es bereits spät sei und bald dunkel werde. Gretchen muss nach Hause gehen, damit ihre Mutter nichts von dem Treffen erfährt. Auch Mephisto und Faust gehen.

In der Szene »Wald und Höhle« zieht sich Faust in eine Höhle im Wald zurück, um für sich allein zu sein. Er spricht seine Gedanken über das bisher Geschehene aus. Mephisto kommt dazu und Faust zeigt sich gestört davon. Mephisto erzählt ihm von Gretchen und dass diese auf ihn warte. Das weckt in Faust wieder das Verlangen, sie zu sehen und seinen Trieben nachzugehen.

Analyse

Gretchen und Faust teilen in dem Gartenhäuschen einen Moment unbeschwerter Liebe. Gretchen offenbart Faust ihre Gefühle: »Bester Mann! von Herzen lieb ich dich!« (V. 3207). Doch der intime Moment wird durch Mephisto und Marthe gestört: »Es ist wohl Zeit zu scheiden« sowie »Ja, es ist spät, mein Herr« (V. 3207 f.). Es scheint, als wollten Marthe und Mephisto durch die Trennung ein gegenseitiges Vermissen und dadurch eine Steigerung der Gefühle hervorrufen. Gretchen allerdings ist sich noch immer unsicher, ob sie sich nicht gerade zu etwas hinreißen lässt, das keinen Bestand haben kann: »Bin doch ein arm unwissend Kind,/Begreife nicht was er an mir find’t.« (V. 3215) (Diekhans, Völkl, S. 58 f.)

Die Szene »Wald und Höhle« beginnt mit einem Monolog Fausts. Er hat sich in eine Höhle zurückgezogen und denkt über das Treffen mit Gretchen nach. Faust spricht zum erhabenen Geist, den er einst in Form des Erdgeistes beschworen hat. Die Naturerfahrung hat ihn in die Höhle gebracht. Schließlich reflektiert er und kommt zu dem Ergebnis: »O dass dem Menschen nichts Vollkommnes wird« (V. 3240). Der Mensch wird sich, solange er lebt, im Zwiespalt zwischen dem Streben und der Hingabe zu seinen Begierden befinden.

Mephisto tritt auf und möchte Faust wieder auf seinen Weg führen. Das Verkriechen in die Höhle sei ein Rückfall in seine Gelehrtenwelt und davon wäre Faust doch bereits bekehrt. Faust hat Mephistos Vorhaben durchschaut, lässt sich allerdings trotzdem provozieren. Danach lässt Mephisto ihn als schlechten Liebhaber dastehen, der Gretchen allein lässt, die sich doch so sehr nach ihm verzehren würde, dass sie keinen glücklichen Tag mehr hätte: »Dein Liebchen sitzt dadrinne,/Und alles wird ihr eng und trüb.« (V. 3303 f.)

Faust versucht, sich die Manipulation bewusst zu machen. Doch Mephisto hat zu großen Einfluss auf ihn und Faust spürt erneut ein starkes Verlangen: »Lass mich an ihrer Brust erwarmen!« (V. 3446). Ohne Rücksicht auf Gretchen geht er seinen Trieben nach: »Und sie mit mir zugrunde gehn.« (V. 3365) und sucht sie in der nächsten Szene erneut auf (Diekhans, Völkl, S. 59 f.).

Veröffentlicht am 18. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 18. April 2023.